Ihr stolzer Sklave
kein Wort herausbrachte, beugte er sich zu ihr hernieder. „Willst du irgendetwas?“
Ja. Vieles. Und besonders dich .
Aber das konnte sie jetzt ja wohl schlecht sagen, oder? „Ich … ich möchte dir nur viel Glück wünschen“, brachte sie mühsam heraus. „Versuche, nicht getötet zu werden.“
Auch wenn er es zu verbergen suchte, er lachte über sie. „Ich werde es versuchen.“
„Iseult wäre am Boden zerstört, wenn sie dich verlieren würde.“ Ich wäre am Boden zerstört.
Davin streckte die Hand aus und fasste sie am Kinn. „Es wird alles gut gehen, Niamh. Ich habe vor zurückzukehren, nachdem wir die Eindringlinge geschlagen haben.“
„Sorge dafür, dass du das tust.“ Sie nickte ihm kurz zu und schritt davon.
Du lieber Himmel, warum machte sie sich nur immer zum Narren, wenn Davin in der Nähe war? Am liebsten hätte sie ihren Kopf gegen eine Wand geschlagen.
Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass der Sklave sie beobachtete. Seine schwarzen Augen sahen, was keiner sonst sah. Sie sahen ihre unausgesprochenen Gefühle. Eine heiße Röte färbte ihre Wangen.
Einen Augenblick später ertappte sie wiederum Kieran dabei, wie er in eine andere Richtung schaute. Zu Iseult. Und, bei Gott, der Blick, den die beiden wechselten, hätte den ganzen Ringwall in Flammen setzen können.
Obwohl Iseult den Männern nachwinkte und es aussah, als würde sie sich von Davin verabschieden, war zu erkennen, dass sie sich sehr wohl Kierans Aufmerksamkeit bewusst war.
Und ihre Freundin war nicht immun dagegen.
Nun denn, das war etwas, worüber man nachdenken sollte, nicht wahr?
Als die Männer fort waren, herrschte eine spürbare Spannung im Ringwall.
Iseult machte sich daran, ihren üblichen Tätigkeiten nachzugehen, doch es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Die Frauen mahlten draußen Korn und beobachteten die meiste Zeit ihre Umgebung, als würden sie jeden Augenblick erwarten, dass die Nordmänner mit Speeren und Kriegsgeschrei über den Hügel geritten kämen.
Als Iseult an der offenen Tür des Schnitzers vorüberging, erblickte sie im Innern der Hütte Kieran. Er arbeitete an der Brauttruhe, so, als würde er sich wegen des möglichen Überfalls keine Sorgen machen. Wie konnte ein Mann in Zeiten wie diesen derart gelassen sein? Sie wusste, dass man ihm befohlen hatte, zusammen mit den anderen Sklaven zurückzubleiben. Doch selbst diese schienen in Gedanken mit etwas anderem beschäftigt zu sein.
Sie ging einige Schritte weiter, blieb dann aber abrupt stehen. Wenn Davin und seine Leute die Nordmänner nicht schlugen, würde das Dorf nicht verschont bleiben. Sie und die anderen würden sterben.
Doch sie hatte Kieran kämpfen sehen. Sklave oder nicht, er wusste, wie man das Dorf verteidigen musste. Langsam kehrte sie zu seiner Hütte zurück und blieb in der Türöffnung stehen.
„Du nimmst mir das Licht“, sagte er mit schneidender Stimme, während er mit dem Spatel eine verwickelte Bordüre entlang der Kistenkante bearbeitete. Seine Hände waren ganz ruhig, und er schien sich tatsächlich keine Sorgen darüber zu machen, dass sie heute noch mit einer möglichen Belagerung rechnen mussten. Das schwarze Haar hatte er mit einem Lederriemen zusammengefasst, und seine Tunika war zerknittert. Trotz seines vernachlässigten Äußeren fiel es Iseult schwer, den Blick von ihm zu lassen.
„Wieso arbeitest du drinnen? Draußen hast du besseres Licht.“
„Es wird regnen, und ich habe keine Lust, dass meine begonnene Arbeit ruiniert wird.“
Ihre Lippen zogen sich zu einer schmalen Linie zusammen. „Wie kannst du hier sitzen und schnitzen, während wir vielleicht bald angegriffen werden?“
„Es gibt nichts, das ich tun könnte, oder?“ Er arbeitete eine weitere Linie aus dem Eichenholz heraus und passte sie der vorhergehenden an.
Danach rieb er jenen Teil des Holzes mit Butter ein und gab ihm den letzten Schliff. Die Schnitzerei am Rand der Truhe fortzuführen erschien Iseult töricht im Vergleich zu dem, was auf sie zukommen könnte.
„Das ist doch gar nicht wahr. Du weißt eine Menge über die Verteidigung eines Ringwalls.“
Er legte das Tuch beiseite und sah sie an. In seinen braunen Augen lag Ungeduld. Es war der Blick eines Mannes, der von ihr erwartete, dass sie endlich ging. Nun, das würde sie nicht tun. Nicht, bevor sie seine Unterstützung erhielt.
„Was willst du von mir,
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