Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Markby. Der Kater hatte seine Reinigungsprozedur eingestellt und schien die Missstimmung zwischen den beiden Besuchern mit gehässigem Vergnügen zu beobachten.
»Aber nur, weil sie so lange gebraucht hat, um zur Sache zu kommen!«, verteidigte sich Markby.
»Ich wollte die Angelegenheit ein wenig beschleunigen, damit wir schneller nach Hause kommen.«
»Alan! Sei nicht so unhöflich! Sie hat uns ein wunderbares Essen aufgetischt – und all den Wein …« Merediths Blick wanderte wie der von Markby zu dem leuchtenden Arrangement von Köstlichkeiten auf dem Tablett.
»Offen gestanden glaube ich, dass ich viel zu viel davon getrunken habe. Ich bin froh, dass sie Kaffee macht. Ich fühle mich ein wenig beschwipst.«
»Warte erst bis morgen!«, prophezeite er.
»Du wirst dich noch viel schlimmer fühlen. Ganz besonders, nachdem wir die halbe Nacht hier gesessen und den Abenteuern von Penelope Pitstop gelauscht haben.«
»Pssst. Sie kommt zurück!« Wynne kehrte aus der Küche zurück und wedelte triumphierend mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand.
»Hat Nimrod Sie begrüßt? Nein? Er verhält sich bei Fremden eigenartig. Wenn er sich erst an Sie gewöhnt hat, wird er sehr zutraulich.« Nimrod schnaubte von seinem Platz auf der Fensterbank und kratzte sich heftig.
»So, da ist es«, fuhr Wynne fort.
»Das einzige Foto von Olivia, das die Zeitung in ihren Archiven hatte, war unglücklicherweise bereits ziemlich alt. Es wurde während des Zweiten Weltkriegs gemacht.«
»Das ist allerdings alt …«, murmelte Markby. Meredith nahm den Zeitungsausschnitt in die Hand. Die Fotografie stammte eindeutig aus Kriegszeiten. Sie zeigte eine atemberaubend aussehende Frau mit einer Lockenfrisur, wie sie damals üblich war, und einer schicken Uniformkappe. Merediths Blick wanderte auf den Text darunter.
Olivia Smeaton, die in ihrem Anwesen Rookery House in Parsloe St. John verstarb, wurde in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts als Rallyefahrerin und Schöne der Gesellschaft berühmt, um nicht zu sagen berüchtigt. Sie pflegte von sich scherzhaft zu behaupten:
»Man sagt, ich sei schnell – Tatsache ist, ich bin schnell.«
Sie wurde im Jahre 1912 als Olivia Adelaide Broughton geboren und war das einzige Kind und Alleinerbin des Waffenfabrikanten Wilberforce Broughton. Sie war Debütantin und während des Jahres 1933 die begehrteste Junggesellin der Londoner Gesellschaft. Obwohl es zahlreiche Spekulationen gab, wen und wann sie heiraten würde, und obwohl ihr Name mit mehreren jungen Männern in Verbindung gebracht wurde, war bald offensichtlich, dass ihre wahre Leidenschaft dem Motorsport galt. Ihren größten Erfolg feierte Olivia Broughton im Jahre 1937, als sie die Rallye KitweBulawayo in Afrika in der Damenklasse gewann, obwohl sie im Busch von einem Elefanten angegriffen wurde und einen Fieberanfall erlitt, der es ihr und ihrer Beifahrerin, wie sie später erklärte, fast unmöglich machte, die Karte zu lesen.
Den Ausbruch der Kriegshandlungen im Jahre 1939 nahm sie zur Gelegenheit, ihre Fahrkünste in die Dienste der Armee zu stellen. Sie wurde Fahrerin des War Office und chauffierte viele ranghohe Offiziere sowie hin und wieder Mitglieder des Kabinetts, die häufig in hoch geheimen Missionen unterwegs waren. 1944 heiratete Olivia Colonel Marcus Smeaton, der tragischerweise nur sechs Monate später getötet wurde. Sein Tod, so kurz vor dem endgültigen Ende des Krieges, wurde von ihr stets als persönliche Ungerechtigkeit des Schicksals empfunden.
Nach dem Krieg betätigte sie sich in wohltätiger Weise, doch im Jahre 1958, im relativ jungen Alter von 46 Jahren, verkündete sie, dass sie sich in den Ruhestand begeben und nach Frankreich ziehen würde. Sie fand ein Haus im Süden des Landes, in der kleinen Stadt Puget-Theniers in den Bergen hinter Nizza, wo sie gemeinsam mit ihrer früheren Schulfreundin Violet Dawson einzog. 1975 verkaufte sie das Haus in Frankreich und kündigte an, nach England zurückzukehren, zusammen mit Miss Dawson. Doch das Schicksal schlug erneut zu: Auf der Heimreise wurde ihr Wagen in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem Violet Dawson starb und Olivia Smeaton schwer verletzt wurde.
Sobald sie wieder reisefähig war, fuhr sie nach England und ließ sich auf dem Land nieder. Sie setzte sich nie wieder hinter ein Steuer, sondern fuhr mit einem Einspänner und einem Pony durch die Landschaft. Ihre letzten Jahre verbrachte sie vollkommen zurückgezogen.
Ihr Tod war
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