Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
war.
    »Haben Sie Ernie gesehen? Ich such ihn überall.« Der Wirt seufzte. Zu Meredith gewandt, sagte er:
    »Der Junge ist nicht ganz richtig im Kopf, wissen Sie? Aber er ist ein guter Junge.« Lauter, sodass auch Kevin ihn hören konnte, fuhr er fort:
    »Ich hab dir doch gesagt, ich hab Ernie noch nicht gesehen, seit ich letzte Nacht den Laden dichtgemacht hab, in Ordnung?«
    »Er ist nicht nach Hause gekommen«, sagte der Junge.
    »Aha?«, schnaubte Mervyn.
    »Hat er vielleicht wieder eine Freundin?«
    »Einen Augenblick«, sagte Meredith, die der Unterhaltung gefolgt war und den Jungen die ganze Zeit über beobachtet hatte.
    »Damit ich das richtig verstehe – Kevin macht sich offensichtlich Sorgen. Wollen Sie sagen, Kevin, dass Sie Ihren … dass Sie Ernie seit gestern Abend nicht mehr gesehen haben? Dass er eigentlich nach Hause hätte kommen müssen, weil Sie heute Morgen einen Job für Mr Crombie erledigen sollen?« Kevin starrte sie an, während er sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ.
    »Das is’ richtig.«
    »Besser, wenn Sie die Berrys mit ihren Problemen in Frieden lassen. Mischen Sie sich nicht ein«, sagte Mervyn mit leiser, eindringlicher Stimme. Er ging durch das Tor auf die Straße und klopfte Kevin freundschaftlich auf die Schulter.
    »Wenn ihr einen Job habt, dann solltest du dich auf den Weg zu Max Crombie machen. Ich wette zehn zu eins, dass Ernie dort bereits auf dich wartet, Junge. Er mag es nicht, wenn man ihn warten lässt, eh?« Kevin schüttelte den Kopf und fuhr sich erneut mit der Zunge über die Lippe.
    »Dann mal los, ab mit dir!« Kevin zögerte noch einen Moment, dann wandte er sich ab und stapfte, die Hände immer noch tief in den Taschen, eilig und mit gesenktem Kopf davon.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden«, sagte Mervyn.
    »Ich muss mein Lokal öffnen.« Er drehte sich um und begann mit großer Energie, Kisten durch den Hof zu werfen. Meredith wünschte, sie könnte dieses Bild von Igor vertreiben, der humpelnd mit einem Sack voll Leichenteile vom Friedhof zurückkehrte. Sie ging zur Straßenecke und blickte nach oben und unten, unentschlossen, was sie als Nächstes versuchen sollte. Kevin war nicht mehr zu sehen, doch plötzliches Klappern von Hufen kündigte den nächsten Dorfbewohner an: Julie Crombie auf ihrem Pony. Als sie Meredith einholte, begegneten sich ihre Blicke. Meredith versuchte ein Lächeln, und das Mädchen erwiderte es scheu.
    »Hallo«, sagte Meredith.
    »Du bist Julie, nicht wahr? Ich wohne im Cottage der Danbys. Du kennst doch sicher Emma, oder nicht?« Das Pony kam zum Stehen, und Julie tätschelte seine graue Mähne.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Ich kenne Emma.« Sie war ein sehr hübscher Teenager. Unter der Reitmütze hing das blonde Haar in zwei langen, noch immer kindlich aussehenden Zöpfen herab, doch in ihrem Gesichtsausdruck war ein Selbstbewusstsein, das Meredith beim letzten Mal nicht hatte sehen können, weil sie zu weit entfernt gewesen war. Julie war eine junge Frau, die ganz genau wusste, dass sie hübsch war. Vielleicht hatte sie auch bereits im Kindesalter erkannt, wie attraktiv sie war, und gelernt, dies zu ihrem Vorteil einzusetzen. Ihr Vater war sicher nicht mehr als Wachs in ihren Händen. In zwei, höchstens drei Jahren würde sie andere leicht zu beeindruckende junge Herzen brechen. Meredith fragte sich, wie Max Crombie mit der Vorstellung zurechtkommen würde, dass junge Männer seiner Tochter den Hof machten.
    »Keine Schule?«, fragte Meredith.
    »Meine Schule hat Ferien«, antwortete Julie.
    »Oh«, sagte Meredith.
    »Und auf welche Schule gehst du?«
    »Auf die St. Faith’s Mädchenschule.« Julie zögerte.
    »Ich bin Internatsschülerin.« Also kein Umgang mit dem gewöhnlichen Pöbel für Max Crombies kleines Töchterlein. Eine Privatschule, kostspielige Internatsgebühren und ein sozialer Umgang, der weit abseits von Parsloe St. John lag. Das konnte sich auf lange Sicht auszahlen, vielleicht aber auch nicht. Meredith tätschelte den Hals des Ponys.
    »Mrs Carter hat mir erzählt, du hättest viele Erfolge bei den Turnieren in der Umgebung.« Julie wurde rot vor Verlegenheit und entschied sich klugerweise gegen eine Antwort. Meredith unternahm einen zweiten Anlauf.
    »Ich habe gehört, du hättest auf Mrs Smeatons altem Pony reiten gelernt.« Es tat ihr auf der Stelle Leid. Die Teenager-Raffinesse, die Julie erst vor so kurzer Zeit erlangt hatte, war schlagartig wie weggewischt, und sie war wieder ein kleines

Weitere Kostenlose Bücher