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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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ein weiteres tragisches Ereignis. Sie wurde von ihrer Haushälterin am Montagmorgen am Fuß ihrer Treppe gefunden. Die Verhandlung zur Feststellung der Todesursache ergab, dass sie über eine lose Pantoffelsohle stolperte und die Treppe hinunterstürzte. Sie lag bereits vierundzwanzig Stunden tot in ihrem Haus, bevor sie gefunden wurde. Olivia Smeaton hinterlässt keine Kinder; der Großteil ihres Besitzes geht an wohltätige Einrichtungen.
    Meredith reichte Markby den Zeitungsausschnitt, und er las ihn ebenfalls. Ihre Gastgeberin beobachtete die beiden schweigend.
    Als Alan fertig war, legte er ihn auf den Tisch.
    »Ja, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er.
    »Ein interessantes, um nicht zu sagen faszinierendes Leben.«

    »Das wirft eine Menge Fragen auf«, sagte Meredith langsam.
    »Zu denen es, wie ich anmerken darf, nur wenige spärliche Antworten gibt, das dürfen Sie mir glauben«, entgegnete Wynne. Ihre Haltung wurde resolut.
    »Dieser Nachruf war die größte berufliche Herausforderung meiner gesamten Karriere! Es gab ganz eindeutig eine Menge mehr zu berichten. Olivia lebte praktisch vor meiner Nase, doch ich konnte nicht zu ihr gehen und ihr sagen, woran ich arbeitete. Also begegnete ich ihr immer wieder zufällig auf der Straße oder rief sie unter irgendeinem Vorwand an und stellte die ein oder andere beiläufige Frage. Wenn jemand so ist wie Olivia und Anrufer nicht gerade ermutigt, sich wieder zu melden, dann ist das gar nicht so einfach! Ich musste sogar Kirchenarbeit leisten!«
    »Wynne!«, sagte Meredith spöttisch.
    »Das klingt ja allmählich nach den allerübelsten Taktiken der Regenbogenpresse! Was haben Sie getan?« Wynne erwiderte Merediths Grinsen; sie nahm ihr die Bemerkung nicht übel.
    »Ich habe mich beim Vikar erboten, in meiner Freizeit für die Restauration der Kirche zu sammeln. Das gab mir eine Chance, Olivia zu besuchen. Nach außen hin bat ich sie um Unterstützung für Wohltätigkeitsfeste, Flohmärkte und so weiter. Sie gab mir eine Menge alten Plunder, Kleider, Bücher, Vasen, was weiß ich. Sie stellte ein paar Schecks über recht ansehnliche Summen aus. Sie kam mir in allem entgegen, doch persönliche Geschichten waren tabu. Sie war selbstverständlich viel zu höflich, um es mir auf den Kopf zuzusagen, doch ich konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie mich für unverschämt hielt, weil ich immer neue Andeutungen machte und versteckte Fragen stellte. Glauben Sie mir, ich war einfallsreicher als ein hungriger Fuchs! Aber ich war ihr nicht gewachsen. Sie hat mich ins Leere laufen lassen. Und wissen Sie was? Ich vermisse Olivia«, fügte Wynne hinzu. Sie trank von ihrem Kaffee.
    »Natürlich habe ich auch andere Methoden eingesetzt, um mehr in Erfahrung zu bringen«, fuhr sie nach einer Pause fort.
    »Das heißt, ich habe Janine Catto über Olivia befragt. Janine war willig, doch sie konnte mir auch nichts erzählen. Sie meinte nur, ›Mrs Smeaton ist nicht sehr gesprächig‹, und sie wusste überhaupt nichts über sie, außer, dass Olivia einige Jahre in Frankreich gelebt hat. Sie war ausgesprochen überrascht, als sie von mir erfuhr, dass ihre Arbeitgeberin eine so interessante Vergangenheit gehabt hat. Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass Olivia offensichtlich auf die harte Tour gelernt hatte, dass zu große Offenherzigkeit mit einem hohen Preis verbunden sein kann. Sie hat eine Mauer gegen unerwünschtes Eindringen in ihr Privatleben errichtet.«
    »Ich hätte da eine Frage«, sagte Meredith.
    »Olivia und diese Violet waren ein Liebespaar, habe ich Recht? Das erklärt, warum sie England verlassen haben. Die Leute damals waren nicht besonders tolerant in dieser Hinsicht.«
    »Olivia hat nie ein Hehl aus der Natur ihrer Beziehung gemacht«, antwortete Wynne.
    »Sie gehörte nicht zu der Sorte, die sich im Schatten herumtrieb und so tat, als wäre alles normal. Verstehen Sie, ich glaube, sie hätten durchaus auch in London bleiben können, wenn sie ein wenig diskreter gewesen wären. Doch das waren sie nicht. Beziehungsweise Olivia war es nicht. Violet Dawson hätte sich vielleicht lieber hinter einer Fassade guter Freundschaft versteckt. Violet kam aus sehr viel bescheideneren Verhältnissen als Olivia. Sie war die Tochter eines Landpfarrers und hatte kein Geld. Bevor sie und Olivia zusammenzogen, war sie die ›Begleiterin‹ zahlreicher älterer Damen. Bei diesem Leben hat sie offensichtlich gelernt, dass die Meinung anderer letzten Endes doch wichtig ist. Nicht so jedoch

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