Ihr stolzer Sklave
enden.
Er warf sich zur Seite, um nicht niedergetrampelt zu werden. Während er mit der Axt ihre Schwerter abwehrte, kämpfte er sich einen Weg zu ihr frei.
Einer der Reiter hatte sie bereits auf sein Pferd gezogen. Sie schrie und wehrte sich. Der Mann versetzte ihr einen Faustschlag ins Gesicht, sodass sie mit dem Gesicht nach unten über dem Rücken des Tieres liegen blieb.
Bei dem Gedanken an das, was man ihr angetan hatte, wurde Kieran von heller Wut gepackt. Auch wenn sie Iseult vielleicht nur als Geisel haben wollten, er sah rot. Er warf sich auf den letzten Reiter und hieb den Mann mit einem Schlag seiner Axt vom Pferd.
Dann griff er nach den Zügeln des sich widersetzenden Pferdes. Eine rasende Wut erfüllte ihn und eine enorme Angst, die Männer könnten sich an Iseult vergreifen.
Er sprang in den Sattel. Sich weit nach vorne beugend, trieb er das Tier an. Was hätte er jetzt darum gegeben, ein Schwert bei sich zu haben oder einen Bogen. Etwas in ihm drängte ihn, Hilfe zu holen. Aber er befürchtete, Iseult nie wiederzufinden, wenn er ihr jetzt nicht folgte. Sein Pferd begann zu ermüden, aber er zwang das Tier, den Mann einzuholen, der dabei war, diese Frau zu entführen.
Sie hatte ihre Lage nicht verändert. Immer noch hing sie regungslos über dem Pferd. Bei Gott, wenn sie sie getötet hatten …
Der Mann hob sein Schwert. Kieran parierte den Schlag mit der Axt. Er konnte es nicht riskieren, den Angreifer aus dem Sattel zu reißen, denn dadurch konnte Iseult herunterstürzen und unter die alles zermalmenden Hufe gelangen. Stattdessen duckte er sich vor einem weiteren Schlag und griff nach ihrem Arm. Mit einer Hand kämpfend, ließ er seiner Wut freien Lauf und schlug mit der Axt nach dem Feind. Seine Klinge brauste in Haut nieder.
Er spürte, wie ein Schwertstreich seinen Oberarm traf, und er biss die Zähne zusammen. Während er Iseults Arm noch fester packte, drückte er sich mit aller Kraft gegen seinen Gegner. Der Reiter stürzte zu Boden.
Kieran musste kämpfen, um sie vor dem Herunterfallen zu bewahren. Er umfasste sie an der Taille und zog sie zu sich auf sein Pferd. Erleichtert stöhnte er auf, als er sie sicher in den Armen hielt.
Der letzte Entführer wich zurück und trieb sein Pferd an, bis er aus Kierans Blick verschwand. Von allen drei Männern hätte er mit diesem am liebsten gekämpft – es war jene ihm bekannte Geisel. Leider gab es keine Gelegenheit dazu.
Er hielt sein Pferd an und presste Iseult an sich. Gott sei Dank atmete sie noch. Doch wo die Faust des Widersachers sie getroffen hatte, war ihr Gesicht geschwollen. Kierans Herzschlag hatte sich immer noch nicht beruhigt. Seine Lungen schmerzten von der Anstrengung.
Er stieg vom Pferd und bettete sie in seine Arme. Nach einer Weile öffnete sie die Augen. O Gott, wie sehnte er sich danach, sie an sich zu ziehen, sich zu vergewissern, dass sie nicht verletzt war. Stattdessen beherrschte er sich und legte sie ins Gras.
„Bist du in Ordnung?“, murmelte er.
Iseult griff sich an die Wange und zuckte zusammen. „Ich – ich glaube.“ Vorsichtig setzte sie sich auf. „Was ist mit ihnen geschehen?“
„Einer ist tot. Der andere fiel vom Pferd – ich weiß nicht, wie schwer seine Verletzungen sind. Der Dritte entkam.“
„Danke, dass du mich gerettet hast“, flüsterte sie. Ihre Stimme war wie Glas, kurz davor zu zerbrechen. Obwohl sie nicht weinte, suchte ihre Hand doch Halt an seiner Schulter. Er wagte nicht zu atmen – und noch weniger wollte er sich von ihr lösen.
„Würdest du mich festhalten?“, bat sie. „Ich benötige nur einen Augenblick.“
Kieran schloss die Augen und ließ die Schultern sinken. Sie wusste nicht, was sie da von ihm verlangte. „Nein. Es tut mir leid.“ Der erschrockene Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ ihn sich hundeelend fühlen. Er stand auf und ging zu der Stelle zurück, wo er den Holzklotz hatte fallen lassen. Die Axt wog schwer in seiner Hand, und er verfluchte sich, weil er Iseult den Trost verweigerte. Aber die Wahrheit war: Wenn er sie erst einmal in den Armen hielt, würde er es nicht beim Trösten belassen.
10. KAPITEL
Iseult war am Ende ihrer Kraft. Sie konnte nicht aufhören zu zittern. Dort, wo die Faust des Entführers ihre Wange getroffen hatte, quälte sie ein klopfender Schmerz. Kieran ging so weit voraus, dass es den Anschein hatte, als wollte er sie loswerden. Ihre Augen standen voll
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