Ihr stolzer Sklave
anderes.“ Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum Tor des Ringwalls. Er begleitete sie und merkte, wie kalt ihre Finger waren. Der Mond ging über dem Dorf auf und hob sich groß und weiß vom dunkel gewordenen Himmel ab. Fackeln flackerten im Wind.
Als sie den Abhang erreicht hatten, führte sie Davin hinunter, bis sie schließlich ganz allein waren. Sie setzte sich ins Gras und zog die nackten Füße unter ihre Röcke.
„Du bist unglücklich“, sagte er und nahm neben ihr Platz. „Ich kann es an deinem Gesicht sehen.“ Er hatte gehofft, sie würde sich entspannen und es verneinen. Stattdessen senkte sie den Blick.
Das bohrende Gefühl in seiner Magengrube wurde schlimmer. War sie hier je glücklich gewesen? Immer verließ sie den Ringwall auf der Suche nach ihrem Sohn. Nie war sie zufrieden. Und selbst wenn er ihr seine Zuneigung zeigte, schien sie sich nicht wohlzufühlen. Seine Verwirrung wuchs, während er sich fragte, was er sagen konnte, damit sie sich besser fühlte.
„Es ist nichts, was du getan hast. Du bist mir gegenüber der freundlichste Mann.“ Sie ließ seine Hand los und zog die Knie an ihren Körper heran. Im Mondlicht sah sie blass und unsicher aus. „Aber ich kann dich nicht heiraten.“
Wie eine Axt zerstörten ihre Worte die Antwort, die er ihr gerade hatte geben wollen. Das war das Letzte, was er erwartet hatte. „Was meinst du damit?“
„Du verdienst eine bessere Frau, als ich sie dir sein kann. Es wäre falsch.“ Panik stieg in ihm auf. Er spürte, dass ihre Verlobung dabei war zu zerbrechen, und er kämpfte darum, die Stücke zusammenzuhalten. „Du bist die einzige Frau, die ich will.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern, doch Iseult reagierte nicht. Die Wand aus Eis war wieder da, und Davin wusste nicht, was er tun sollte.
Etwas Schweres schien sich um sein Herz zu legen, während er die Hand von ihrer Schulter nahm. „Was ist geschehen? Gestern Abend noch hattest du vor, mich an Beltaine zum Mann zu nehmen.“
„Ich glaube, ich wusste immer, dass es falsch war“, flüsterte sie. „Ich versuchte mir einzureden, dass ich dich lieben könnte. Du warst so, wie ein Ehemann sein sollte. Alles, von dem ich glaubte, ich wollte es.“ Selbst als sie mit ihm sprach, wollte sie ihn nicht ansehen.
Seine Haut begann unangenehm zu kribbeln, und sein Misstrauen wuchs.
„Aber etwas hat dich deine Meinung ändern lassen.“ Er wagte es, ins Blaue hinein zu raten. „Es ist Kieran, nicht wahr?“
Eigentlich hatte er erwartet, dass sie jetzt lachen oder es verneinen würde. Stattdessen machte sie ein schuldbewusstes Gesicht. Auch wenn sie es zu verbergen suchte, konnte Davin die Furcht in ihren Augen lesen.
Und sie hatte auch allen Grund dazu, Angst zu haben. Seine Wut kannte nur noch ein Verlangen: sich an dem Sklaven auszutoben. Seine Mutter hatte recht behalten.
Davin ballte die Fäuste. Der Zorn schnürte ihm die Kehle zu. Wie konnte sie ihn nur so verraten? Sein ganzes Vertrauen hatte er ihr geschenkt, hatte nie geglaubt, dass sie sich unehrenhaft betragen könnte. „Du bist in ihn verliebt.“
„Er ist fort, Davin.“ Eine Träne rollte über ihre Wange. „Was immer er auch mit seinen Leben anfangen wird, es hat nichts mit uns zu tun.“ Abscheu erfüllte ihn beim Anblick ihrer Tränen. „Er verführte dich, nicht wahr? Die ganze Zeit über, während er dein Abbild schnitzte.“ Sie hatten es gemeinsam geplant. Sie hatte nur gewartet, bis der Sklave fort war, bevor sie es ihm erzählte.
Iseult errötete heftig und sprang auf. „Du irrst. Niemals habe ich das Bett mit ihm geteilt. Du musst mich nicht wie eine Frau behandeln, die sich jedem Mann hingibt.“
„Du gabst dich Murtagh hin und brachtest sein Kind zur Welt.“
„Das liegt Jahre zurück. Es hat nichts hiermit zu tun.“
„Kein einziges Mal teiltest du mit mir das Bett“, trumpfte er auf. „Obwohl wir verlobt waren.“
„Dachtest du, du hättest ein Recht darauf?“ Sie verschränkte die Arme.
Ihre Augen sprühten vor Zorn.
„Ich hatte ein größeres Recht darauf als er.“ Davin stand auf und fasste sie hart um die Taille. Sie wehrte sich, doch er ließ sie nicht los. Er wollte, dass sie Angst vor ihm hatte, wollte, dass sie die gleiche Hilflosigkeit empfand, die sie ihn empfinden ließ. „Du warst mir versprochen, lange bevor du ihn trafst.“
„Kieran ist keine Bedrohung mehr für dich. Ich weiß nicht, wo er
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