Ihr wahrer Name
alten Listen in der Sommers-Akte gefunden, zusammen mit einigen unterschriebenen Blanko-Sterbeurkunden. Er dachte, er könnte uns wegen der gefälschten Sterbeurkunden erpressen. Er hat nicht mal begriffen, daß die Sache mit den Ansprüchen aus der Zeit des Holocaust viel wichtiger war. Viel, viel wichtiger.« »Bertrand, genug davon«, sagte Fillida auf italienisch. »Bring sie dazu, uns zu verraten, wo Dr. Herschel ist.«
»Fillida, Sie müssen Englisch sprechen«, sagte ich noch einmal. »Sie sind jetzt in Amerika, und diese beiden unglücklichen Menschen hier verstehen Sie nicht.«
»Aber Sie verstehen mich«, sagte Rossy. »Wenn Sie uns nicht sofort sagen, wo diese Bücher sind, bringen wir Ihre beiden Freunde um, nicht schnell mit einer Kugel, sondern langsam und sehr schmerzhaft.«
»Die Frau gestern nacht, die Therapeutin von Hoffmans Sohn, hat gesagt, die jüdische Ärztin habe sie. Die Bücher gehören mir. Sie gehören meiner Familie, meinem Unternehmen. Ich muß sie wiederhaben«, sagte Fillida mit starkem Akzent; ihr Englisch war nicht so fließend wie das ihres Mannes. »Aber die Angestellte hier hat den Safe geöffnet, und der ist leer. Alle wissen, daß Sie mit dieser jüdischen Ärztin befreundet sind. Sie sind ihre beste Freundin. Also sagen Sie uns, wo sie ist.«
»Sie ist verschwunden«, sagte ich. »Ich dachte, Sie hätten sie. Ich bin erleichtert zu erfahren, daß sie in Sicherheit ist.«
»Bitte machen Sie nicht den Fehler anzunehmen, daß wir dumm sind«, sagte Rossy. »Diese Angestellte hier ist absolut entbehrlich, nachdem sie den Safe der Ärztin für uns geöffnet hat.« »Mußte die arme Connie Ingram deswegen sterben?« fragte ich. »Weil sie nicht wußte, wo die Bücher von Ulf Hoffman waren? Oder weil sie Ralph oder den Leuten von der Polizei etwas von den gefälschten Sterbeurkunden oder Ihrem zwanghaften Interesse an Hoffman und Howard Fepple hätte erzählen können?«
»Sie war eine sehr loyale Mitarbeiterin des Unternehmens. Ich bedaure ihren Tod.«
»Sie haben sie zu einem hübschen Abendessen ausgeführt und den Charme spielen lassen, der auch die Enkelin von Großpapa Hirst dazu gebracht hat, Sie zu heiraten, und dann sind Sie mit ihr in den Wald gefahren, um sie umzubringen. Haben Sie ihr das Gefühl gegeben, Sie finden sie attraktiv? Gefällt Ihnen der Gedanke, daß eine naive junge Frau genauso auf Sie anspricht wie die Tochter vom reichen Boß?«
Fillida zog verächtlich die Lippe hoch. »Che maniere bor-ghesi. Warum sollte ich mir Gedanken darüber machen, wenn mein Mann die Phantasien eines armen kleinen Mädchens wahr werden läßt?«
»Sie beklagt sich, daß meine Manieren bourgeois sind«, erklärte ich Ralph und Mrs. Coltrain, die mit vor Schreck glasigem Blick geradeaus starrte. »Wenn ihr Mann mit einer Angestellten schläft, bedeutet das in ihrer Welt nur eine Rückkehr zu mittelalterlichen Sitten. Die Herrscherin des Schlosses beschäftigt sich nicht mit solchen Dingen, weil sie trotzdem Herrscherin bleibt. Erschießen Sie jeden, der sich Ihnen nicht fügt, nur weil Sie die Herrscherin sind, Fillida? Weil Sie die Herrscherin der Edelweiß sind, darf niemand Geld von dem Unternehmen bekommen - Sie erschießen den Betreffenden einfach, wenn er versucht, seinen Anspruch geltend zu machen? Sie müssen die Edelweiß genauso festhalten wie Sie Ihr Silberbesteck und die Haare Ihrer Tochter festhalten, stimmt's?«
»Sie haben keine Ahnung. Die Edelweiß ist das Unternehmen meiner Familie. Der Großvater meiner Mutter hat es gegründet, aber damals hieß es natürlich noch Nesthorn. Die Juden haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen, den Namen zu ändern, aber sie können uns nicht zwingen, das Unternehmen aufzugeben. Ich schütze die Zukunft meiner Kinder Paolo und Marguerita, das ist alles.«
Trotz ihres Zorns hielt sie ihre Waffe weiter auf Mrs. Coltrain gerichtet. »Daß dieser Kretin Howard Fepple dachte, er könnte uns erpressen, ist einfach unglaublich. Und daß die Juden, die sowieso die ganze Zeit nur Geld wollen, glauben, daß sie zu uns kommen und noch mehr Geld von uns verlangen können, ist wirklich ein Skandal. Aber nun sagen Sie mir endlich, wo die Bücher von Signor Hoffman sind.«
Plötzlich fühlte ich mich sehr müde, und mir wurde bewußt, wie schwach und hilflos ich mit den Armen hinter dem Rücken war. »Ja, ja, diese Juden, die jede Woche ihre paar Pfennige an die Nesthorn zahlten, damit Sie am Mont Blanc Ski fahren und in der Via
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