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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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verschloß mit großer Geste die Aktenschränke. Als er zur Tür ging, um diese zu öffnen, hatte ich keine andere Wahl, als ebenfalls aufzustehen. Wir fuhren gemeinsam im Aufzug hinunter ins Erdgeschoß, wo er mich damit überraschte, daß er sich in Richtung Wachmann bewegte.
    »Sehen Sie diese Lady, Collins? Sie ist jetzt schon ein paarmal bei mir im Büro gewesen und hat Drohungen ausgesprochen. Könnten Sie dafür sorgen, daß sie heute abend nicht mehr in dieses Gebäude gelassen wird?«
    Der Wachmann musterte mich genau und sagte dann ein wenig lustlos: »Klar, Mr. Fepple.« Fepple begleitete mich hinaus. Als ich ihm zu seinem erfolgreichen Schachzug gratulierte, lächelte er nur süffisant und marschierte dann die Straße hinunter. Ich sah, wie er in das Pizza-Lokal an der Ecke ging. Dort befand sich im Eingangsbereich ein Telefon, das er benutzte. Ich stellte mich neben ein paar Betrunkene vor einem Lebensmittelladen auf der anderen Straßenseite. Sie stritten sich gerade über einen gewissen Clive und was dessen Schwester über einen von ihnen gesagt hatte. Doch nach einer Weile hörten sie auf und bettelten mich an. Ich ging ein paar Schritte von ihnen weg, den Blick immer noch auf Fepple in dem Pizza-Lokal gerichtet. Nach ungefähr fünf Minuten kam er heraus, schaute sich vorsichtig um, sah mich und hastete zu einem Einkaufszentrum an der nördlichen Seite der Straße. Ich wollte ihm nachlaufen, aber einer der Betrunkenen hielt mich fest und schimpfte mich eine eingebildete Zicke. Ich stieß ihm das Knie in den Bauch und riß meinen Arm los. Während er zu fluchen begann, rannte ich in Richtung Norden. Ich trug immer noch meine Pumps. Diesmal knickte der linke Absatz ein, und ich fiel hin. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, war Fepple verschwunden.
    Ich verfluchte mich selbst, Fepple und die Betrunkenen. Wie durch ein Wunder beschränkte sich der Schaden auf die Löcher in meiner Strumpfhose sowie einen blutigen Kratzer an meinem linken Bein. In dem trüben Dämmerlicht konnte ich nicht sehen, ob ich auch meinen Rock ruiniert hatte, ein schwarzes Stück aus Seide, das ich gern mochte. Ich humpelte zu meinem Wagen zurück, wo ich einen Teil des Wassers aus meiner Flasche dazu benutzte, das Blut von meinem Bein zu waschen. Der Rock war schmutzig, der Stoff ein wenig aufgerauht. Traurig zupfte ich den Dreck weg. Vielleicht würde man die beschädigte Stelle nicht mehr sehen, wenn der Rock gereinigt wäre.
    Ich lehnte mich mit geschlossenen Augen auf dem Autositz zurück und überlegte, ob es einen Versuch wert wäre, wieder in das Gebäude der Midway Insurance zu gelangen. Doch selbst wenn ich es schaffte, an dem Wachmann vorbeizukommen, würde Fepple wissen, daß ich es gewesen war, wenn am nächsten Morgen etwas aus seinem Büro fehlte. Nein, diese Sache konnte bis Montag warten.
    Ich hatte noch über eine Stunde Zeit vor dem Interview mit Beth Blacksin - es war das vernünftigste, nach Hause zu fahren, zu duschen und etwas Frisches anzuziehen. Andererseits wohnte Amy Blount, die junge Frau, die die Firmengeschichte der Ajax verfaßt hatte, nur drei Häuserblocks entfernt. Ich wählte die Nummer, die Mary Louise für mich herausgefunden hatte. Ms. Blount war zu Hause. Mit ihrer höflichen, distanzierten Stimme bestätigte sie, daß wir uns bereits kennengelernt hatten. Als ich ihr sagte, daß ich ihr ein paar Fragen über die Ajax stellen wolle, wurde aus ihrer Distanziertheit Eisigkeit.
    »Mr. Rossys Sekretärin hat mir diese Fragen bereits gestellt. Ich empfinde sie als unverschämt und werde sie Ihnen genausowenig beantworten wie ihr.«
    »Tut mir leid, Ms. Blount, ich habe mich nicht ganz klar ausgedrückt. Ich melde mich nicht im Auftrag der Ajax. Ich weiß auch nicht, was Rossy von Ihnen erfahren will, aber ich nehme an, daß seine Fragen nicht die gleichen sind wie meine. Meine betreffen einen Klienten, der herauszufinden versucht, was mit einer bestimmten Versicherung passiert ist. Ich glaube nicht, daß Sie die Antwort kennen, würde mich aber dennoch gern mit Ihnen unterhalten, weil... « Tja, warum? Weil das Gespräch mit Fepple sowie die Anschuldigungen Durhams mich so frustriert hatten, daß ich mich an jeden Strohhalm klammerte? »Weil ich nicht weiß, was los ist, und gern mit jemandem reden würde, der sich mit der Ajax auskennt. Ich bin gerade in Ihrer Gegend und könnte für zehn Minuten vorbeikommen, wenn Sie Zeit für mich haben.«
    Nach einer kurzen Pause sagte sie kühl, sie

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