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Ihr wahrer Name

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Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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an Außenstehende weitergegeben zu haben, aber woher sonst soll Durham wissen, wen wir in den fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts versichert haben? In unserer Geschichte werden die Birnbaums erwähnt; wir brüsten uns damit, daß wir seit 1852 mit ihnen zu tun haben. Allerdings ist da nicht die Rede von der Information, die Durham hat, nämlich von Versicherungsverträgen mit Sklavenhaltern über Pfluglieferungen. Jetzt drohen die Anwälte der Birnbaums uns mit einer Klage wegen Preisgabe vertraulicher Informationen, obwohl wir nicht wissen, ob unsere Verpflichtung so weit zurückreicht... « »Hast du die Nummer von Amy Blount? Ich könnte versuchen, ihr was zu entlocken.« Die Stimme vom Band teilte mir mit, daß ich weitere fünfundzwanzig Cents brauche. Ralph sagte mir hastig, Amy Blount habe im Juni vergangenen Jahres ihren Doktor in Wirtschaftsgeschichte an der University of Chicago gemacht; ich könne sie übers Institut erreichen. »Ruf mich an, wenn du...«, fing er noch an, dann wurden wir unterbrochen.
    Ich hastete hinaus zum Taxistand, aber der Anblick von zwei Rauchern in einer Ecke erinnerte mich an Don, der in der Bar des Ritz auf mich wartete. Ich zögerte einen Augenblick, dann fiel mir ein, daß das Ladegerät für mein Handy sich in Morrells Wagen befand - ich würde Don also nicht von unterwegs anrufen können, um ihm zu erklären, warum ich ihn versetzt hatte. Ich entdeckte ihn unter einem Farn im Raucherbereich der Bar, zwei Gläser Champagner vor sich. Als er mich sah, drückte er seine Zigarette aus. Ich beugte mich zu ihm und küßte ihn auf die Wange.
    »Don, ich wünsche dir jeden nur erdenklichen Erfolg. Mit diesem Buch und mit deinem Job.«
    Dann hob ich das Glas, um auf ihn anzustoßen. »Aber ich habe keine Zeit zu bleiben. Es ist zu einer Krise mit den Leuten gekommen, die du ursprünglich hier interviewen wolltest.«
    Als ich ihm von der Durham-Demonstration vor dem Ajax-Gebäude erzählte und sagte, ich wolle hinfahren, um zu sehen, was los sei, zündete er seine Zigarette wieder an. »Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du zuviel Energie hast, Vic? Morrell wird vor der Zeit alt, wenn er versucht, mit dir mitzuhalten. Ich werde mit meinem Champagner hier sitzen bleiben und mit meinem Agenten ein vergnügliches Gespräch über das Rhea-Wiell-Buch führen. Und hinterher werde ich auch noch dein Glas austrinken. Falls du irgendwas Neues herausfindest, während du wie die Flipperkugel eines wildgewordenen Magiers in Chicago herumsaust, werde ich jedem deiner Worte atemlos lauschen.«
    »Und ich werde dir dafür hundert Dollar die Stunde berechnen.« Ich nahm einen großen Schluck Champagner und reichte ihm dann das Glas. Meinen Drang, zum Aufzug auf der anderen Seite des Foyers hinüberzuhasten, unterdrückte ich, denn die Vorstellung, wie eine Flipperkugel durch die Stadt zu sausen, war mir peinlich, obwohl sie mir im Lauf des Nachmittags noch mehrmals in den Sinn kommen sollte.

12
    Flipperkugel
    Als erstes sauste ich zum Gebäude der Ajax Insurance an der Adams Street. Durham war nur mit einer kleinen Gruppe von Demonstranten da - an einem Werktag haben die meisten Leute keine Zeit für solche Protestaktionen. Durham an der Spitze des Trosses war umgeben von seinen Empower-Youth-Energy-Leuten, die die Passanten mit so düsterem Blick beobachteten, als seien sie jederzeit zu einem Kampf bereit. Hinter ihnen folgte eine kleine Gruppe von Geistlichen und Gemeindeführern aus der South und West Side und danach die Handvoll aufrichtige College-Studenten, die überall mitmarschiert. Im Sprechchor riefen sie: »Gerechtigkeit jetzt«, »Keine Wolkenkratzer auf den Leichen von Sklaven« und: »Keine Entschädigungszahlungen für Sklavenbesitzer«. Ich gesellte mich zu einem der Studenten, der mich als neue Verfechterin der Sache begrüßte.
    »Ich wußte gar nicht, daß die Ajax so sehr von der Sklaverei profitiert hat«, sagte ich. »Nicht nur das. Haben Sie gehört, was gestern passiert ist? Die haben dieser armen Frau, die gerade ihren Mann verloren hatte, eine Detektivin auf den Hals gehetzt, sich seine Versicherung unter den Nagel gerissen und dann so getan, als war' sie es gewesen. Tja, und hinterher haben sie dann die Detektivin geschickt, damit die ihr die Schuld gibt, mitten während der Beerdigung.« »Was?« rief ich aus.
    »Ganz schön hart, was? Hier - Sie können's ja selber lesen.« Er drückte mir ein Flugblatt in die Hand. Als erstes fiel mir mein eigener Name ins

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