Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Männer seines EYE-Teams leider noch nicht wieder so in die Gesellschaft eingegliedert waren, wie er sich das gewünscht hätte. Und Finch, normalerweise einer der geradlinigsten und besonnensten Polizisten der Stadt, hatte mir einen Vortrag darüber gehalten, daß es sich nicht gehörte, Durham gegenüber Anschuldigungen auszusprechen. Wenn ich auf jedem Schlachtfeld gewinnen müßte, um glücklich zu sein, wäre ich eine ziemlich traurige Detektivin, aber diese Niederlage wurmte mich doch.
    Nun betrat die Oberschwester das Zimmer. »Er erholt sich von einem schweren Schock. Sie haben mehr als die erlaubten fünf Minuten mit ihm gehabt, also raus jetzt mit Ihnen.« Inzwischen war Ralph eingeschlafen. Ich beugte mich über ihn, um ihn auf die Stirn zu küssen, in die ihm immer noch die langsam ergrauenden Haare fielen.
    Unten auf dem Parkplatz des Beth Israel massierte ich kurz meine Schulter, bevor ich in den Wagen stieg. Sie tat mir weh, weil Rossy mir die Arme nach hinten gebunden hatte. Nach der Befreiung durch die Polizei war ich nach Hause gefahren, um mich auszuruhen, aber erholt hatte ich mich nicht.
    Zu Hause hatte ich mich verpflichtet gefühlt, Mr. Contreras zu erzählen, was passiert war, bevor ich ins Bett fiel. Ein paar Stunden später war ich, nach wie vor erschöpft, wieder aufgewacht. Die ganze Energie, die ich in meine Ermittlungen gesteckt hatte, war kein Hindernis für die Rossys gewesen. Fillida Rossy, die das Unternehmen ihres Urgroßvaters, ihren Reichtum und ihren Status schützte. Und trotzdem war sie nicht die Lady Macbeth hinter Bertrand, denn der brauchte seine Frau nicht, um kriminelle Energie zu entwickeln. Er besaß selbst genug Arroganz und Anspruchsdenken.
    Vor meinem Besuch bei Ralph hatte ich noch einen kurzen Zwischenstopp in meinem Büro eingelegt, um Morrell eine E-Mail zu schicken: Ich wünschte, Du wärst hier. Ich sehne mich nach Deiner Umarmung heute nacht.
    Er antwortete sofort voller Liebe und Mitgefühl und fügte eine Zusammenfassung des Inhalts der Artikel über die Edelweiß an, die ich ihm am Tag zuvor geschickt hatte. Obwohl das jetzt nicht mehr wichtig war, erfuhr ich, daß die Nesthorn während des Krieges ziemlich viele Nazigrößen versichert und sogar Menschen im besetzten Holland und Frankreich gezwungen hatte, dem Unternehmen Lebensversicherungen abzunehmen. In den sechziger Jahren hatten die Verantwortlichen der Nesthorn es dann für klug gehalten, den Namen »Edelweiß« anzunehmen, weil es in Westeuropa noch immer starke Ressentiments gegen die Nesthorn gab.
    Ich stieß ein freudloses Lachen aus und lockerte noch einmal meine Schultern. Als ich zu meinem Parkplatz ging, trat plötzlich eine riesige Gestalt aus den Schatten auf mich zu. »Murray!« rief ich aus, die Waffe in der Hand, bevor ich merkte, daß ich sie überhaupt gezogen hatte. »Bitte jag mir nach so einem Tag keinen Schrecken ein.«
    Er legte einen Arm um mich. » Du wirst wirklich langsam zu alt für solche Sachen, Warshawski.« »Da könntest du recht haben«, pflichtete ich ihm bei und steckte die Waffe weg. »Ohne Ralph und Mrs. Coltrain könntest du mich jetzt im Leichenschauhaus besuchen.« »Durham hast du vergessen«, sagte er.
    »Durham?« fragte ich. »Ich weiß ja, daß er sich selbst als den Musterknaben hinstellt, aber dieses Lügenmaul weiß ganz genau, daß er für einen Mord verantwortlich ist!«
    »Vielleicht. Vielleicht. Aber ich habe mich heute nachmittag mit Durham unterhalten. Leider mit dem Versprechen, daß nichts davon an die Öffentlichkeit gelangt. Er hat mir erzählt, gestern abend hätte er über dich nachgedacht und über Rossy, und da hätte er sich für den Lokalmatador entschieden. Er sagt, er habe einige Berichte über dich gelesen, und da stehe drin, daß du dir oft ganz schöne Prügel einfängst, aber am Ende meistens doch gewinnst. Wer weiß, Warshawski -wenn er eines Tages Bürgermeister wird, macht er dich vielleicht zu seiner Polizeichefin.« »Und du kannst die PR für ihn übernehmen«, sagte ich. »Der Typ hat ganz schön viel Dreck am Stecken. Er wollte sogar dem armen Isaiah Sommers den Mord an Howard Fepple anhängen.« »Er hat nicht gewußt, daß es Isaiah Sommers war, das sagen mir zumindest meine Informanten bei der Polizei. Ich meine, er wußte nicht, daß Isaiah ein Angehöriger der Sommers-Familie ist, der er in den neunziger Jahren geholfen hat«, erklärte Murray, den Arm immer noch um meine Schulter gelegt. »Sobald er das wußte, hat er

Weitere Kostenlose Bücher