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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Sie sind aufgeklärt. Abgeschlossen. Deswegen stehen sie nicht in der Liste der Ungeklärten Fälle!«
    » Was?!« Diesmal von Gebert.
    Die kleine Expertin schnaubte unwirsch und deutete auf den Monitor. » In beiden Fällen wurden die Ehemänner der Frauen angeklagt und rechtskräftig verurteilt.«

24
    » Heiko Reichard ist also ein verfluchter Serienkiller«, sinnierte Kommissar Gebert und zog die Tür seines Wagens hinter sich ins Schloss. » Verdammt, ich hatte gehofft, ich könnte in Rente gehen, ohne es jemals mit einem von diesen Monstern zu tun zu bekommen.«
    Das war eine Hoffnung, die Inga Jäger teilte– mit wahrscheinlich jedem Ermittler der Welt.
    » Ich weiß nicht«, erwiderte sie zögerlich, während sie sich anschnallte und er den Motor startete. » Ja, wir haben es offenbar mit einem Serienmörder zu tun. Aber Heiko Reichard?«
    » Was spricht dagegen?«
    » Er war zur Zeit des ersten Mordes gerade mal achtzehn.«
    » Und hatte damit schon zwei Jahre lang seinen Jagdschein«, bemerkte Gebert, legte den ersten Gang ein und fuhr los.
    » Und wir beide wissen nur zu gut, wie viele Morde von Jugendlichen und jungen Erwachsenen begangen werden.«
    » Ja, ich weiß«, sagte Inga Jäger. Fast zwanzig Prozent aller Mord- und Totschlagdelikte in Deutschland werden von Menschen unter fünfundzwanzig verübt. » Aber wenn er schuldig ist, dann waren die beiden Verurteilten unschuldig.«
    Gebert nickte. » Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass drei verschiedene Männer drei verschiedene Frauen auf genau die gleiche Weise an genau demselben Ort umbringen.«
    » Es könnte aber auch durchaus sein, dass Thomas Eser die ersten beiden Morde begangen hat und Heiko Reichard ein Nachahmungstäter ist. Vielleicht kannten die beiden einander.«
    » Auszuschließen ist das nicht«, räumte Gebert ein. » Wir werden es herausfinden.«
    Inga Jäger hoffte, dass er recht behielt. Die Erkenntnis, es mit einem psychopathischen Serienmörder zu tun zu haben, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Jetzt ging es nicht länger nur noch darum, einen Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen, sondern womöglich auch weitere Morde zu verhindern.
    Vor ihrer Abfahrt hatte sie Elli Falkenstein gebeten, weiter zu recherchieren, ob es außer diesen drei Morden noch andere mit gleichem Muster gegeben hatte. Es entsprach nicht dem Profil eines Serientäters, so viel Zeit zwischen den einzelnen Taten vergehen zu lassen. Vielleicht gab es noch andere Orte in Deutschland, an denen er so regelmäßig mordete wie auf dem Eichberg. Sie mussten auf jeden Fall mit dem Schlimmsten rechnen.

25
    Justizvollzugsanstalt Wiesbaden.
    Jeder, der schon einmal in die Nähe einer Justizvollzugsanstalt gekommen ist, egal, wo auf dieser Welt, spürt sie– die absolute Verlorenheit. Es ist, als würde man durch ein unsichtbares Portal hindurch in eine andere Dimension eintreten. Die Geräusche des Lebens um einen herum scheinen schlagartig zu versiegen, so als wären sie von irgendeiner dunklen Kraft verschluckt worden, und es fühlt sich auch rein körperlich so an, als würde die Temperatur tatsächlich um einige Grade sinken und als wäre weniger Sauerstoff in der Luft, die man atmet. Sämtliche Nerven sind mit einem Mal bis zum Zerreißen angespannt und die Instinkte hellwach. Man hat das dringende Bedürfnis zu fliehen.
    Es gibt nur drei andere Arten von Orten, die in den meisten von uns haargenau dasselbe Empfinden auslösen: Friedhöfe, Krankenhäuser und Schlachthöfe.
    Auch Inga Jäger war dieses Gefühl nie losgeworden, obwohl das Betreten einer JVA ein regelmäßig wiederkehrendes Element ihrer Arbeit war. Sie sah Gebert, der jetzt ebenfalls aus dem geparkten Wagen stieg, an, dass es ihm ganz genauso ging.
    Er atmete lang und tief ein– wie um sich für das vor ihm Liegende zu wappnen.
    Schweigend gingen sie nebeneinander zum Eingang. Sie wussten, dass sie genau in diesem Moment von unzähligen Augenpaaren von hinter den Fenstergittern des dreistöckigen Komplexes beobachtet wurden. Augen, die sich nach Abwechslung von der Monotonie ihres Daseins sehnten. Die Augen verurteilter Straftäter, die seit Jahren nichts anderes zu sehen bekamen als die Wände ihrer Zellen, den Speisesaal und den Innenhof.
    Selbst dem Pförtner, bei dem Inga Jäger sie jetzt anmeldete, war die Trostlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
    Er gab ihnen eine Liste, in die sie sich eintrugen, und nahm ihre Dienstwaffen entgegen, um sie für die Dauer ihres Aufenthalts

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