Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
noch Meredith reagierten, wurde die Klappe des Briefschlitzes geöffnet, und eine Stimme rief in den Flur:
»Miss Mitchell, könnten wir uns für einen Augenblick unterhalten?«
Alan hängte den Telefonhörer aus, und sie zogen sich nach oben zurück. Als die Luft für kurze Zeit rein zu sein schien, schlüpften sie nach draußen auf die Straße. Im King’s Head hatte anscheinend auch Mervyn die Nase voll. Mit vom Zapfen schmerzenden Armen und vom Beantworten der unzähligen Fragen rauer Kehle hatte er die Tür zu seinem Pub von innen verriegelt. Ein Schild im Fenster verkündete, dass das King’s Head für den Rest des Tages geschlossen bliebe. (Die Buschtrommeln jedoch verkündeten den Stammgästen, dass dies nicht für sie galt. Sie erhielten selbstverständlich am Abend Einlass, wenn sie an die Hintertür klopften und sich Mervyn zu erkennen gaben.)
Die meisten Bewohner von Parsloe St. John waren Mervyn Pollards Beispiel gefolgt und hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Wer draußen überrascht wurde, tat, als wüsste er von überhaupt nichts, oder stellte sich ganz einfach taub. Ein paar geschäftstüchtige Jüngere verlangten unrealistische Beträge für ihre schlagzeilenträchtigen Informationen. Diese Geschäfte unterblieben bald, nachdem die mit allen Wassern gewaschenen Reporter herausfanden, dass die Überbringer dieser faszinierenden Geschichten mehr Fantasie als harte Fakten lieferten. Falls die Bewohner von Parsloe St. John irgendetwas wussten, dann behielten sie es eisern für sich.
Meredith und Alan wehrten mehrere Annäherungsversuche ab und suchten schließlich im Nachbarcottage bei Wynne Zuflucht. Wynne Carter ihrerseits war ganz leicht durch das wilde Geklapper einer alten mechanischen Schreibmaschine zu orten. Sie saß über das antike Gerät gebeugt, als Markby und Meredith sie fanden. Der Boden ringsum war übersät mit herausgefallenen Haarnadeln.
»Ich kann jetzt unmöglich aufhören, meine Lieben, das müssen Sie doch verstehen! Die anderen schnappen mir die Geschichte unter der Nase weg! Parsloe St. John ist mein Dorf, und das ist meine Geschichte!«
»Nicht mehr!«, entgegnete Alan. Gemeinsam mit Meredith machte er sich diskret in Richtung der Felder auf, zu einem langen und mit ein wenig Glück ungestörten Spaziergang. … Worauf er mit dem Degen, mit blutig bösem Degen …
William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum
KAPITEL 17
AM SAMSTAGMORGEN kehrte Markby mit einem Arm voller Zeitungen von dem winzigen Postamt, das gleichzeitig der einzige Zeitschriftenladen im Dorf war, zurück.
»Du hättest dir das Gedränge ansehen sollen!«, schimpfte er atemlos.
»Es gibt fast keine einzige Zeitung mehr zu kaufen!«
Sie breiteten die Zeitungen auf dem Fußboden aus.
»Ach du meine Güte!«, sagte Meredith.
»Ich glaube nicht, dass die Bürger von Parsloe St. John das gerne lesen werden!«
»BRUTALER MÖRDER ZERSTÖRT DIE VERTRÄUMTE RUHE EINES IDYLLISCHEN DORFES«, las Alan laut vor.
»Das hier ist noch schlimmer«, antwortete Meredith.
»Hör zu: RITUALMORD INMITTEN EINER FRIEDLICHEN IDYLLE.« Sie legte die Zeitung weg.
»Alan, glaubst du, es könnte sich tatsächlich um einen Ritualmord gehandelt haben?«, fragte sie ernst.
»Woher soll ich das wissen? Es ist jedenfalls eine gute Schlagzeile, ob es nun stimmt oder nicht. Oh, und hier ist Wynnes Artikel. MÖRDERDORF: EINE INSIDERIN MELDET SICH ZU WORT. Hmmm. Nichts von dem, was sie geschrieben hat, wird den Wert der Grundstücke retten!«
»Alan!«, beharrte Meredith.
»Das könnte eine schlimme Geschichte für Sadie Warren und all die anderen werden! Wenn eine Geschichte wie diese erst einmal gedruckt ist, glauben die Leute jedes Wort davon.«
»Das ist Inspector Cranes Problem, nicht meines«, entgegnete Markby herzlos.
Doch so leicht sollten sie nicht davonkommen. Am späten Vormittag rief Markbys Schwester Laura an, vorgeblich in ihrer Eigenschaft als Miteigentümerin des Cottages und als Verwandte der gegenwärtigen Mieter. Sie kündigte ihren Besuch in Parsloe St. John an.
»Ich dachte, wir kommen morgen früh vorbei und essen mittags zusammen, wenn ihr nichts dagegen habt. Sag nur, falls ihr schon andere Pläne geschmiedet habt, Alan.«
»Nein, nein, überhaupt nicht!«, sagte Alan in den Hörer, während er verzweifelt versuchte, Meredith auf das Gespräch aufmerksam zu machen.
»Es ist euer Cottage, Laura. Allerdings halte ich es für keine gute Idee, hier zu kochen. Wir können ja alle
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