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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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wissen also, mit welcher Art von Pistole die Kugel abgeschossen wurde.«
    Elli nickte– und dann seufzte sie. » Ich weiß, dass das für Sie wie ein winziger Schritt aussieht, Frau Staatsanwältin. Aber in Wahrheit ist das ein Siebenmeilensprung. Ich glaube, Sie haben keine Vorstellung davon, wie viele Arten von Waffen eine 9-Millimeter abfeuern können. Ich musste sie alle untersuchen, um per Ausschlussverfahren die richtige zu finden. Nur anhand von Kratzern auf einem völlig deformierten Stück Blei.«
    » Nein, die habe ich wirklich nicht«, gab Inga Jäger zu. » Nicht die geringste.«
    » Nadel im Heuhaufen trifft es ganz gut«, sagte Elli. » Ich kenne niemanden, der das so schnell geschafft hätte wie ich. Asperger, Sie wissen schon.«
    Inga Jäger spürte, dass die kleine Technikerin nicht prahlte, sondern lediglich Fakten aussprach. Es ging ihr auch nicht um Anerkennung oder Würdigung ihrer Arbeit, sondern schlicht und ergreifend darum, die Erwartungshaltung ihres Gegenübers auf ein realistisches Niveau zu senken und dabei zugleich zu vermitteln, dass sich Inga Jäger auf sie, Elli Falkenstein, verlassen konnte, weil sie nie weniger gab als ihr Bestes. Sie wollte richtig verstanden werden, das war alles.
    Inga Jäger nahm sich vor, sich in Zukunft mehr Mühe zu geben, genau zuzuhören und sich außerdem auf Elli Falkenstein und ihr Urteil zu verlassen.
    » Um welche Pistole handelt es sich?«, fragte sie.
    » Um eine Luger Parabellum P08«, antwortete Elli Falkenstein und schob sich das letzte Stück ihres Käsebrötchens in den Mund.
    » Davon habe ich ja noch nie gehört.«
    » Das wundert mich nicht«, sagte Elli kauend. » Sie wurde um 1900 entwickelt und wird schon seit 1945 nicht mehr hergestellt. Die Luger war die Standardwaffe der Deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg. Ab 1971 wurden zwar wieder vereinzelt Nachbauten als Sondermodelle gefertigt, aber Riefen und Zerspannung des Projektils weisen eindeutig auf das Originalmodell hin.«
    Inga Jäger nickte. » Wie lange wird es dauern, herauszufinden, ob mit der gleichen Waffe schon andere Verbrechen begangen wurden?«
    Elli Falkenstein zuckte mit den schmalen Schultern. » Wir sind hier nicht bei CSI , wo sämtliche Daten auf Knopfdruck aus dem Rechner springen. Bei denen sind natürlich alle möglichen existierenden und frei erfundenen Datenbanken komplett und funktionierend miteinander vernetzt.«
    Sie lachte zynisch auf. » Das ist mehr Science-Fiction als Star Trek. Davon sind wir, und übrigens auch die USA , noch Lichtjahre entfernt.«
    » Wie lange, Elli?«
    Statt einer Antwort verzog die kleine Forensikerin nur wieder das Gesicht und warf Inga Jäger einen für ihre Verhältnisse langen, warnenden Blick zu.
    » Okay«, sagte Inga Jäger. » Ich nehme an, das bedeutet, es dauert so lange, wie es eben dauert.«
    Sofort wurde Ellis Miene wieder freundlich.
    Inga Jäger seufzte und trank ihren Kaffee aus. Sie war nicht viel, aber wenigstens einen Schritt weiter. Sie war gespannt, was Gebert zu der Entdeckung sagen würde.
    » Lassen Sie mir das Brötchen mit dem kalten Braten da«, sagte Elli Falkenstein. » Ich mag kalten Braten. Nicht so gern wie Käse, aber ganz gewiss lieber als Schinken oder Salami.«

18
    Auf dem Flur vor dem Labor der Spurensicherung begegnete Inga Jäger Frau Dr. Bianca Busch, der Pathologin.
    » Gut, Sie hier zu treffen, Frau Jäger«, sagte die. » Ich wollte Sie gerade anrufen.«
    » Gibt es Neuigkeiten?«
    » Ja, gibt es. Ich habe mithilfe der Schnittspuren im Gewebe und an den Rändern der Rippen die Klinge nachbilden können, mit der man Sieglinde Reichard das Herz entfernt hat. Es war gar nicht so einfach, all die Muskeln, die Knochen und die Haut wieder so zu arrangieren, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach waren, ehe der Vollernter darübergefahren ist.«
    » Das haben Sie geschafft?«
    » Wie gesagt, einfach war es nicht.«
    » Könnte ich eine Zeichnung der Klinge haben?«
    » Sie können sogar ein Foto haben, wenn Sie wollen.«
    » Ein Foto?«
    » Ja. Kommen Sie mit.«
    Inga Jäger folgte ihr, neugierig geworden, in das Labor direkt neben der Leichenhalle, wo sie sofort nach dem Eintreten sah, was Dr. Busch meinte: Auf einem der Tische lag der gelblich blasse Gießharzabdruck einer großen Klinge.
    Dr. Busch hob sie auf und reichte sie Inga.
    Sie war etwa vierzig Zentimeter lang und nahezu fünf Zentimeter breit. Die eine Seite war vollständig geschliffen, die andere nur von der Spitze bis etwa zur

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