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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Ferne erhob sich das Tor zu ihrem Ringwall.
      Iseult lehnte den Kopf an die Mähne des Pferdes und weinte. Sie war völlig erschöpft, und die Aussicht, schlafen zu können, war verlockend. Sie griff in ihren Mantel und umklammerte die hölzerne Figur ihres Sohnes, als könnte sie so Kieran näher sein.
      Würde er tatsächlich sein Versprechen halten und Aidan suchen? Auch wenn sie es gern geglaubt hätte, fürchtete sie sich davor, Hoffnung zu schöpfen. Während sie auf die verlassene Landschaft starrte, betete sie für alle beide.
      Sie trieb die Stute an und ritt weiter. Am äußeren Rand des Ringwalls stand die Schmiede, die ihrem Vater gehörte. Obwohl sie aus Stein war, hatte er seinen Arbeitsplatz außerhalb des Dorfes verlegt, unter den freien Himmel, um der Brandgefahr aus dem Weg zu gehen. Iseult vermutete, dass er sich heute wegen des Regens in der Wohnhütte aufhielt, die sich innerhalb des Walls befand.
      Keiner bewachte das Tor. Während sie an dieses heranritt, roch Iseult den modrigen Geruch der brennenden Torfstücke. Sie stieg ab, das nasse Kleid klebte ihr am Körper und ließ sie vor Kälte zittern. Auch wenn der Regen inzwischen nachgelassen hatte, sehnte sie sich danach, ein Dach über dem Kopf zu haben und sich am Feuer zu wärmen.
      Sie begab sich zur Wohnstatt ihrer Familie, einer runden Steinhütte mit strohgedecktem Dach. Nachdem sie ihre Habseligkeiten vom Sattel losgebunden hatte, brachte sie das Tier zu einem überdachten Anbau. Sie rieb die Stute trocken und gab ihr Futter und Wasser.
      Iseult zögerte, bevor sie an die Tür klopfte. Sie wusste nicht, was ihre Eltern sagen würden. Doch als die Tür sich öffnete, ging ein Lächeln über das Gesicht ihres Vaters. Sein Haar hatte er kurz geschnitten, es reichte ihm jetzt nur bis zu den Schultern. Während der Monate, die sie ihn nicht gesehen hatte, waren seine blonden Strähnen dünner und fast grau geworden. Mit herzlichen Worten zog Rory sie in seine bärenstarken Arme.
      „Iseult, a iníon , es ist gut, dich zu sehen. Komm herein.“ Iseult sah ihre Mutter am Feuer sitzen, die eifrig an einem wollenen Kleidungsstück nähte.
      Anders als der Vater stand sie nicht auf, um Iseult zu umarmen.
      Stattdessen verzog Caitleen missbilligend den Mund und setzte ihre Arbeit fort.
      „Wir haben deine Nachricht von der Aufschiebung deiner Heirat erhalten“, sagte Rory und führte sie zu einem Stuhl. Er schenkte ihr einen Becher Met ein, den Iseult dankbar annahm. „So wie ich es verstanden habe, kann ich es nicht beurteilen. Aber das müsst ihr beiden entscheiden, denke ich mal.
      Und wo ist Davin? Sieht er nach den Pferden?“
      „Er ist wohl noch in Lismanagh, vermute ich.“ Iseult warf einen scheuen Blick zu Caitleen, die immer noch kein einziges Wort zur Begrüßung gesagt hatte.
      „Er ließ dich allein hierherreiten?“ Rory war entsetzt über ihr Geständnis.
      „Ich kann es nicht glauben.“
      Iseult zauderte einen Augenblick. Doch dann gelang es ihr, ihre Gedanken zu sammeln. Eigentlich hatte sie gehofft, mehr Zeit zu haben, bevor sie ihren Eltern die Wahrheit sagte. Wahrscheinlich war es aber besser, es gleich hinter sich zu bringen. „Ich habe beschlossen, ihn nicht zu heiraten, Vater“, bekannte sie ruhig. „Ich würde ihm keine gute Frau sein.“ Die Hände ihrer Mutter hielten in der Bewegung inne. Caitleens Augen blitzten vor Zorn. „Ich wusste, dass du zu dumm bist, um zu erkennen, was für eine gute Partie wir da für dich arrangierten. Ein undankbareres Mädchen habe ich noch nicht getroffen.“
      „Caitleen …“, sagte Iseults Vater warnend.
      „Aber das ist sie doch! Jemand Besseres als Davin Ó Falvey wird sie niemals mehr bekommen, und sie wendet sich von ihm ab.“ Ihre Mutter ließ ihre Flickarbeit sinken. „Wenn sie gehen und einen Bauern heiraten will, bitte sehr. Ich bin für ihre Zukunft nicht mehr verantwortlich.“
      „Iseult kann sich ihren Mann aussuchen, wen immer sie will“, widersprach Rory. „Sie braucht keinen Stammesführer, um glücklich zu sein.“ Caitleen schüttelte den Kopf und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Näharbeit. „Du verstehst das nicht.“
      Iseult saß kerzengerade da und ließ ihre Mutter nicht merken, wie sehr ihre Worte sie verletzten. „Kann ich eine Zeit lang bei euch bleiben, Vater?“, fragte sie ruhig.
      Rory legte ihr den Arm um die Schultern. „Natürlich. Du bist hier stets willkommen.“ Aber seine Augen

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