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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Stundenkilometern vorwärts.
    In Kedzie war ich froh, vom Expressway herunter und in das Gewirr aus Fabriken und Schrottplätzen gleich daneben fahren zu können. Obwohl es ein klarer Tag war, färbte der Rauch die Luft hier unten zwischen den Fabriken blaugrün. Ich kam an Geländen voll rostender Autos, an Außenbordmotorherstellern und einem Berg gelblichen Salzes vorbei, der bereits vom kommenden Winter kündete. In der Fahrbahn befanden sich tiefe Furchen. Ich fuhr vorsichtig, weil die Karosserie meines Wagens zu tief lag, als daß die Achse ein großes Schlagloch überstanden hätte. Lastwagen brausten, ohne die Verkehrszeichen zu beachten, an mir vorüber. Trotz meines detaillierten Stadtplans verfuhr ich mich ein paarmal. Es war bereits Viertel nach drei, fünfzehn Minuten nach Isaiah Sommers' Schichtende, als ich auf das Gelände von Docherty Engineering Works holperte, das mit grobem Kies bedeckt, aber ansonsten genauso mit den tiefen Spuren der Lastwagen durchfurcht war wie die umgebenden Straßen. Ein riesiger Truck dockte gerade am Ladebereich an, als ich aus meinem Mustang stieg.
    Ich hatte Glück - es sah so aus, als verlasse die Schicht von sieben bis drei soeben die Fabrik. An meinen Wagen gelehnt, beobachtete ich die Männer dabei, wie sie durch eine Tür an der Seite des Gebäudes herausschlenderten. Isaiah Sommers entdeckte ich, als ungefähr die Hälfte der Arbeiter draußen war. Er unterhielt sich lachend mit ein paar Kollegen, was mich überraschte: Bei unserem ersten Treffen hatte er gebeugt und mürrisch gewirkt. Ich wartete, bis er seinen Mitarbeitern zum Abschied auf die Schulter geklopft hatte und zu seinem Wagen gegangen war, bevor ich ihm folgte. »Mr. Sommers?«
    Sein Lächeln verschwand. Statt dessen trat wieder dieser argwöhnische Ausdruck in sein Gesicht, den ich schon von neulich abend kannte. »Ach, Sie sind's. Was wollen Sie?« Ich holte das Flugblatt aus meiner Handtasche und reichte es ihm. »Sie haben gesagt, Sie würden die Sache selber in die Hand nehmen. Das hat Sie offenbar direkt zu Alderman Durham geführt. In dem Ding hier sind ein paar sachliche Fehler, aber die Wirkung auf die Stadt ist beeindruckend. Sie können stolz auf sich sein.«
    Er las das Flugblatt genauso langsam und konzentriert wie einige Tage zuvor meinen Vertrag. »Und?«
    »Sie wissen genausogut wie ich, daß ich bei der Trauerfeier für Ihren Onkel nicht anwesend war. Haben Sie das Mr. Durham erzählt?«
    »Tja, vielleicht hat er die beiden Teile der Geschichte falsch zusammengesetzt, aber ich hab' tatsächlich mit ihm geredet und ihm von Ihren Anschuldigungen gegen meine Tante erzählt.« Er reckte das Kinn angriffslustig vor.
    »Ich bin nicht hier, um mich mit Ihnen über das zu unterhalten, was irgendwelche anderen Leute gesagt haben, sondern um rauszufinden, warum Sie sich solche Mühe gegeben haben, mich an den Pranger zu stellen, statt sich privat mit mir zu einigen.«
    »Meine Tante hat weder das Geld noch die Beziehungen, um zu ihrem Recht zu kommen, wenn jemand wie Sie daherkommt und ihr Dinge unterstellt.«
    Mehrere Männer gingen an uns vorbei und musterten uns neugierig. Einer rief Sommers einen Gruß zu, der die Hand zum Gegengruß hob, ohne seinen wütenden Blick von mir abzuwenden. »Ihre Tante fühlt sich betrogen. Sie braucht jemanden, dem sie die Schuld dafür geben kann, also gibt sie sie mir. Vor fast zehn Jahren hat jemand den Namen Ihrer Tante verwendet, um an das Geld von der Versicherung zu kommen, und eine Sterbeurkunde vorgelegt, die beweisen sollte, daß Ihr Onkel tot war. Entweder Ihre Tante hat's selbst gemacht, oder es war jemand anders. Jedenfalls stand ihr Name auf dem Scheck. Deshalb habe ich ihr Fragen stellen müssen. Sie haben den Vertrag mit mir gekündigt, also werde ich nicht mehr weiterfragen, aber fänden Sie es nicht auch interessant herauszufinden, wie der Name Ihrer Tante auf den Scheck gekommen ist?« »Daran ist die Gesellschaft schuld. Und die Gesellschaft hat Sie angeheuert, um mir eine Falle zu stellen, genau wie's hier steht.« Er deutete auf das Flugblatt, doch seine Stimme klang nicht sehr überzeugt.
    »Möglich«, gab ich zu. »Durchaus möglich, daß die Gesellschaft schuld ist. Aber das werden wir nie herausfinden.« »Warum nicht?«
    Ich lächelte. »Ich habe ja jetzt keinen Grund mehr, mich mit dem Fall zu beschäftigen. Sie könnten natürlich jemand anders anheuern, aber das würde Sie ein Vermögen kosten. Selbstverständlich ist es viel

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