Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)
Morde begangen.«
» An wem?«, fragte Inga Jäger alarmiert.
» Wann und wo?«, fragte Gebert.
» Das wiederum weiß ich noch nicht«, sagte Elli Falkenstein. » Die Datenbank der Ballistik selbst spuckt nur Aktenzeichen aus. Deshalb habe ich gerade ein klitzekleines Programm geschrieben, das die Daten aus den Systemen von LKA , BKA und Staatsanwaltschaft interpoliert. Ich habe dazu gerade einmal eine Viertelstunde gebraucht. Jemand hätte das schon viel früher einmal machen sollen.«
» Ist das denn legal?«, fragte Gebert skeptisch mit nach oben gezogener Braue.
» Natürlich«, antwortete die kleine Technikerin. » Natürlich ist es das. Natürlich.«
Sie schien sich aufzuregen darüber, dass jemand wie Gebert auch nur annehmen konnte, sie würde etwas Illegales tun.
» Was denkst denn du?«, zeterte sie. » Ich habe ja schließlich ganz offiziell Zugriff auf alle diese Datenbanken. Das Programm vergleicht sie nur sehr, sehr viel schneller, als ich das jemals könnte– und auch nur anhand der beiden Aktenzeichen. Es findet also keine Zusammenführung der Systeme statt, sondern nur ein Herausfiltern an deren Ausgabeknoten. Interpolieren, wie ich gesagt habe. Habe ich doch gesagt, oder?«
» Ist ja schon gut«, sagte Gebert. » Ich würde dir niemals unterstellen, etwas Verbotenes zu tun.«
» Besser ist das.«
Inga Jäger verstand kein Wort von dem, was Elli Falkenstein da gesagt hatte. All ihre Gedanken drehten sich um das, womit sie ihren kleinen Vortrag eingeleitet hatte: Mit der Luger wurden bereits zwei andere Morde begangen.
» Wann wissen wir mehr?«, fragte sie.
» In wenigen Minuten«, versprach Elli Falkenstein.
Da klingelte es.
Es klang wie die Pausenglocke eines Schulhofes– nur noch lauter… und es kam von dem Rechner, um den herum die Forensikerin ihren Freudentanz getanzt hatte.
» Oder doch schon in ein paar Sekunden«, korrigierte sie mit einem Siegerlächeln und eilte zu dem Stuhl vor dem Computer.
Inga Jäger und Gebert folgten ihr.
» Das sind ja nur wirre Zahlen und Buchstaben«, stellte Gebert brummend fest, und Inga Jäger war geneigt, ihm vollumfänglich zuzustimmen.
» Nur Geduld, Rübezahl«, sagte die Technikerin, und ihre zu kurz erscheinenden Finger huschten mit virtuoser Geschicklichkeit über die Tastatur. » Nur Geduld.«
Wäre Inga Jäger in diesem Moment nicht so angespannt gewesen, hätte es sie amüsiert, dass auch Elli Gebert mit dem launischen Schrat aus dem Riesengebirge verglich, wie sie selbst es bei ihrer ersten Begegnung in Gedanken getan hatte.
» Et voilà!«, rief Elli aus und schlug die Enter-Taste des Keyboards wie ein Pianist den letzten Ton eines Konzerts. Augenblicklich flossen die Zahlen und Buchstaben auf dem Monitor in geordneten Tabellen und Feldern zusammen.
» Aber erkennen kann ich immer noch nichts«, sagte Gebert mürrisch, was deutlich machte, dass er durch die Erwähnung der beiden anderen Morde ebenso angespannt war wie Inga Jäger.
» Magda Eser und Marlene Krüger«, sagte Elli. » Das sind die Namen der beiden Opfer, die mit derselben Luger erschossen wurden wie Sieglinde Reichard.«
» Nie gehört«, sagte Gebert nach einem Moment des Grübelns.
» Details?«, fragte Inga Jäger.
» Moment«, sagte Elli und scrollte per Pfeiltasten in den Tabellen. Plötzlich stieß sie einen überraschten Pfiff aus.
» Was?«, fragte Gebert. Offenbar sagten ihm die Daten auf dem Bildschirm nach wie vor nichts. Anders bei Inga Jäger. Sie hatte erkannt, weswegen die kleine Technikerin gepfiffen hatte.
» Sie sind beide an genau derselben Stelle ermordet worden wie Sieglinde Reichard«, sagte sie.
Elli nickte. » Alle beide ebenfalls auf dem Eichberg über Eltville am Rhein.«
» Was?«, rief Gebert ungläubig. » Unmöglich! Das müsste ich doch wissen.«
» Und ich eigentlich auch«, murmelte Elli verwundert und scrollte mit grüblerischem Blick weiter. » Ja… Unmöglich…«
» Was denn?«, fragte Gebert.
» Exakt die gleiche Tötungsweise«, erklärte Elli. » Kniend durch einen Schuss in den Hinterkopf hingerichtet. Und auch das Herz wurde in beiden Fällen entfernt.«
» Ein Serienkiller?«, fragte Inga Jäger.
» Im Rheingau? Das kann nicht sein, Elli«, sagte Gebert. » Da muss beim Interpolen was schiefgelaufen sein.«
» Interpolieren«, korrigierte Elli ihn und schüttelte energisch den Kopf. » Nein, mein Lieber, da ist definitiv nichts schiefgelaufen. Aber schau dir das hier an.« Sie deutete mit dem Finger auf
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