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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Ermittlung zum Hauptverdächtigen. Und wenn Polizei und Staatsanwaltschaft dann keinen weiteren Verdächtigen finden, wird alles, was den Verdacht erhärten könnte, zu einem Berg von Indizien zusammengeschmiedet, unter dem man den Fall dann begraben kann… zusammen mit dem Angeklagten. Und in der Statistik kommt dann gleich noch ein Strich auf die falsche Seite der Tabelle.«
    Inga Jäger fühlte sich durch das, was er sagte, augenblicklich an die Worte Oma Theas in ihrem Gerichtssaal erinnert, und ihr fiel auf, dass Thomas Eser jetzt zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatten, vernünftig gesprochen hatte.
    » Nehmen Sie meinen Fall als Beispiel«, fuhr er fort. » Da hat es der Großen Kammer schon ausgereicht, dass ich für den Tatzeitpunkt kein nachweisbares Alibi hatte und dass es Zeugen dafür gab, dass Magda und ich uns öfter einmal stritten… dummerweise auch in der Öffentlichkeit.«
    » Und dass du Jäger warst«, sagte Gebert.
    » So ein Quatsch! Ich war doch gar nicht wirklich Jäger!«, relativierte Eser, und sein Gesicht verzog sich– wie bei einer unliebsamen Erinnerung. » Ich hatte nur so einen verdammten Jagdschein. Wie fast die Hälfte aller Männer im Rhein-Main-Gebiet.«
    Heiko Reichard hatte ganz ähnlich argumentiert.
    » Sagt Ihnen der Name Heiko Reichard etwas?«, fragte Inga Jäger daher direkt.
    Eser überlegte. Allem Anschein nach wirklich lange und ausgiebig.
    Dann jedoch schüttelte er den Kopf. » Nein. Nie gehört. Wieso?«
    » Wie ist es mit Marlene Krüger?«, fragte sie weiter.
    Wieder dachte er nach… und wieder schüttelte er nach einer kleinen Weile den Kopf.
    Sie machte sich eine entsprechende Notiz und fuhr fort: » Können Sie sich erinnern, wo Sie am 22. September…«
    » Ich war in meinem Bett und habe meinen Rausch ausgeschlafen«, unterbrach Eser sie. » Das steht alles in meiner Aussage und zigmal im Prozessprotokoll.«
    » Ich meine den 22. September 1984«, sagte sie. » Können Sie sich erinnern, wo Sie da waren?«
    » 1984?«, fragte er ungläubig. » Das ist sechsundzwanzig Jahre her. Wieso wollen Sie das wissen?«
    » Beantworten Sie bitte einfach meine Frage.« Inga Jäger hatte nicht viel Hoffnung. Kein Mensch weiß mehr nur aus dem Gedächtnis, wo er an einem bestimmten Tag vor sechsundzwanzig Jahren war. Aber sie musste die Frage stellen.
    Eser grübelte– mit einem Gesichtsausdruck, der wenig Anlass zur Zuversicht gab.
    Dann aber hellte sich seine Miene plötzlich auf. » Im Urlaub. Auf den Malediven. Zusammen mit Magda. Es war unser fünfter Hochzeitstag. Wir waren die ganze zweite Septemberhälfte dort… und haben nicht einmal den Strand gesehen.«
    Sein Blick wurde mit einem Mal ausgesprochen sanft… und ein wenig feucht.
    Inga Jäger überlegte und schob die möglichen Konsequenzen des Gesagten im Kopf hin und her. Dann beugte sie sich nach vorn und legte eine Hand auf die von Eser. Zuerst zuckte er vor der wohl ungewohnten Berührung unwillkürlich zurück, dann aber entspannte er sich überraschenderweise wieder und ließ es zu.
    » Ich glaube Ihnen, dass Sie unschuldig sind, Herr Eser«, sagte sie freundlich.
    » Was?!«
    » Man hält Sie die vergangenen dreizehn Jahre zu Unrecht hier eingesperrt.«
    » S-Si-Sie glauben mir?«
    Nichts an ihm erinnerte jetzt noch an den harten Kerl von eben.
    » Ja«, sagte sie. » Ich glaube Ihnen. Und ich werde alles daransetzen, Ihre Unschuld zu beweisen. Das verspreche ich Ihnen.«

27
    » Was sollte das da drinnen?«, empörte sich Kommissar Gebert mit hochrotem Kopf auf dem Weg über den Parkplatz der JVA . » Wie um alles in der Welt kommen Sie bloß dazu, ihn für unschuldig zu halten… und ihm das auch noch zu sagen?«
    » Thomas Eser ist unschuldig«, sagte Inga Jäger nüchtern.
    » Was lässt Sie das glauben, wenn ich als Laie das einmal ganz dumm fragen darf, Euer Ehren?«
    Er war wütend, und er machte keinen Hehl daraus. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er wütend darauf war, dass sie etwas entdeckt hatte, das ihm entgangen war, oder dass sie ihn nicht eingeweiht hatte, sobald es ihr aufgefallen war.
    » Tatsächlich sind es gleich mehrere Gründe«, sagte sie und bemühte sich, nicht oberlehrerhaft zu klingen, um ihn nicht noch wütender zu machen.
    » Bitte, teilen Sie Ihre Erleuchtung mit mir«, sagte er. » Weil, ich hab da drin nur Bahnhof verstanden.«
    » Zum einen: Wieso besteht jemand, der den Großteil seiner Strafe bereits abgesessen hat, immer noch so vehement darauf,

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