Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
Pflegebruder.“ Ihr entschlossener Ton gab ihm keine Gelegenheit, sich zu widersetzen.
      Orin machte ein betrübtes Gesicht. „Es tut mir leid, Kieran.“ Dieser schüttelte den Kopf, als wäre das alles nicht so wichtig. Während er sich zu den anderen Sklaven gesellte, beobachtete er den Eingang und wartete auf den richtigen Augenblick. Einige der Männer trugen Tische und Sitzgelegenheiten in den Raum, während die Sklavinnen mit der Vorbereitung des Essens beschäftigt waren.
      Ein Mädchen kämpfte mit einem versiegelten Behältnis aus Ton und murmelte leise: „Ich sollte dich einfach aufbrechen.“ Kieran glitt in den Schatten und hoffte, so ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen. Doch er hatte kein Glück, denn ihr Blick fiel auf ihn.
      „Ich kenne dich. Du bist doch Davins neuer Sklave.“ Kieran nickte kurz. Er erkannte in ihr die Frau, die Iseult begleitet hatte.
      Mit dem noch leicht feuchten braunen Haar und der sanft gerundeten Figur war sie eine hübsche Erscheinung. Er nahm ihr den Behälter aus der Hand und löste das Siegelwachs.
      „Sie mag dich nicht.“
      „Ich weiß.“ Bereit, seine Flucht fortzusetzen, gab er ihr das Gefäß zurück.
      „Warte.“ Die Frau verstellte ihm den Weg. „Als sie neulich abends die Hütte des Schnitzers verließ, sah ich sie weinen. Was hast du ihr getan?“
      „Ich habe sie nicht …“ Beinahe hätte er „angerührt“ gesagt, aber das war eine Lüge. Er richtete sich auf. Er wollte sich nicht vor Iseults Begleiterin rechtfertigen. Er blieb bei seinem Schweigen und musterte sie mit seinem bedrohlichsten Blick.
      Sie reckte das Kinn. „Nimm dich in Acht, Sklave. Sie ist meine Freundin, und ich will nicht, dass du sie belästigst.“ Die Frau hielt den Blick fest auf ihn gerichtet und vernichtete damit seine Fluchtpläne. Zweifellos würde sie den ganzen Haushalt alarmieren, wenn er versuchte, sich davonzustehlen.
      Auch wenn er sich jetzt in sein Schicksal als Sklave ergab, war es doch schwerer zu ertragen, als er es sich vorgestellt hatte. Er war es gewohnt, Befehle zu geben, nicht, welche zu empfangen.
      „Füll den hier mit Wasser“, befahl ihm einer der Diener und drückte ihm einen Eisentopf in die Hand. Fast hätte Kieran ihn fallen gelassen, doch er bemerkte, dass die Frau des Stammesführers ihn beobachtete. Auch sie erwartete, dass er nicht gehorchen würde.
      Er starrte so lange zurück, bis sie den Blick abwandte. Ihre zusammengepressten Lippen verrieten ihr Missfallen. In Wirklichkeit befahl ihm niemand. Er selbst hatte diese Buße auf sich genommen. Die anderen Sklaven schienen das zu spüren, denn sie wichen ihm aus, als er hinausging, um das verlangte Wasser zu holen. Die Gespräche verstummten, und er zog nur noch mehr Interesse auf sich.
      Kieran kehrte mit dem vollen Topf zurück und hängte ihn über die Feuerstelle. Keiner sagte mehr etwas, auch wenn eine der Sklavinnen ihm ein scheues Lächeln schenkte. Auf seinen finsteren Blick hin eilte sie sich schnell davon und kümmerte sich ums Essen. Die anderen mieden ihn.
      Von diesem Augenblick an übernahm er die anstrengendsten Arbeiten. Er bewegte sich zwischen den anderen, schleppte Stapel von Torfbrocken und wünschte, er hätte Orin nie begleitet. Dann hätte er jetzt nämlich in seiner Schnitzerhütte sein und Iseults Bildnis fertigstellen können.
      Nach einer Stunde taten Kieran von der ständigen Anspannung die Schultern weh. Das Heben des Hirschkalbs zuvor und die Arbeiten, die er jetzt zu erledigen hatte, zeigten ihm, dass seine Wunden noch nicht verheilt waren. Er behielt sein Unbehagen für sich und ließ keinen seine Schwäche merken.
      Mit der Zeit erfüllte ein wunderbarer Duft den kleinen Raum, und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Die Sklaven richteten immer mehr Platten an: mit Zwiebeln und Kräutern gewürzte Fleischpasteten, gebratenes Schweinefleisch und Hafermehlkekse mit frischen Johannisbeeren. Er konnte sich nicht daran erinnern, in letzter Zeit so etwas gegessen zu haben. Auch wenn er wusste, dass er nicht an ihrer Tafel sitzen würde, so gab es vielleicht die Möglichkeit, wenigstens ein wenig von diesem Essen abzubekommen. Das wäre etwas, worauf er sich freuen konnte.
      Als schließlich immer mehr Leute in die Hütte traten, rief Neasa ihm zu:
      „Sklave, du wirst unseren Gästen die Füße waschen.“ Kieran blieb überrascht stehen. Obwohl er wusste, dass dies eine Aufgabe war, die den fudir oft übertragen wurde, wehrte

Weitere Kostenlose Bücher