Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Gedanke bewog sie jedoch, mit einem gleichermaßen heiklen Thema zu kontern.
»Du hast mir erzählt, als du mit Rachel verheiratet warst, hättet ihr ein großes altes Haus bewohnt und die Arbeit daran hätte dir fast den Rest gegeben.«
»Sie hat meiner Ehe den Rest gegeben, Herrgott! Aber das lag daran, dass ich mit Rachel in diesem Haus gewohnt habe. Hier drin würde ich mit dir leben!«
»Um Himmels willen, Alan! Was soll ich denn den lieben langen Tag über machen, wenn ich meine Arbeit aufgebe und mich hierher zurückziehe? Gemeinsam mit dir vor mich hin vegetieren?«
»Du müsstest nicht vegetieren. Parsloe St. John könnte einen Buchladen gebrauchen …«
»Einen Buchladen?«
»Warum denn nicht?«
»Was weiß ich denn über das Führen eines Buchladens?«
»Du könntest es lernen. So schwer ist es bestimmt auch wieder nicht.«
»Es wäre schwer für mich. Ich weiß absolut gar nichts darüber.« Meredith stockte, als ihr ein Bild in den Kopf kam – nicht von ihr selbst, umgeben von hübschen Regalen voller Bücher, sondern vom verstaubten Schaufenster des WIRHABEN-ALLES-Ladens in Stable Row.
»Ich glaube nicht«, sagte sie, »dass ich mich dabei wohl fühlen würde.«
»Denk wenigstens ernsthaft darüber nach.« Sie wollte bereits entgegnen:
»Das habe ich!«, doch sie biss sich auf die Zunge. Er stand vor ihr, mit leicht gesenktem Kopf und den Haaren in der Stirn. Sein Gesichtsausdruck war angespannt, und er hatte jenen Blick in den Augen, den er immer hatte, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und sich nicht davon abbringen lassen wollte. Es war eine Haltung, die Meredith inzwischen nur zu gut kannte. Als Polizist leistete sie ihm gute Dienste, überlegte sie. Er gab nicht so einfach auf. Er ließ sich nicht von unkooperativen Kollegen oder vorsätzlich falschen Zeugenaussagen oder einem schieren Mangel an Beweisen aus der Bahn werfen. Wenn Markby glaubte, dass er auf der richtigen Spur war, dann blieb er dabei, komme, was da wolle. Doch sosehr ein Ermittlungsbeamter von dieser Charaktereigenschaft profitierte, sosehr konnte sie im Privatleben hinderlich sein. Sie überlegte kläglich, dass sie selbst bei mehr als einer Gelegenheit halsstarrig war. Doch Alan, so freundlich er gegenüber jedermann auftrat, selbst gegenüber dem ausfallendsten Zeugen oder Beschuldigten, und so zurückhaltend er in mancherlei Angelegenheit scheinen mochte, war so unbeweglich wie ein Fels, wenn es um etwas ging, woran er glaubte. Und in diesem Augenblick, hier draußen im warmen herbstlichen Wind auf der friedlichen Koppel hinter Rookery House, mit dem aromatischen Duft von Heu in der Luft, schien er allen Ernstes fest daran zu glauben, dass er und sie in Harmonie hier leben konnten. Sie beide allein, hier draußen, gestrandet in Parsloe St. John.
»Alan«, sagte Meredith so vernünftig, wie sie nur konnte, »ich weiß, warum du auf diese Idee gekommen bist. Du hattest dieses Jahr keinen anständigen Urlaub. Du hast verdammt hart in deinem neuen Job gearbeitet. Es ist nur natürlich, dass du von allem die Nase ein wenig voll hast und Lust verspürst, dich hierher zurückzuziehen und die Füße hochzulegen. Aber nach vierzehn Tagen hättest du die Nase voll bis oben hin, glaub mir. Genau wie ich! Es würde das Ende unserer Beziehung bedeuten. Einer von uns beiden würde den anderen ermorden. Es wäre nur die Frage, wer von uns zuerst das Brotmesser in der Hand hält!« Es musste unterbewusst gewesen sein, entschied sie später. Mord lag in ihren Köpfen, tief versteckt, nicht wirklich angesprochen und doch da. Es war so schön und still hier draußen, so friedlich – warum sollte man da ausgerechnet an Mord denken? Und doch war es geschehen. Alan schwieg lange Zeit, bevor er mit ruhigerer Stimme antwortete.
»Also schön. Trotzdem, ich denke, du urteilst vorschnell. Du hast das noch nicht alles wirklich gründlich durchdacht. Ich bitte dich doch nur, es in Ruhe zu überlegen.« Er setzte sich in Bewegung.
»Wir sollten allmählich zurückkehren, sonst schickt Wynne noch einen Suchtrupp los.« Meredith zögerte und blickte auf die aufgeschüttete Erde zu ihren Füßen.
»Wirst du den Tierarzt anrufen? Wie war noch gleich sein Name, Rory irgendwas. Wirst du ihn fragen, woran dieses Pony gestorben ist? Wodurch oder womit es sich vergiftet hat?«
»Kann sein«, erwiderte Markby.
»Aber nicht mehr heute. Vielleicht morgen. Und nur, damit Wynne zufrieden ist, verstehst du?«
»Absolut.« Sie wanderten
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