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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Monte Napoleone einkaufen konnten. Und nun wollen ihre Enkel, ihre kleinen Paolos und Margueritas, daß Ihre Gesellschaft ihnen zahlt, was sie ihnen schuldet. Wie schrecklich bourgeois: Begreifen sie denn die Sicht der Aristokratie nicht - daß der Versicherungsnehmer zwar die Beiträge leistet, die Versicherung aber nie ausbezahlt bekommt? Wirklich schade, daß die Chicagoer Polizei eine so beschränkte Weltsicht hat. Doch wenn erst ein paar Fasern von Berties Kleidung mit Stoffresten von Connie Ingrams Leiche verglichen worden sind, wird das großen Einfluß auf die Geschworenen der Bourgeoisie haben, das können Sie mir glauben.«
    »Zuerst müßte die Polizei auf die Idee kommen, Bertrand mit dem Fall in Verbindung zu bringen«, sagte Fillida achselzuckend. »Aber die Gefahr sehe ich persönlich nicht.«
    »Paul Hoffman könnte Sie identifizieren, Fillida. Bei ihm haben Sie nicht so sorgfältig gezielt, stimmt's?«
    »Dieser Wahnsinnige! Der könnte mich nie identifizieren. Er hält mich für eine der Bestien im Konzentrationslager. Wer würde schon auf den Gedanken kommen, daß ich in seinem Haus war!« »Max Loewenthal. Er weiß, was los ist. Und Carl Tisov. Und Dr. Herschel. Sie und Bertie, Sie sind wie zwei Elefanten, die im Dschungel eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Aber Sie können nicht alle Einwohner von Chicago umbringen, ohne selbst erwischt zu werden.« Rossy warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir müssen gehen. Hoffentlich kommt Durham bald. Fillida, er hat gesagt, es soll keine Schußwunden geben, also brich der Angestellten hier den Arm. Damit die kleine Detektivin endlich glaubt, daß wir es ernst meinen.«
    Fillida drehte ihre Waffe um und schlug mit dem Lauf auf Mrs. Coltrains Arm. Mrs. Coltrain schrie auf; der Schmerz hatte sie aus ihrer Erstarrung gerissen. Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet. In jenem kurzen Moment der Ablenkung warf ich mich gegen Rossy. Ich wirbelte herum, versetzte ihm einen Tritt in die Magengrube und drehte mich noch einmal, als er nach mir ausholte, um ihm gegen das Knie zu treten. Er schlug nach mir, hatte aber nie wie ich auf der Straße gekämpft. Ich duckte mich unter seinen Armen weg und rammte ihm den Kopf in den Solarplexus. Er wich würgend zurück.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Fillida zielen und ließ mich auf den Boden fallen. Inzwischen war ich völlig außer mir vor Wut. Unfähig, meine Hände zu benutzen, trat ich, auf dem Rücken liegend, immer wieder nach Rossy. Ich brüllte vor ohnmächtigem Zorn. Nun stellte sich Fillida vor den Schreibtisch, um mich besser ins Fadenkreuz nehmen zu können. Ich wollte nicht so sterben, hilflos auf dem Boden. Da hörte ich hinter mir Ralph wütend knurren. Er erhob sich, den Stuhl hinter sich herschleifend, und warf sich in dem Moment gegen Fillida, in dem sie abdrücken wollte. Der Aufprall brachte sie aus dem Gleichgewicht. Die Waffe ging los, doch sie stürzte zu Boden, und Ralph fiel mitsamt seinem Stuhl auf sie. Sie schrie auf, als er auf ihren Unterleib krachte.
    Mrs. Coltrain stand vom Schreibtisch auf. »Ich habe die Polizei gerufen, Mr. Rossy, so heißen Sie doch, oder? Die Beamten werden bald hier sein.«
    Ihre Stimme war noch ein bißchen zittrig, aber sie hatte die Klinik wieder fest im Griff. Als ich ihren bestimmten Tonfall hörte, mit dem sie sonst kleine Kinder davon abhielt, im Wartezimmer zu raufen, begann ich, immer noch auf dem Boden liegend, zu lachen.

51
    Ein gerissener Kojote
    Ich saß auf der Kante von Ralphs Bett und hielt seine rechte Hand mit beiden Händen umfaßt. Es war spät am Samstagabend, aber die Oberschwester hatte mir gesagt, er könne nicht einschlafen, bevor er nicht mit mir gesprochen habe.
    »Viel Glück habe ich ja nicht mit meiner Unternehmensloyalität«, sagte er. »Warum hab' ich nicht wenigstens das zweite Mal auf dich gehört? So viele Menschen sind tot. Die arme Connie. Und ich hab' jetzt 'ne zweite Kugel in der Schulter. Wahrscheinlich kann ich's einfach nicht ertragen, wenn du recht hast, was?«
    »Wenigstens ist es diesmal die linke Schulter«, sagte ich. »Jetzt bist du symmetrisch. Ralph, du bist ein guter Kerl und ein Teamarbeiter. Du wolltest, daß dein Team genauso gut ist wie du, und ich hab' dir gesagt, daß es das nicht ist. Du bist selber zu ehrlich, um Schlechtes über die Leute rund um dich herum zu denken. Und außerdem hast du mir das Leben gerettet. Da kann ich eigentlich nichts anderes empfinden als tiefste Dankbarkeit.« Ich hob seine rechte

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