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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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schwere Arbeitsstiefel. Auf den Schultern und den Oberarmen wuchs ein dichter Pelz aus grauen Haaren. King Kong in Klamotten, dachte Meredith bei seinem Anblick. Der Kopf des Neuankömmlings war kahl, ein runder, glänzender Schädel, und seine braun gebrannten Gesichtszüge waren verkniffen und von einem freundlichen Grinsen beherrscht. Beim zweiten Hinsehen bemerkte Meredith, dass das Grinsen vielleicht doch nicht so freundlich war: eher eine Muskelkontraktion, ein permanenter Zustand ohne signifikante Bedeutung. Wie ein Kürbiskopf, dachte sie. Wenn ich ihm an Halloween abends begegnen würde, bekäme ich einen Heidenschreck! Der Neuankömmling blickte sich mit seinem bedeutungslosen Grinsen in der Bar um und begrüßte die Anwesenden mit rauer Stimme.
    »Guten Tag.« Ein Gemurmel von Stimmen erwiderte den Gruß. Kaum jemand blickte auf. Der Mann ging zum Tresen, und Mervyn, der die Tropffläche wischte, sah zu ihm hinab.
    »Hallo Ernie. Das Übliche?«
    »Das ist Ernie Berry«, sagte Wynne mit leiser Stimme.
    »Unser Gelegenheitsarbeiter. Er ist keine Schönheit, aber er versteht von allem etwas, und es ist praktisch, ihn in der Nähe zu haben. Für Geld macht Ernie alles. Kein Job ist ihm zu schmutzig, zu unbequem oder zu unerfreulich. Sie haben ihn gerufen, als es darum ging, Olivias Pony zu begraben. Selbstverständlich benötigte er Hilfe dabei.«
    »Kevins Vater?«, fragte Meredith. Wynne schnitt eine Grimasse.
    »So heißt es. Ernie hat nie geheiratet, und er hatte im Lauf der Jahre mehrere Frauen, die bei ihm gewohnt haben. Er nennt sie Freundinnen. Seit einer Weile hat er keine mehr. Eine von ihnen hat ein Kind zurückgelassen, als sie ging. Ob Kevin tatsächlich Ernies Junge ist oder ob seine Mutter ihn mitgebracht hat, als er noch ein Baby war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Er hat schon immer bei Ernie gewohnt und arbeitet für ihn. Ernie ist ein sehr fleißiger Arbeiter. Er ist kein Cowboy, wie es so schön heißt. Er macht keine Stümperarbeiten. Aber er hat seine Grenzen. Ich würde ihn an nichts heranlassen, das mit Elektrizität zu tun hat.«
    »Aber er führt keine Geschäftsbücher«, sagte Markby.
    »Und nein, auch dem werde ich nicht nachgehen, Wynne. Ich bin kein Steuerfahnder! Ich habe eine ganze Reihe von Gelegenheitsarbeitern kennen gelernt, und sie alle akzeptieren nur Bargeld.«
    »Ernie ebenfalls«, stimmte Wynne ihm zu.
    »Das liegt aber hauptsächlich daran, dass er Analphabet ist. Er kann nicht mal seinen Namen schreiben.«
    »Und deswegen kann er keine Quittungen ausstellen, wollen Sie sagen?« Markby zeigte sich unbeeindruckt von Wynnes Bemühungen, Berry zu verteidigen.
    »Und er kann jeden Schwur ableisten, dass er keine Ahnung von den Steuergesetzen hat, weil er sie nicht lesen kann.«
    »Er muss doch gelegentlich Formulare ausfüllen!«, sagte Meredith.
    »Wie macht er das?«
    »Kevin«, sagte Wynne.
    »Kevin ist in die Dorfschule gegangen und kann lesen und schreiben. Kevin ist nicht besonders hell, doch er versteht einfache Dinge, wenn sie ihm entsprechend erklärt werden. Ich glaube, Olivia hat ihnen geholfen, wenn einer der Berrys vor einem Problem stand, das sie beide nicht verstanden haben. Sie hat ihnen Schreiben und Formulare vorgelesen, die in braunen Geschäftsumschlägen kamen. Verstehen Sie, Ernie möchte nicht, dass irgendjemand im Dorf etwas über seine privaten Dinge weiß, doch Olivia war in seinen Augen niemand aus dem Dorf, der mit anderen schwatzte. Olivia war eine Lady, und was auch immer in den Schreiben stand, sie behielt es für sich.«
    »Und sie hat die beiden Berrys in ihrem Testament bedacht?«, murmelte Meredith.
    »Wie bitte? O ja. Sie hat jedem der beiden zweihundert Pfund hinterlassen. Die im Übrigen …«, fuhr Wynne mit Schärfe in der Stimme fort, »… die im Übrigen Mervyns Geschäft hier unmittelbar zugute gekommen sind.«
    »Sie war jedenfalls verwundbar, so ganz allein in dem großen Haus«, stellte Meredith fest.
    Sie waren endlich allein in ihrem Cottage. Es war Abend, und sie saßen vor dem offenen Feuer im Kamin bei einem Omelett und einem Glas Wein. Alan hatte die Omeletts zubereitet. Meredith kochte nicht gerne und betrachtete sich in dieser Hinsicht als verhext. Was sie auch in eine Pfanne tat, es brannte sofort an. Alan war zwar ebenfalls kein Meisterkoch, doch einen Schwager mit diesem Talent zu besitzen half ungemein. Die Omeletts waren ausgezeichnet. Sie machte ihm ein diesbezügliches Kompliment.
    Markby nahm das Lob

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