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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Krabben gepult– in Heimarbeit, um ihre schmale Kriegswitwenrente aufzubessern. Die wichtigsten Gespräche ihrer frühen Kindheit hatte Inga auf diese Weise mit ihrer Großmutter geführt– ihr gegenüber auf der anderen Seite der mit holländischen Fliesen gemusterten Wachstuchtischdecke sitzend und mit ihren kleinen Fingern ebenfalls Krabben schälend.
    » Heiko Reichard hat ein starkes Motiv«, sagte sie jetzt. » Und ein extrem dünnes Alibi– wenn man in dem Fall überhaupt von einem Alibi sprechen kann.«
    » Wie meinst du das?«, fragte Thea.
    » Seine Geliebte ist sein Alibi. Aber es ist durchaus möglich, dass sie seine Mittäterin ist. So viel Geld, wie Sieglinde Reichard hinterlässt, ist ein starkes Motiv. Wer weiß, vielleicht hat Heiko Saskia Lietzmann versprochen, sie nach einer angemessenen Trauerzeit zu heiraten.«
    » Hm«, machte Iny, ohne den Blick von der Leiche im Schlamm abzuwenden. » Motive, Motive, Motive. Aber einen echten Beweis, dass er es war, hast du nicht.«
    » Nein«, gab Inga zu. » Geberts Assistentin Otto und seine Mannschaft haben inzwischen sowohl das Haus der Reichards als auch die Praxis und die Wohnung von Saskia Lietzmann gründlich durchsucht und dort weder die Tatwaffe gefunden noch Blut- oder Gewebespuren.«
    » Vielleicht konzentrierst du dich zu sehr auf den Verdachtsmoment«, meinte Thea und schaute sie über den Rand ihrer Brille hinweg forschend an.
    » Was meinst du?«, fragte Inga.
    » Du weißt selbst besser als ich, Staatsanwälte neigen dazu, den als schuldig zu erachten, auf den der stärkste Verdacht fällt«, antwortete Thea. » Und dabei können sie nie sicher sein, auch wirklich alle infrage kommenden Täter zu kennen. Deshalb darfst du den Wunsch, einen Fall abzuschließen, nicht verwechseln mit der Notwendigkeit, ihn zu lösen.«
    » Außerdem glaube ich, dass Heiko Reichard unschuldig ist«, sagte Iny.
    » Wieso glaubst du das?«, fragte Thea.
    » Heiko und Saskia hätten zahlreiche Möglichkeiten gehabt, die Ermordung Sieglindes wie einen Unfall oder auch wie einen ganz natürlichen Tod aussehen zu lassen«, erklärte Iny. » Saskia hatte mit Sicherheit die nötige medizinische Fachkenntnis dafür.« Sie ging neben der Leiche in die Hocke. » Das hier aber«, fuhr sie fort, » sieht, wie Elli Falkenstein plausibel erklärt hat, eindeutig wie eine Hinrichtung aus. Und weder Heiko noch Saskia hatten einen Grund dafür, sie hinzurichten.«
    Thea nickte bedächtig. » Wenn sich in der von Saskia Lietzmann geschilderten Dreiecksgeschichte überhaupt jemand eines Vergehens schuldig gemacht hat, dann waren es Heiko und Saskia. Nicht Sieglinde.«
    » Vielleicht sahen sie in Sieglinde insofern die Schuldige«, warf Inga ein, » dass sie die Scheidung eingereicht hatte, was Heiko sämtliche Geldmittel entzogen hätte. Und wie wir inzwischen herausgefunden haben, hat sie vor wenigen Tagen nachvollziehbarerweise auch Saskia gekündigt.«
    Iny schüttelte den Kopf. » Heiko ist ein Freigeist, und Saskia fehlt es offenbar an herkömmlicher Moral; aber beide sind meines Erachtens nach nicht so entmenschlicht, dass vorläufige finanzielle Knappheit sie zu Mördern oder gar Henkern werden lassen würde. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass sich bei Heiko gerade der Durchbruch anbahnt und Saskia jederzeit einen neuen Job findet. Und wer von beiden hätte einen Grund gehabt, ihr das Herz auch noch buchstäblich aus der Brust zu reißen? Das haben sie schon auf seelischer Ebene getan– und beide scheinen sie das sehr zu bedauern.«
    » Ja, Inga«, sagte Thea. » Wer von ihnen hätte Grund gehabt, ihr das Herz herauszuschneiden?«
    Inga hatte darauf keine Antwort und zuckte entsprechend mit den Achseln.
    » Dann beachte die Unschuldsvermutung«, sagte Thea. » Jeder Mensch ist, zumindest vor dem Gesetz, so lange unschuldig, bis seine Schuld zweifelsfrei bewiesen ist.«
    » Entlasse Heiko Reichard aus der Untersuchungshaft«, forderte Iny.
    » Das kann ich nicht«, entgegnete Inga. » Und das weißt du. Die Verdachtsmomente sind bei all meinen Zweifeln zu stark, um ihn zu diesem Zeitpunkt der Ermittlung freizulassen.«
    » Ja, das sind sie«, räumte Thea ein. » Doch um ihn in Untersuchungshaft halten zu können, musst du zügig Anklage erheben. Wenn du aber nicht mehr gegen ihn findest als Indizien, wirst du den Prozess ziemlich sicher verlieren.«
    » Was schlägst du vor?«, fragte Inga.
    » Die Kugel«, sagte Thea. » Denk an die Kugel. Sie ist der einzige

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