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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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leichter, einfach mit Anschuldigungen um sich zu werfen, statt sich mit den Fakten auseinanderzusetzen. Doch das ist ja heutzutage in Amerika das übliche: Statt der Fakten sucht man sich einen Sündenbock.«
    Er sah mich verwirrt an. Ich nahm ihm das Flugblatt aus der Hand und wandte mich zum Gehen. In meinem Wagen klingelte das Handy, das am Ladegerät hing. Es war Mary Louise mit den Informationen über Amy Blount. Ich notierte alles und ließ den Wagen an. »Warten Sie«, rief mir Isaiah Sommers nach.
    Er schob jemanden, der bei ihm stehengeblieben war, um mit ihm zu reden, beiseite und rannte zu mir herüber. Ich schaltete den Motor ab und sah ihn höflich interessiert, aber mit einem Stirnrunzeln an.
    Er suchte nach Worten, dann platzte es aus ihm heraus: »Was denken Sie?« »Worüber?«
    »Sie haben gesagt, möglicherweise hat tatsächlich die Gesellschaft sich die Versicherung unter den Nagel gerissen. Glauben Sie das wirklich?«
    »Offen gestanden, nein. Unmöglich ist es natürlich nicht: Ich habe schon einmal einen Betrugsfall bei der Gesellschaft aufgedeckt, aber das war damals noch unter einer anderen Unternehmensleitung, die ausgewechselt wurde, als die Sache sich herumgesprochen hat. Wissen Sie, das würde eine Absprache zwischen jemandem in der Gesellschaft und der Agentur bedeuten, denn die Agentur hat ja den Scheck hinterlegt, aber der Verantwortliche der Leistungsabteilung hat keinerlei Einwände dagegen erhoben, mir Akteneinsicht zu gewähren.« Natürlich hatte Rossy es mir nicht leicht gemacht, mir die Akten anzusehen, aber die Edelweiß hatte die Ajax erst vier Monate zuvor übernommen, also konnte ich mir nicht vorstellen, daß er an einer Betrugsgeschichte der Ajax beteiligt war.
    »Verdächtiger finde ich da schon den Agenten. Keine der anderen Versicherungen, die Hoffman den Kollegen Ihres Onkels verkauft hat, ist unrechtmäßig eingelöst worden. Allerdings wurde der Scheck über die Midway ausgezahlt. Es ist auch möglich, daß Ihr Onkel selbst sich den Betrag hat auszahlen lassen, aus Gründen, die Sie vielleicht nie herausfinden werden oder gar nicht herausfinden wollen. Kann auch sein, daß es ein anderer Angehöriger Ihrer Familie gewesen ist. Und bevor Sie nun alles gleich haarklein telefonisch Bull Durham mitteilen: Ich glaube nicht ernsthaft, daß es Ihre Tante gewesen ist, nicht nach dem Gespräch mit mir. Ich würde zuerst der Agentur und den anderen Angehörigen Ihrer Familie auf den Zahn fühlen. Immer vorausgesetzt, ich würde mich noch mit dem Fall beschäftigen.«
    Er schlug vor Frustration auf das Dach meines Wagens, der dadurch leicht zu wippen begann. »Hören Sie zu, Ms. Warshawski. Ich weiß nicht, wem ich glauben oder wessen Rat ich befolgen soll. Meine Frau hat gesagt, ich soll zu Alderman Durham gehen. Und Camilla Rawlings, die Frau, von der ich Ihren Namen habe, hat mir schon die Hölle heiß gemacht, weil ich Sie gefeuert habe. Sie findet, ich sollte Frieden mit Ihnen schließen. Aber was soll ich glauben? Mr. Durham hat gesagt, er hätte Beweise dafür, daß die Versicherungsgesellschaft von der Sklaverei profitiert hat und daß das Ganze vertuscht werden soll. Und bitte nehmen Sie mir das nicht übel: Wie können Sie als Weiße das verstehen?«
    Ich stieg aus dem Wagen, damit er sich nicht zu mir hinunterbeugen und ich nicht zu ihm hinaufschauen und mir den Hals verrenken mußte. »Mr. Sommers, das kann ich natürlich nie ganz, aber ich versuche, ohne Vorurteile zuzuhören. Mir ist klar, daß die Sache mit Ihrer Tante durch die Geschichte dieses Landes noch komplizierter wird. Wenn ich sie fragen will, wie ihr Name auf den Scheck gekommen ist, sehen Sie und Ihre Frau und Ihre Tante mich als Weiße, die sich mit der Versicherungsgesellschaft verbündet hat, um Sie über den Tisch zu ziehen. Aber wenn ich in das gleiche Horn blase wie Sie - Vertuschung! Betrug! -, obwohl ich keine Fakten habe, tauge ich nichts als Detektivin. Mein Prinzip ist es, mich an die Fakten zu halten, soweit ich sie kenne. Das kann sich bisweilen als kostspielige Entscheidung entpuppen - ich verliere Kunden wie Sie, und ich habe Camillas Bruder, einen wunderbaren Mann, verloren. Natürlich habe ich nicht immer recht, aber ich muß mich an die Wahrheit halten, sonst werde ich hin und her geweht wie ein Blatt im Wind.«
    Ich hatte ziemlich lange gebraucht, um meine Trennung von Conrad Rawlings zu verwinden. Ich liebe Morrell, er ist ein toller Mann, aber Conrad und ich hatten uns auf einer

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