Ihr wahrer Name
mit Unternehmensdokumenten zu legen«, sagte ich.
»Wir können es uns hier nicht leisten, irgendwelche Papiere zu verlegen«, sagte sie vorsichtig. »Die Leute können uns verklagen, wenn wir unsere Belege nicht einwandfrei in Ordnung halten.« »Haben Sie denn Sorge, daß die Sommers-Familie klagen könnte?«
»Mr. Devereux hat gesagt, die Agentur ist für diesen Anspruch zuständig. Also ist das nicht unser Problem. Aber natürlich haben er und Mr. Rossy... «
Sie hielt mit rotem Gesicht inne, als entsinne sie sich Rossys Bemerkung über meine Überredungskünste. Als der Aufzug kam, huschte sie sofort hinein. Es war halb eins, Mittagspause. Der Lift hielt alle zwei, drei Stockwerke an, um Leute aufzunehmen, bevor er dann vom neununddreißigsten Stock ohne Unterbrechung ins Erdgeschoß fuhr. Ich fragte mich, welche Indiskretion Connie Ingram sich da in letzter Sekunde verkniffen hatte, wußte aber keine Möglichkeit, ihr die Information doch noch zu entlocken.
7
Vertreterbesuch
»Irgendwas ist da faul«, murmelte ich, als ich die Hochbahn in Richtung Norden bestieg. Viele Leute in der Bahn murmelten vor sich hin; da fiel ich gar nicht auf. »Wenn jemand die Unternehmensdokumente nicht rausrücken will, bedeutet das, daß seine Identifikation mit der Firma zwanghaft ist, wie Rossy gesagt hat? Oder liegt's daran, daß was drinsteht, was ich nicht sehen soll?«
»Der Typ wird bestimmt von den Vereinten Nationen bezahlt«, sagte der Mann neben mir. »Die bringen Panzer ins Land. Die Hubschrauber von den Vereinten Nationen, die in Detroit landen, die hab' ich im Fernsehen gesehen.«
»Stimmt«, sagte ich in seine Bierfahne hinein. »Es ist eindeutig eine Verschwörung der Vereinten Nationen. Dann soll ich also Ihrer Meinung nach zur Midway Insurance fahren, mit dem Agenten reden und versuchen, ihn mit meinem Charme dazu zu bringen, daß er mich einen Blick in seine Akte werfen läßt?«
»Na, bei mir würde Ihr Charme jedenfalls reichen«, sagte er mit einem anzüglichen Blick.
Wie aufbauend. Sobald ich an der Haltestelle Western aus dem Zug gestiegen war, holte ich meinen Wagen und machte mich sofort wieder auf den Weg nach Süden. Im Hyde-Park-Viertel fand ich in einer der Seitenstraßen gleich bei dem Bankgebäude, in dem sich die Midway Insurance befand, eine Parkuhr, auf der noch vierzig Minuten waren. Das Bankgebäude selbst war mit seinen neun Stockwerken, die die Hauptgeschäftsstraße von Hyde Park überragten, so etwas wie die alt ehrwürdige Matrone des Viertels. Die Fassade war erst kürzlich saniert worden, aber als ich im fünften Stock aus dem Aufzug stieg, verrieten die trüben Lichter und schmuddeligen Wände, wie gleichgültig der Hausverwaltung das Wohlbehagen der Mieter war. Das Büro der Midway Insurance lag zwischen der Praxis eines Zahnarztes und der eines Gynäkologen. Die schwarzen Buchstaben an der Tür, die mir mitteilten, daß die Midway Leben, Haus und Auto versicherte, befanden sich schon lange dort: ein Teil des »H« in »Haus« war abgegangen, so daß es aussah wie »raus«.
Die Tür war verschlossen, doch als ich klingelte, drückte jemand auf den Offner. Das Büro dahinter wirkte noch trostloser als der Flur. Die Neonleuchte an der Decke erhellte den Raum so unzureichend, daß ich eine aufgeworfene Ecke des Linoleums erst sah, als ich schon darüber gestolpert war. Ich hielt mich an einem Aktenschrank fest, um nicht hinzufallen. »Tut mir leid - das wollte ich schon lange mal richten.« Den Mann bemerkte ich erst, als er etwas sagte - er saß an einem Schreibtisch, der den größten Teil des Zimmers einnahm, aber das Licht war so schlecht, daß ich ihn beim Eintreten nicht gesehen hatte.
»Hoffentlich haben Sie eine Haushaftpflichtversicherung, denn wenn Sie das Teil nicht bald festkleben, können Sie irgendwann mit einer Schadenersatzklage rechnen«, fauchte ich ihn an, während ich ganz ins Zimmer trat.
Er schaltete die Schreibtischlampe ein, und nun sah ich sein Gesicht, das so voller Sommersprossen war, daß sie sich fast wie ein bräunlich-orangefarbener Teppich darüberlegten. Bei meinen Worten färbte sich dieser Teppich rot.
»Es kommen nicht viele Leute zu mir ins Büro«, erklärte er mir. »Die meiste Zeit sind wir unterwegs.«
Ich sah mich um, konnte jedoch keinen zweiten Schreibtisch entdecken. Dann nahm ich ein Telefonbuch von dem einzigen anderen Stuhl und setzte mich. »Haben Sie einen Partner? Oder einen anderen Mitarbeiter?«
»Ich habe die Agentur
Weitere Kostenlose Bücher