Ihr wahrer Name
Hand an meine Lippen. »Das ist großherzig von dir.« Er schloß einen Moment die Augen. »Connie. Warum hat sie das getan?«
»Ich glaube nicht, daß sie dir oder dem Unternehmen gegenüber illoyal war; vermutlich hat Rossy ihr einfach den Kopf verdreht. Da war der große Boß von der Muttergesellschaft in der Schweiz, und der hat ihr gesagt, sie soll ihm persönlich Bericht erstatten und niemandem verraten, was er sagt, weil jemand in der Gesellschaft Gelder veruntreut und dieser Jemand jeder sein kann, sogar du oder ihre Vorgesetzte Karen. So hat er's wahrscheinlich angepackt. Wenn man vierzehn Jahre lang als kleine Angestellte in einer Abteilung gearbeitet hat, findet man das natürlich aufregend, aber bei ihr kamen noch Loyalität und Zuverlässigkeit dazu. Er hat ihr aufgetragen, den Mund zu halten, und sie hat geschwiegen. Er war nicht nur kultiviert, sondern hatte auch Glamour.« »Damit willst du mir wohl sagen, daß ich nicht mehr so viele Cheeseburger essen soll, oder?« meinte Ralph lächelnd. »Der Kerl ist bloß zwei Jahre jünger als ich. Wahrscheinlich sollte ich auch ein bißchen glamouröser auf meine jungen Angestellten wirken. Also hat er ihr zuerst den Hof gemacht und sie dann erwürgt. Was für ein schreckliches Ende. Können sie ihm irgendwas nachweisen?«
»Terry Finchley, der die Ermittlungen leitet, hat einen Durchsuchungsbefehl. Sie sehen sich Rossys Kleidung und seine Fingerabdrücke genau an - vielleicht finden sich Übereinstimmungen mit den Spuren an Connies Hals. Er und Fillida waren so von sich überzeugt, daß sie sich vermutlich nicht allzuviel Mühe gegeben haben, keine Spuren zu hinterlassen. Aber mit Fillida ist das eine andere Geschichte. Ihr werden zahlreiche Vergehen zur Last gelegt: der Mord an Fepple, der Angriff auf Paul Hoffman und auf Rhea Wiell, doch sie ist reich und attraktiv. Sie suchen in Pauls Haus nach ihren Fingerabdrücken und Fasern von ihrer Kleidung, aber es wird dem Staatsanwalt schwerfallen, sie festzunageln. Ein Gutes haben deine Cheeseburger immerhin bewirkt: Als du auf sie gefallen bist, hast du ihr das Becken gebrochen. So schnell wird sie nicht mehr Ski fahren können.« Er lächelte kurz, jenes schiefe Grinsen, das mich an den alten Ralph erinnerte, und schloß die Augen. Ich dachte, er sei eingeschlafen, doch als ich Anstalten machte aufzustehen, sah er mich wieder an.
»Was hatte Alderman Durham in der Klinik verloren? Ich hab' ihn gesehen, als sie mich rausgetragen haben.«
»Ach, Fillida und Bertrand waren völlig außer Rand und Band«, sagte ich. »Sie wollten uns drei mit einer Bombe in die Luft jagen, damit es aussieht wie das Werk von Abtreibungsgegnern. Sie haben Durham gebeten, die Bombe für sie zu besorgen - sie dachten, sie hätten ihn auf ihre Seite gezogen und könnten mit ihm umspringen wie mit einem ihrer Dienstboten.
Rossy hatte Durham ein paar Gefälligkeiten erwiesen: Zum Beispiel hatte er dafür gesorgt, daß der Holocaust Asset Recovery Act gekippt wird, wenn keine Zusatzklausel über Entschädigungszahlungen für Nachkommen von Sklaven aufgenommen wird, und er hat Durham Geld für seine Kriegskasse gegeben, damit der irgendwann seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt finanzieren kann. Diese wichtige Frage der Sklavenentschädigung hätte ihm geholfen, einen großen Teil der Stadt hinter sich zu bringen. Und zum Ausgleich für diese Unterstützung hat Durham für Rossy die Verbindung zu irgendwelchen Muskelmännern von der South Side hergestellt, als Rossy in Amy Blounts Apartment einbrechen wollte, um an die Hoffman-Bücher zu gelangen. Aber der gute Durham ist ein gerissener Kojote. Er hat nichts schriftlich fixiert und Rossy auch nie direkt gesagt, daß er ihm solche Muskelmänner beschaffen könne. Rossy hat gedacht, er hätte Durham in der Tasche. Aber Durham möchte lieber Bürgermeister als Al Capone werden. Also hat er bei der Polizei angerufen und gesagt, die Rossys wollten die Klinik in die Luft sprengen. Deshalb sind die Beamten dann gekommen, wenn auch ein bißchen spät.« Nun sah Durham aus wie der große Saubermann. Im Vorübergehen hatte er mir spöttisch zugegrinst. Das war der Spott eines Mannes, der nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden würde, daß er Colby Sommers hatte umbringen lassen, und der nun obendrein ein hübsches Sümmchen Geld zur Verfügung hatte für seine Kampagne in der Stadt. Terry Finchley gegenüber hatte er, eher bekümmert als wütend, gestanden, daß manche der jungen
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