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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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und sein Sohn Marcus.«
    »Und wer hat den Scheck eingelöst? Und wieso hatte die Familie dann noch die Police?«
    Nach einem verärgerten Blick auf mich ging Fepple die Akte Seite für Seite durch. Einmal hielt er inne und starrte ein Dokument an. Dabei bewegten sich seine Lippen geräuschlos. Um seine Mundwinkel spielte ein unangenehmes, geheimnisvolles Lächeln, dann setzte er die Suche fort.
    Schließlich zog er die gleichen Belege heraus, die ich bereits bei der Ajax gesehen hatte: eine Kopie der Sterbeurkunde sowie eine Kopie des Schecks.
    »Was war sonst noch in der Akte?« fragte ich.
    »Nichts«, sagte er hastig. »Es war überhaupt nichts Ungewöhnliches drin. Al hat Tausende von diesen kleinen Wochenendabschlüssen gemacht. Die waren alle gleich, ohne irgendwelche Überraschungen.«
    Ich glaubte ihm nicht, hatte aber keine Möglichkeit, ihn aufs Glatteis zu führen. »Besonders lukrativ ist das ja wohl nicht, wenn man von Drei- und Viertausend-Dollar-Abschlüssen leben muß.«
    »Al hat ein Bombengeschäft gemacht. Der wußte, wie der Hase läuft, das kann ich Ihnen sagen.« »Und was können Sie mir nicht sagen?«
    »Ich sage Ihnen nichts über meine privaten Angelegenheiten. Sie sind hier ohne Voranmeldung reingeplatzt, um Dreck aufzuwirbeln, aber Sie haben keinerlei Recht, mir Fragen zu stellen. Und drohen Sie mir bitte nicht mit Klagen. Wenn an der Sache irgendwas nicht koscher war, ist die Gesellschaft dafür verantwortlich. Das hat nichts mit mir zu tun.« »Hatte Hoffman Familie?«
    »Einen Sohn. Ich weiß nicht, was aus dem geworden ist - er war ein ziemliches Stück älter als ich. Er und Al haben sich nicht sonderlich gut verstanden. Ich hab' mit meinem Alten zu der Beerdigung gehen müssen. Wir waren die einzigen Leute in der Kirche. Der Sohn hatte sich da schon längst aus dem Staub gemacht.« »Und wer hat Hoffmans Anteil am Geschäft geerbt?«
    Fepple schüttelte den Kopf. »Er war bloß angestellt bei meinem Alten. Auf Kommissionsbasis, aber... er hat ein gutes Geschäft gemacht.«
    »Und warum schnappen Sie sich dann nicht einfach seine Kundenliste und fahren auf seiner Schiene weiter?«
    Wieder dieses süffisante Grinsen. »Nun, vielleicht tue ich irgendwann genau das. Wie einträglich Als Arbeitsmethode war, habe ich erst gemerkt, als die Gesellschaft mich angerufen hat.« Ich hätte wirklich gern einen Blick in die Akte geworfen, aber dazu hätte ich sie ihm aus der Hand reißen und die Treppe runterrennen müssen. Beim Gehen stolperte ich wieder über die lose Ecke des Linoleums. Wenn Fepple sich nicht bald darum kümmerte, würde ich ihn selbst verklagen. Da ich schon mal im südlichen Teil der Stadt war, fuhr ich gleich noch ungefähr drei Kilometer weiter zur Sixty-seventh Street, wo sich der Delaney Funeral Parlor, das Bestattungsinstitut, befand, und zwar in einem eindrucksvollen weißen Gebäude, dem prächtigsten des ganzen Blocks. Dahinter standen vier Leichenwagen. Ich stellte meinen Mustang daneben ab und ging ins Gebäude, um zu sehen, was ich herausfinden konnte.
    Der alte Mr. Delaney gab mir persönlich die Ehre und erklärte mir, wie leid es ihm tue, daß sie einer netten, anständigen Frau wie Schwester Sommers solchen Kummer hatten machen müssen, daß sie es sich aber einfach nicht leisten könnten, Leute gratis zu begraben. Wenn man das einmal machte, kämen bald alle Schmarotzer der South Side und würden behaupten, daß die Sache mit ihrer Versicherung leider nicht geklappt hätte. Und woher sie gewußt hätten, daß die Versicherung der Sommers' bereits ausbezahlt worden war? Nun, das Prozedere mit den Lebensversicherungen war ganz simpel. Sie hatten angerufen, die Policennummer durchgegeben und gehört, daß sie schon gezahlt worden war. Ich fragte ihn, mit wem er gesprochen habe. »Gratis kriegen Sie von mir nichts, junge Frau«, sagte Mr. Delaney nur. »Wenn Sie Ihre Nachforschungen über die Gesellschaft fortsetzen wollen, dann kann ich Ihnen nur zuraten. Aber erwarten Sie nicht von mir, daß ich Ihnen Informationen gratis zukommen lasse, die ich mir mit meinem hart verdienten Geld erarbeitet habe. Ich sage Ihnen bloß, daß so was nicht das erste Mal passiert ist. Nicht zum erstenmal hat eine trauernde Familie herausfinden müssen, daß ihr geliebter Anverwandter seine Versicherung aufgelöst hat, ohne ihr Bescheid zu geben. Die Regel ist das nicht, doch immer wieder erleben Familien hinsichtlich des Verhaltens ihrer lieben Angehörigen eine böse

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