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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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attestieren. Psychologen und Sozialpädagogen werden für ihn auf die Barrikaden gehen, weil er doch nur das arme Opfer seines monströsen Vaters war und so weiter, und so weiter. Nein, Frau Staatsanwältin, ich glaube nicht daran, dass Sie, bei allem guten Willen, den Sie vielleicht haben, diesen Mann seiner gerechten Strafe zuführen können. Das kann nur ich.«
    Und damit schnitt Ludwig Krüger Dr. Gunther Schneider mit einer halbkreisförmigen Bewegung seiner langen Klinge die Kehle durch.
    » Nein!«, schrie Inga Jäger und hörte, wie hinter ihr Waffen entsichert und angelegt wurden, während sich der alte Arzt mit durchtrenntem Kehlkopf aufbäumte und röchelnd an seinem eigenen aus Wunde und Mund sprudelnden Blut vorbei zu schreien versuchte.
    Ludwig Krüger ließ das Messer fallen, trat einen weiten Schritt zurück und streckte die Arme in die Höhe, während der Mann, der einmal sein Schwiegervater gewesen war, kraftlos vom Schock und dem schnellen Blutverlust auf die Knie niedersackte und dann vornüberkippte.
    Das Einsatzkommando und die Otto stürmten auf die beiden los– um den einen festzunehmen, den anderen hoffentlich noch zu retten. Aber Inga Jäger hatte den Schnitt gesehen und wusste, dass es für Dr. Gunther Schneider keine Rettung mehr geben konnte.
    Als Ludwig Krüger am Boden lag und man ihm die Handschellen anlegte, hörte sie ihn in tiefster Verzweiflung schluchzend flüstern: » Bringt mich heim.«
    Ohne sich von der Stelle rühren zu können, beobachtete sie, wie man ihn hochzerrte und abführte, während Schneider noch ein paar Mal konvulsivisch zuckte und dann aufhörte, sich zu bewegen. Sie sah, wie die Otto, die in einer riesigen Pfütze seines Blutes kniete, ihm die vor Schreck geweiteten Augen zudrückte und mit einer Geste in ihre Richtung den Kopf schüttelte.
    Es war vorbei.
    Endgültig vorbei.
    Kommissar Gebert trat von hinten an Inga Jäger heran und legte ihr gegen die zunehmende Nachtkälte eine Decke aus einem der Einsatzwagen über die Schultern.
    » Gibt es bei diesem Fall denn überhaupt keine Unschuldigen?«, fragte er niedergeschlagen.
    » Doch«, sagte Inga Jäger. » Die gibt es.« Sie blickte zurück zum Isolationsblock. » All die Kinder und anderen Menschen, die hier und in Anstalten wie diesen ermordet wurden. Die waren unschuldig.«

Epilog
    Vom nahen Schlosspark her hörte Inga den Schrei eines Käuzchens, während sie erschöpft aus ihrem Wagen stieg. Sie sah zu ihrer Wohnung hoch und war froh, dass sie heute Tanya nicht am Fenster stehen sah. Es war sehr spät geworden– und sie wollte bei aller Sehnsucht nach ihr nicht, dass ihre Tochter sie an diesem Abend noch zu Gesicht bekam. Denn dann würde die aufgeweckte Kleine sofort erkennen, dass etwas nicht stimmte. Etwas Fundamentales. Sie würde Inga den Zweifel an der Welt und der Erhabenheit der menschlichen Existenz, einen Zweifel, den sie heute stärker verspürte als jemals zuvor, von den Augen ablesen. Das durfte nicht geschehen. Mit dem Tod ihres Vaters hatte sie schon jetzt einen viel zu hohen Preis dafür bezahlt, dass ihre Eltern für Recht und Gesetz eintraten, und Inga hatte sich geschworen, ihr nicht noch mehr aufzubürden.
    So stand sie noch eine kleine Weile auf dem Herzogsplatz und atmete die kühle Nachtluft, den Duft der Kastanien aus dem Park, des welkenden Laubes und des nahen Flusses– ehe sie endlich das Haus betrat und leise nach oben ging.
    Vikki Limpach empfing sie mit einem auf die Lippen gelegten Finger und einem mitfühlenden Blick. » Ich habe es im Fernsehen gesehen«, flüsterte sie. » Sie Arme. Soll ich heute Nacht vielleicht hierbleiben?«
    Inga lächelte dankbar– schüttelte aber den Kopf.
    » Hat Tanya auch etwas davon mitbekommen?«, fragte sie.
    » Natürlich nicht.« Frau Limpach schlüpfte in ihre Daunenjacke. » Sie hat brav in ihrem Zimmer gespielt… und endlich angefangen, Bilder aufzuhängen. Ein gutes Zeichen, nicht wahr?«
    » Ja«, sagte Inga. » Sogar ein sehr gutes Zeichen.«
    » Dann bis morgen, Frau Jäger.«
    » Bis morgen.« Inga schloss leise die Wohnungstür hinter ihr und verriegelte sie zweifach. Dann zog sie den Mantel aus und die Schuhe, stellte ihre Handtasche weg und trank in der Küche einen Schluck Apfelsaft, ehe sie zu Tanya ins Zimmer schlich und sich neben dem Bett auf den Boden setzte.
    Im ruhigen Halbdunkel des Raums zu hocken und ihre Tochter einfach nur beim Schlafen zu beobachten und ihrem gleichmäßigen Atmen zu lauschen, brachte

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