Ihr wahrer Name
Trauerfeier für Aaron Sommers anwesend und ist der trauernden Witwe erst in der folgenden Woche persönlich begegnet. Warshawski würde Beisetzungsfeierlichkeiten niemals auf die von Alderman Durham beschriebene Weise unterbrechen. Wenn Alderman Durham sich hinsichtlich der Rolle V.l. Warshawskis in diesem Fall so sehr täuscht, wie ernst darf man dann seine übrigen Äußerungen nehmen? Mary Louise las mir den Text noch einmal vor. Wir feilten ein bißchen daran herum, dann versprach sie mir, ihn den Reportern, die sie belagert hatten, telefonisch durchzugeben oder per E-Mail zu schicken. Wenn Beth Blacksin oder Murray sich mit mir persönlich unterhalten wollten, sollte sie ihnen sagen, sie könnten so gegen halb sieben zu mir ins Büro kommen. Allerdings vermutete ich, daß sie zusammen mit den anderen Vertretern der Chicagoer Medien vor den Häusern kampierten, in denen die Angehörigen der Birnbaum-Familie wohnten, um ein Interview zu ergattern.
Ein Polizist klopfte mit einer unfreundlichen Bemerkung auf meine Parkuhr. Ich legte den Gang ein und machte mich über die Madison Street auf den Weg zum Expressway. »Hast du eine Ahnung, was Durham auf dem Flugblatt mit der Passage über die Birnbaums meint?« fragte Mary Louise.
»Offenbar hat die Ajax die Birnbaums in den fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts versichert. Ein großer Teil des Birnbaum-Vermögens stammte wohl aus Geschäften in den Südstaaten. Und die Leute von der Ajax sind fuchsteufelswild, weil sie nicht wissen, wie Durham an die Information gekommen ist.«
Als ich mich langsam auf den Expressway schob, war ich froh, daß ich das Wasser gekauft hatte: Heutzutage scheinen die Straßen nur zwischen zehn Uhr abends und sechs Uhr morgens frei zu sein. Um halb drei am Nachmittag bildeten die Lastwagen, die auf dem Dan Ryan Expressway in südlicher Richtung unterwegs waren, eine undurchdringliche Mauer. Ich legte das Handy kurz weg, während ich meinen Mustang zwischen einen riesigen UPS-Laster und einen langen Tieflader lenkte, auf dem sich, wie es aussah, Reaktorbauteile befanden.
Bevor ich das Gespräch endgültig beendete, bat ich Mary Louise, Amy Blounts Privatnummer und -adresse herauszufinden. »Gib sie mir übers Handy durch, aber ruf sie bitte nicht selber an. Ich weiß noch nicht, ob ich mir ihr reden will.«
Der Tieflader hinter mir hupte so laut, daß ich zusammenzuckte: Ich hatte zwischen dem Laster vor mir und meinem Mustang eine Lücke von drei "Wagenlängen entstehen lassen. Sofort schloß ich wieder auf.
Mary Louise sagte: »Eins noch: Ich hab' Informationen über die Kollegen von Aaron Sommers bei South Branch Scrap Metal eingeholt. Du weißt schon, die Männer, die zusammen mit Mr. Sommers eine Versicherung bei Al Hoffman abgeschlossen haben.«
Durhams Attacke auf mich persönlich hatte mich den Fall völlig vergessen lassen, und so hatte ich Mary Louise nicht mitgeteilt, daß ich nicht mehr für Isaiah Sommers arbeitete. Mary Louise hatte wieder nachgeforscht und herausgefunden, daß drei der vier Männer noch am Leben waren. Mit der Behauptung, sie führe eine unabhängige Qualitätskontrolle für die Gesellschaft durch, hatte sie die Policen-Inhaber dazu gebracht, bei der Midway Agency anzurufen. Die Männer hatten ihr gesagt, die Policen seien in Ordnung. Der vierte Mann war acht Jahre zuvor gestorben, und die Ajax hatte wie vereinbart die Kosten für seine Beisetzung übernommen. Wie auch immer die betrügerischen Machenschaften aussehen mochten - es handelte sich jedenfalls nicht um eine unrechtmäßige Auszahlung dieser speziellen Sterbeversicherungen durch die Midway oder Hoffman. Eigentlich war das inzwischen nicht mehr wichtig, aber ich bedankte mich trotzdem bei Mary Louise für ihre Bemühungen - sie hatte eine Menge geschafft an jenem Vormittag - und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu.
Als ich den Stevenson Expressway erreichte, war ich endgültig nicht mehr mit einer Flipperkugel, sondern eher mit einer Schildkröte auf Valium zu vergleichen. Die Baustelle, die sich dort nun schon das dritte Jahr befand, sorgte dafür, daß nur noch die Hälfte der Spuren befahrbar war. Der Stevenson Expressway ist der Hauptverkehrsweg zum Industriegebiet im Südwesten der Stadt. Der Lastwagenverkehr darauf ist immer dicht; wegen der Baustelle und der allmählich beginnenden nachmittäglichen Rush-hour ruckelten wir nun sogar nur noch mit einer Geschwindigkeit von wenig mehr als fünfzehn
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