Ihr wahrer Name
haben.«
Er wandte sich von mir ab, und sein erwartungsvoller Gesichtsausdruck machte einem mürrischen Platz. Ganz offensichtlich hatte nicht die Hoffnung, mich zu sehen, ihn veranlaßt, Anzug und Krawatte anzuziehen.
»Mir ist da heute nachmittag auf der Rückfahrt von Isaiah Sommers ein erstaunlicher Gedanke gekommen. Bull Durham hat über mich Bescheid gewußt. Und über die Birnbaums. Und über die Ajax. Aber obwohl er nun schon seit Tagen über die Ungerechtigkeit gegenüber der Familie Sommers redet, hat er offenbar nichts über Sie gewußt.«
»Sie haben keinen Termin«, murmelte er, immer noch den Blick von mir abgewandt. »Sie können jetzt gehen.«
»Laufkundschaft«, flötete ich. »Um die sollten Sie sich besser kümmern. Ich würde mich gern mit Ihnen über die Versicherung unterhalten, die Sie Aaron Sommers verkauft haben.« »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß nicht ich sie verkauft habe, sondern Al Hoff man.« »Ist für mich das gleiche. Es ist Ihre Agentur, das heißt, Sie haften. Mein Klient hat kein Interesse daran, daß die Angelegenheit jahrelang vor Gericht verhandelt wird, obwohl er Sie von Rechts wegen auf eine hübsche Summe verklagen könnte -Sie hatten seinem Onkel gegenüber eine treuhänderische Verpflichtung, der Sie nicht nachgekommen sind. Er würde sich auch damit zufriedengeben, wenn Sie ihm einen Scheck über die Versicherungssumme, also zehntausend Dollar, ausstellen.«
»Er ist nicht Ihr...«, platzte es aus ihm heraus, dann hielt er inne.
»So, so, Howard. Welches Vögelchen hat Ihnen denn das gezwitschert? Vielleicht sogar Mr. Sommers selbst? Nein, das kann nicht sein, denn dann wüßten Sie, daß er mich wieder angeheuert hat. Also muß es Alderman Durham gewesen sein. Wenn das stimmt, werden Sie bald so viel Publicity haben, daß Sie Aufträge ablehnen müssen. Ich habe noch heute abend ein Interview mit Channel 13. Den Leuten vom Fernsehen wird das Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn sie hören, daß Ihre Agentur Bull Durham Informationen über Ihre Kunden zugespielt hat.«
»Da sind Sie auf dem völlig falschen Dampfer«, sagte er mit hochgezogener Lippe. »Mit Durham könnte ich gar nicht reden, der hat klar und deutlich gesagt, daß er keine Verwendung für Weiße hat.«
»Jetzt werde ich aber neugierig.« Ich machte es mir auf dem wackeligen Stuhl vor seinem Schreibtisch bequem. »Ich brenne wirklich darauf zu sehen, für wen Sie sich so rausgeputzt haben.«
»Ich hab' 'ne Verabredung. Wissen Sie, ich habe durchaus ein Privatleben unabhängig von der Versicherung. Ich möchte jetzt, daß Sie das Büro verlassen, damit ich abschließen kann.«
»Ein bißchen müssen Sie sich noch gedulden. Ich gehe, sobald Sie mir ein paar Fragen beantwortet haben. Zeigen Sie mir die Akte Aaron Sommers.«
Die Farbe seiner dichten Sommersprossen wurde dunkler. »Sie haben vielleicht Nerven. Das sind vertrauliche Papiere, die gehen Sie nichts an.«
»Aber meinen Klienten. Egal, ob Sie jetzt kooperieren oder ob ich mir erst eine gerichtliche Anordnung besorgen muß - Sie werden mir die Akte zeigen. Also bringen wir's hinter uns.« »Dann besorgen Sie sich doch Ihre gerichtliche Anordnung, wenn Sie können. Mein Vater hat mir diese Agentur anvertraut, da werde ich ihn jetzt nicht im Stich lassen.«
Was für ein merkwürdiger und auch ein wenig rührender Versuch, mutig zu sein. »Na schön, dann beantrage ich die gerichtliche Anordnung. Aber noch eins: das Notizbuch von Al Hoffman. Das kleine schwarze Buch, das er immer mit sich rumgetragen und in dem er die Zahlungen seiner Kunden abgehakt hat. Ich würde es gern sehen.«
»Tja, da sind Sie nicht die einzige«, herrschte er mich an. »Jeder in Chicago will dieses Notizbuch sehen, aber ich habe es nicht. Er hat's jeden Abend mit nach Hause genommen, als war' die Geheimformel für die Atombombe drin. Als er gestorben ist, war's bei ihm zu Hause. Wenn ich wüßte, wo sein Sohn steckt, wüßte ich vielleicht auch, wo das verdammte Notizbuch ist. Aber der Kerl ist jetzt wahrscheinlich irgendwo in der Klapsmühle. In Chicago ist er jedenfalls nicht.« Sein Telefon klingelte. Er stürzte sich darauf wie auf einen Hundert-Dollar-Schein auf dem Gehsteig.
»Ich hab' grad' Besuch«, blaffte er in den Hörer. »Ja, die Detektivin.« Er lauschte eine Weile und sagte: »Okay, okay.« Dann notierte er sich auf einem Zettel etwas, das aussah wie eine Reihe von Zahlen, und legte auf.
Schließlich schaltete er seine Schreibtischlampe aus und
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