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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Firma für Präparate für anatomische Studien.«
    Die Nachricht traf Inga Jäger wie ein Schlag– auch wenn sie natürlich heilfroh war, dass es sich nicht um menschliche Organe bisher noch vermisster Mordopfer handelte.
    War Heiko Reichard vielleicht doch unschuldig?
    Hatte sie ihm möglicherweise völlig zu Unrecht vorgeworfen, seine eigene Frau ausgeweidet zu haben?
    Falls das stimmte, konnte sie sich im Nachhinein nur zu gut vorstellen, dass das Entsetzen in seinen Blicken nicht gespielt gewesen war, als er auf diese Weise erfahren musste, dass man seiner Frau das Herz herausgeschnitten hatte, und welchen Schmerz sie ihm mit ihren Anschuldigungen zugefügt haben musste.
    Auch wenn sie wusste, dass ihr Job das von ihr verlangte und sie aufgrund des Anscheines, den die Entdeckung in seinem Atelier machte, gar nicht anders hatte handeln können, machte es die Sache nicht besser.
    Sie fühlte sich verdammt mies.
    » Das bedeutet aber längst nicht, dass er unschuldig ist«, sagte Kommissar Gebert, der am Schreibtisch der Rechtsmedizinerin saß und an einem Kaffee nippte.
    » Aber die Beweislast ist damit wieder gleich null«, erwiderte Inga Jäger.
    » Bei der Menge an Indizien…«, begann Gebert.
    » Ich werde den Prozess gegen ihn nicht auf bloßen Indizien aufbauen«, unterbrach sie ihn ruppiger, als sie wollte. » Falls er wirklich schuldig ist und er dadurch freikommt, könnte ich mir das nie verzeihen.«
    » Falls?«, fragte Gebert erstaunt. » Vor zehn Minuten waren Sie sich dessen noch so sicher, dass Sie ihm am liebsten selbst den Hals herumgedreht hätten.«
    » Ja«, gab sie zu. » Doch das war eben, wie Sie schon richtig sagen, vor zehn Minuten, als ich der festen Überzeugung war, das dort in den Glasbehältern wäre die Kollektion eines psychopathischen Killers.«
    Gebert schob die Unterlippe nach vorn. » Wenn etwas aussieht wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es auch eine Ente.«
    » Das ist genau mein Problem«, sagte Inga Jäger. » Reichard quakt nicht wie eine Ente. Er leidet tatsächlich wie ein Hund unter dem Tod seiner Frau und dem, was man ihr angetan hat.«
    » Wie schon gesagt, vielleicht ist er einfach nur ein guter…«
    » …Schauspieler, ich weiß«, beendete sie den Satz und rieb sich die Schläfen, weil sie allmählich Kopfschmerzen bekam. » Mal glaube ich das, mal glaube ich das nicht. Meine Instinkte fahren Achterbahn, und wir drehen uns im Kreis.«
    » Gehen wir rüber zu Elli«, sagte Gebert. » Vielleicht gibt es inzwischen Neuigkeiten zu der Tatwaffe.«

23
    Forensisches Institut Wiesbaden. Spurensicherung.
    Als Inga Jäger und Kommissar Gebert gleich anschließend an den Besuch der Rechtsmedizin das Labor der Spurensicherung betraten, wurden sie Zeugen eines äußerst seltsamen und gleichsam seltenen Ereignisses: Elli Falkenstein, die sie ganz offenbar nicht kommen gesehen oder gehört hatte, führte gerade tatsächlich einen Kriegstanz aus– oder eher einen Freudentanz. Wie einstmals Rumpelstilzchen, aber durchaus mehr im Takt, hüpfte sie von einem auf das andere Bein um einen der Tischrechner herum und schlug dabei mit zwei Linealen, die sie in den Fäustchen hielt, einen für die Oberstaatsanwältin und den Kriminalkommissar unhörbaren Beat. Mit der ihr typischen Unbeholfenheit machte sie eine abschließende Pirouette und reckte, begleitet von einem jubilierenden » Tataaah!«, beide Arme zur Siegespose in die Höhe.
    Dann erst sah sie die beiden Ankömmlinge– und wurde schlagartig rot.
    » Oh«, stammelte sie und nahm schnell die Arme wieder nach unten. Ihr Blick, in dem man deutlich lesen konnte, wie peinlich ihr die Situation war, wanderte wieder nervös und wie unkontrolliert in alle möglichen und unmöglichen Richtungen, während sie die Stöpsel ihres iPods aus den Ohren nahm und in eine Tasche ihres Laborkittels steckte. Ihre Wangen glühten puterrot.
    Inga Jäger und Kommissar Gebert sahen einander verdutzt an und verabredeten dann aber eilig stumm, nicht zu lachen– was beiden extrem schwerfiel.
    » Ich bin gut, Leute«, sagte Elli Falkenstein, ohne auf die Peinlichkeit des Momentes noch weiter einzugehen. » Schreibt euch das hinter die Ohren: Ich bin sooo gut!«
    » Sie haben offenbar etwas gefunden«, kommentierte Inga Jäger das Offensichtliche.
    Elli Falkenstein nickte eifrig und ein wenig unkontrolliert wie ein Wackeldackel. » Mit der als Luger identifizierten Pistole wurden laut Analyse der Datenbank der Ballistik bereits zwei andere

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