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Ihr wahrer Name

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Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Rossy gezwungen, den Anspruch von Gertrude Sommers zu befriedigen. Und er hat die Beamten davon zu überzeugen versucht, daß sie weiter nach dem Mörder von Fepple suchen. Deshalb hat die Polizei auch keine Anklage gegen Isaiah Sommers erhoben. So, und jetzt bist du dran. Ich möchte die mysteriösen Bücher oder Kladden sehen, die die Rossys unbedingt haben wollten.«
    »Tja, die hätte ich auch gern.« Ich wand mich aus seiner Umarmung und sah ihn an. »Lotty hat sich zusammen mit ihnen in Luft aufgelöst.«
    Als ich Murray von Lottys Verschwinden nach der Auseinandersetzung mit Rhea an Paul Hoffman-Radbukas Krankenbett erzählt hatte, bedachte er mich mit einem ernsten Blick. »Du wirst sie finden, ja? Warum hat sie denn die Bücher mitgenommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Sie haben ihr etwas verraten... was niemand sonst darin entdeckt.«
    Ich beugte mich in meinen Wagen, um meine Aktentasche herauszuholen, und fand darin eine der Fotokopien, die ich von Hoffmans Büchern gemacht hatte. »Die kannst du haben. Ich überlasse dir die Geschichte, wenn du sie willst.«
    Er betrachtete die Seiten in dem trüben Licht. »Aber was soll das alles bedeuten?«
    Ich lehnte mich müde gegen meinen Wagen und deutete auf folgende Zeile: »Omschutz, K.
    Nestroy (2h.f) N-13425-O-L.« »Soweit ich es verstehe, ist das eine Notiz über K. Omschutz, der in der Nestroystraße 30 in Wien wohnte. Das >2h.f< heißt, daß er die Wohnung 2f im hinteren Teil des Gebäudes hatte. Die Zahlen sind die Policennummer; der Zusatz bezieht sich auf eine österreichische Lebensversicherung - >Ö< für >Österreich<. Okay?«
    Nach einem weiteren Blick auf die Seite nickte er.
    »Das andere Blatt gibt den Wert der Police in österreichischen Schillingen sowie die wöchentlichen Zahlungen an. Das Ganze war also kein Kode, sondern bedeutete etwas ganz Ein deutiges für Ulf Hoffman: Er wußte, daß er K. Omschutz eine Versicherung mit einem Wert von vierundfünfzigtausend österreichischen Schillingen mit einer wöchentlichen Zahlung von zwanzig Schillingen verkauft hatte. Sobald Ralph Devereux von der Ajax klargeworden war, daß es sich um Lebensversicherungen aus der Vorkriegszeit handeln mußte, hat er diese Listen mit den Informationen zusammengeführt, die er in der Arbeitskopie seiner toten Angestellten gefunden hatte. Und danach hat er sämtliche Vorsicht vergessen und ist heute vormittag in das Büro von Bertrand Rossy gestürmt.«
    Ralph hatte mir das im Krankenhaus nicht ohne bitteren Spott über seine eigene Tollkühnheit erzählt. Ich hatte die Schnauze allmählich voll von der ganzen Angelegenheit, doch Murray fand es so aufregend, ein paar Seiten aus Hoffmans Büchern in Händen zu halten und eine Story daraus machen zu können, daß er sich kaum noch einkriegte.
    »Danke für die Informationen, Warshawski: Ich wußte ja, daß du mir nicht ewig böse sein kannst. Und was ist mit Rhea Wiell und Paul Hoffman oder Radbuka? Beth Blacksin war ganz schön angefressen, nachdem sie heute nachmittag in die Klinik gegangen ist und rausgefunden hat, daß die Sache vielleicht ein großer Schwindel ist.«
    Gleich nach den Leuten von der Polizei waren die Fernsehteams gekommen. Ich hatte der Presse so viele Fragen wie möglich beantwortet, damit ich mich später nicht mehr damit auseinandersetzen mußte. Ich hatte von den Rossys erzählt, von den Ansprüchen der Holocaust-Opfer und von Ulf Hoffmans Büchern.
    Ich hatte keine Ahnung, wie Dons weitere Pläne für sein Buchprojekt aussahen, verspürte aber keine Lust, darauf Rücksicht zu nehmen. Also erzählte ich den Presseleuten von Paul Hoffman, von dem Anna-Freud-Artikel und von Pauls geheimer Kammer. Als Beth beim Gedanken daran, diese Kammer im Fernsehen zu zeigen, leuchtende Augen bekam, erinnerte ich mich an Lottys Wut darüber, daß Bücher und Filme über die Vergangenheit nur unseren Sensationshunger befriedigen. Don, der die ganze Geschichte in einem Buch für Envision Press verarbeiten wollte. Beth, die wußte, daß die Verlängerung ihres Vertrages anstand, und sich ausrechnete, daß die Zuschauer zahlen für ihre Sendung hochschnellen würden, wenn es ihr gelang, Pauls Kammer des Schreckens zu filmen. Ich erzählte Murray, daß ich die Presseleute einfach hatte stehen lassen. »Das kann ich dir nicht verdenken. Nachrichten zu sammeln bedeutet nicht, daß wir uns aufführen müssen wie die Schakale vor der fetten Beute.«
    Er hielt mir die Wagentür auf, was er nur selten

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