Ihr stolzer Sklave
Taille ging und mit einem Lederriemen zusammengebunden war. Ein dicker, lockiger Bart lag auf seiner Brust.
Seine kleinen Augen waren auf die Münzen gerichtet.
Schließlich trat Kieran vor. Als sein Schatten Bodvar die Sicht verdunkelte, blickte der Nordmann auf. Ein dünnes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Ich habe mir immer gedacht, dass du flüchten wirst, Kieran Ó Brannon.
Keiner der anderen hatte deine Kraft.“
„Ich bin jetzt ein freier Mann“, erwiderte Kieran und zog zum Beweis das Pergament aus seinem Beutel.
Bodvar zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme. „Du bist zu spät, um dir einen eigenen Sklaven zu kaufen. Aber wenn du Silber hast, könnte ich mich dazu überreden lassen, unter meinen eigenen Sklaven eine Frau für dich zu finden.“
Kieran überhörte die Bemerkung. „Ich suche nach einem kleinen Jungen, zwei Jahre alt. Er wurde letzten Sommer seiner Mutter gestohlen. Er hat schwarze Haare, und seine Mutter nannte ihn Aidan.“ Der Nordmann band seine Silberbörse zusammen und befestigte sie an seinem Gürtel. „Hab ihn nicht gesehen.“
„Überall auf deinen Reisen siehst du Hunderte solcher Jungen wie ihn.
Dieser hier stammte nicht weit von hier. Vom Clan der MacFergus.“ Bodvar stand auf. „Wenn er seinem Clan geraubt wurde, waren es entweder Plünderer oder seine eigenen Leute. Jemand, der Silber brauchte oder den Jungen loswerden wollte.“
Kieran dachte über diese Möglichkeit nach und über die Schwierigkeit, die sie darstellte. „Ich werde ihn finden.“
Bodvar lachte. „Du wirst ihn nie finden, und das weißt du auch.“ Kieran antwortete nicht. Für Bodvar war ein Kind nicht mehr als eine Plage, und es brachte auch kaum Gewinn. Es würde nichts ergeben, sich noch länger mit ihm zu unterhalten. Aber Iseults Familie war eine andere Sache. Vielleicht lag die Antwort tatsächlich in ihrem eigenen Clan.
Er unterdrückte die aufkeimende Hoffnung, sie wiederzusehen. Iseult hatte ihre Wahl getroffen, und die hatte nichts mit ihm zu tun. Gut möglich, dass sie schließlich Davin doch noch geheiratet hatte. Er selbst hatte ihr geraten, ihre Verlobung nicht zu lösen, denn so wäre sie wenigstens in Sicherheit. Aber der Gedanke daran, wie Davin ihre nackte Haut liebkoste, ließ ihn seinen Dolch umklammern, als wäre es die Kehle eines Mannes.
Kieran ging immer weiter nach Osten, auch wenn ihm die Füße von der Reise schmerzten. Als es zu dunkel wurde, um den Weg fortzusetzen, machte er an der windgeschützten Seite eines Hügels ein Feuer und wärmte sich. Während er sich zum Schlafen zurücklehnte, verfolgte ihn erneut Iseults Gesicht. Er wollte sie sehen. Es wollte ihre Haut berühren und seine Hände durch ihr seidiges Haar gleiten lassen. Er hoffte darauf, dass er die Erinnerungen unterdrücken konnte. Iseult MacFergus konnte nie die Seine werden, nicht in einem Leben wie diesem.
Sie hatte ihn gedrängt, nach Hause zurückzukehren und noch einmal seine Familie aufzusuchen. Niemals. Sie würden ihm nicht vergeben, nicht nach dem, was mit Egan geschehen war. Wie sollten sie auch, wo er selbst es sich nicht verzeihen konnte?
Nein, er hatte keinen Ort, an den er gehörte. Er würde sein gegebenes Versprechen halten und ihren Sohn suchen.
Und danach war es unwichtig, wohin er ging.
16. KAPITEL
Ein heftiger Regen ergoss sich aus den Wolken. Iseult klammerte sich an ihre Stute und betete, dass sie auf dem richtigen Weg nach Hause war.
Dunkle Wolken hüllten die Landschaft ein und machten es schwierig, durch den Nebel zu schauen. Sie lenkte ihr Pferd am Fluss entlang, einerseits des Wassers wegen und andererseits um sich nicht zu verirren.
Ihr ganzes Leben war in zwei Bündeln verpackt. Ihre Brauttruhe und alles, was Davin ihr einst schenkte, hatte sie zurückgelassen. Seit drei Tagen nun war sie allein unterwegs. Sie zitterte unter ihrem brat.
Am frühen Morgen war sie davongeschlichen und hatte nur Deena ihre Absicht mitgeteilt, dass sie fortgehen würde. Sie hatte Angst gehabt, Davin würde sie sonst nicht ziehen lassen.
Ihr ganzer Körper schmerzte von der Anstrengung, sich auf dem Pferd zu halten. Es war kurz vor Sonnenuntergang, und sie musste bald zu Hause sein. Sie klammerte sich an den Gedanken – und sehnte sich nach dem vertrauten Heim ihrer Familie. Die Wiesen, die sie kannte, tauchten auf, und die strohgedeckten Hütten der Freunde. Und in einiger
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