Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
passiert schon einmal. Aber du hast dafür gesorgt, dass das Hirschkalb langsam genug wurde, sodass ich es fangen konnte“, versuchte Kieran ihn aufzumuntern.
      Orin nickte und fuhr sich mit der Hand durchs goldene Haar. „Du – du hast das heute gut gemacht. Wenn du nicht gekommen wärst, hätten wir jetzt nichts.“
      Kieran merkte, dass der junge Mann versuchte, Freundschaft mit ihm zu schließen. Das war nicht klug von ihm, denn seine Stellung würde Orins Rang schaden. Er wollte nicht, dass man den Jungen mied wegen des Kontakts mit ihm. Statt das Gespräch fortzusetzen, nickte er ihm nur zu und wandte sich ab.
      Bestens gelaunt ritten die anderen Männer an ihm vorbei. Als hoffte er, Kieran würde mit ihm sprechen, blieb Orin auf seinem Pferd weiterhin hinter ihm. Mit der Zeit spürte der junge Mann, dass der Sklave nicht reden wollte, und er ließ ihn in Ruhe.
      Während Kieran mühsam über die Wiesen stapfte, stellte er sich das geschnitzte hölzerne Bildnis von Iseult vor. Die Zeichnungen gaben die genaue Umrisse wieder, aber nicht die Gefühlsregungen. Ein Gesicht zum Leben zu erwecken, indem er das Wesen der Person zum Vorschein brachte, statt nur die Äußerlichkeiten zu zeigen – das war für ihn die wahre Herausforderung. Bei ihren Augen war ihm das gelungen, aber nicht bei ihrem Mund.
      Möglich, dass Davin sie mit einem Lächeln dargestellt haben wollte, doch Iseult sah aus, als wäre sie schon seit Langem nicht mehr glücklich. War es Branna wie Iseult ergangen: mit ihm verlobt, aber unglücklich? Er hatte nie erfahren, warum sie sich gegen ihn gewandt und einem anderen Mann ihre Arme geöffnet hatte.
      Bitternis erfüllte ihn, denn er wusste genau, was es bedeutete, jemanden zu lieben, der diese Liebe nicht erwiderte.
      Als sie den Ringwall erreichten, taten Kieran Füße und Rücken weh. Der Gedanke, das Hirschkalb jetzt zu häuten und das Tier und das Kaninchen zu zerteilen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Das ist das Leben eines Sklaven, ermahnte er sich. Er würde die Tätigkeiten erledigen müssen, die andere nicht tun wollten.
      Er hob das Wild wieder auf seine Schultern und brachte es zum Schlachtplatz. Dort hatte man einen Holztisch über eine flache steinerne Rinne aufgestellt, sodass alles Blut vom Arbeitsplatz fortgespült werden konnte.
      Als Erstes nahm er sich das Kaninchen vor und bemühte sich, so gut es ging, Distanz zu seinem Tun zu bewahren. Orin gesellte sich zu ihm und zog sein Messer aus der Scheide. „Ich werde das Fleisch schneiden“, schlug er vor.
      „Ich mach das schon.“ Kieran deutete mit dem Kopf zu den anderen Männern hinüber. „Du solltest bei ihnen sein.“
      Orin verzog das Gesicht. „Sie reden nicht viel mit mir. Ich möchte lieber hier von Nutzen sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zerteilte er das Fleisch. „Geh und hol das Hirschkalb. Ich helfe dir, es über die Rinne zu balancieren.“
      Kieran zögerte zuerst, doch dann hob er das Tier auf den Tisch. Der Bursche half ihm dabei, und zusammen zerlegten sie es.
      Während sie schweigend arbeiteten, sah er Iseult mit einer ihm unbekannten Frau nach Hause kommen. Die Flanken ihrer Pferde glänzten von Schweiß, und beide sahen aus, als wären sie vom Regen überrascht worden. Auch machten sie einen schuldbewussten Eindruck, gerade so, als hätten sie nicht alleine ausreiten sollen.
      Iseult übergab ihr Pferd einem der jüngeren Burschen. Als sie Kieran entdeckte, hielt sie inne. Einen Augenblick lang sah sie unschlüssig aus, so, als überlegte sie, ob sie mit ihm sprechen sollte. Sie nahm den Mantel ab. Nasse Strähnen umrahmten ihr feines Gesicht. Ihre Haut schien weich wie bei einer Frau, die gerade aus dem Bade kam. Die Falten ihres léine schmiegten sich um ihre Beine. Ihr Körper war rank und schlank wie ein junger Baum. Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, und sein Körper, dieser Verräter, reagierte sofort auf sie.
      Tu es nicht. Er warf ihr einen warnenden Blick zu, damit sie nicht näher kam. Einen Mann wie ihn anzusprechen! Sie sollte es doch wirklich besser wissen. Es war ihm gleich, was sie ihm sagen wollte. Was immer es war, er konnte ihr nicht helfen. Wollte ihr nicht helfen.
      Bewusst wandte er seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Fleisch zu, auch wenn er ihre Gegenwart weiterhin spürte. Iseult ging zu Davins Hütte, und Kieran atmete auf, als sie fort war. Es war besser so.
      Er hoffte, dass sie heute Abend nicht erscheinen würde. Um die

Weitere Kostenlose Bücher