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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Größe und die Form zu geben, die er brauchte. Sorgfältig maß er das Brett ab, sodass es zur Truhe passte, entfernte die alten Fugen und legte das zersplitterte Holz beiseite.
      Dann formte er mithilfe eines Meißels ein neues Verbindungsstück, bis er das neue Seitenteil mit ein paar Hammerschlägen in die vorhandene Truhe einpassen konnte.
      Das präzise Arbeiten verlangte eine ruhige Hand und einen gewissen Kraftaufwand. Die Arme taten ihm weh, aber der Schmerz war ihm willkommen. Früher hatte ihm eine solche Arbeit wenig abgefordert. Ohne die geringste Mühe hatte er stundenlang so arbeiten können.
      Kieran musste sich eingestehen, dass es einige Zeit brauchen würde, die verloren gegangenen Fähigkeiten zurückzugewinnen. Wäre er im Besitz all seiner Kräfte gewesen, als man Iseult angriff, wären alle drei Männer tot.
      Jetzt vermochte er noch nicht einmal mehr eine Frau zu beschützen. Es beschämte ihn, wenn er daran dachte.
      Als er zu diesem Stamm kam, hatte er einzig die Absicht, sich im Hintergrund zu halten und ein gesichts- und namenloser Sklave zu sein.
      Jetzt dämmerte ihm langsam, dass das nicht möglich war. Zu lange hatte er Männer in die Schlacht geführt, als dass es nicht ein Teil von ihm geworden wäre. Seine Stammesleute hatten von ihm erwartet, dass er sie anführte, dass er Entscheidungen traf, die sonst keiner treffen wollte.
      Sein Vater hatte ihn dazu erzogen, als Stammeshäuptling in seine Fußstapfen zu treten. Es war eine unwillkommene Bürde. Nie hatte Kieran Oberhaupt eines Stammes werden wollen.
      Während seiner Gefangenschaft hatte er sich an die Hoffnung geklammert, dass sein Vater und die Stammesmitglieder ihm und seinem Bruder hinterherreiten würden. Er hatte Egan getröstet und ihm gesagt, er solle sich nicht fürchten.
      Doch niemand war gekommen.
      Die Erinnerung ließ ihn erstarren. Doch es war nicht länger von Bedeutung. Für ihn waren die anderen ähnlich tot wie er für sie.
      Er hatte seine Zeit darauf verwendet zu überlegen, wo er als Nächstes hingehen sollte. Die Antwort war ihm letzte Nacht eingefallen. Er würde den Rest seiner Tage als Söldner verbringen, würde quer durch Irland ziehen, Menschen verteidigen, die dazu nicht fähig waren, und jene töten, die Unschuldigen Böses antaten.
      Er öffnete die Hand und ballte sie dann zu einer Faust. Jede der ihm verbleibenden Wochen seiner Buße würde er dazu nutzen, die einstigen Kräfte wieder aufzubauen.
      Gestern Abend hatte er die Männer über die Lochlannachs reden hören.
      Auch wenn Davin vorhatte, sich zur Wehr zu setzen, bezweifelte Kieran, dass der Ringwall auf einen solchen Angriff vorbereitet war. Es gab viele Stellen, an denen der Palisadenzaun den Feinden nicht würde standhalten können. In Vorbereitung seiner eigenen Flucht hatte er jeden Winkel des Ringwalls genau studiert. Es gab keinen Winkel von Lismanagh, den er nicht kannte.
      Es kümmerte ihn nicht, wenn es von den Plünderern zerstört wurde. Die Leute der Ó Falveys bedeuteten ihm nichts. Cearul und seine Stammesbrüder handelten nach ihren Launen und nicht nach ihrem Verstand. In kürzester Zeit würde man sie erschlagen und die Frauen gefangen nehmen.
      Er dachte an Iseult – und schloss die Augen. Wenn er nicht bei ihr gewesen wäre, hätte man sie entführt. Er zweifelte nicht daran, dass man ihr etwas angetan, sie geschändet hätte. Es war, als hätte er Egans Gefangennahme noch einmal erlebt. Nur hatte er dieses Mal Iseult retten können.
      Sie hatte gewollt, dass er sie in die Arme nahm, dass er ihr versicherte, alles würde gut werden. Er hatte sich nicht dazu überwinden können. Mit jedem Augenblick, den er länger hierblieb, fesselten ihn unsichtbare Bande an diese Frau.
      Verflucht! Davin war für sie verantwortlich, nicht er. Davin als ihr Verlobter sollte der Mann sein, der sie beschützte.
      Ihre Zukunft würde nie Teil der seinen sein können. Hatte er erst einmal seine Freiheit wieder, würde er nicht zurückschauen.
      Kieran trat nach draußen und atmete tief die frische Morgenluft ein.
      Unverhofft fiel sein Blick auf Iseult, die ein paar Schritte vor Muirnes Hütte stand. Sie trug das Haar offen. Es fiel ihr in dichten Wellen über die Schulter. Ihr léine und das Oberkleid schmiegten sich an ihre schlanke Gestalt. Als sie einen Eimer auf den Boden stellte, traf Kieran ihr Blick. Ihr Gesicht drückte Besorgnis aus, als hätte sie Angst um ihn. Sie wandte sich auch

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