Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
Goldarmreif und hässliche zweireihige
Nadelstreifenanzüge. Ihre Mutter hatte ihn letztes Frühjahr in der
Parfümabteilung von Saks kennen gelernt, wo er einen Duft für seine Mutter
gesucht und Eleanor ihm ihre Hilfe angeboten hatte. Sie war an dem Tag als wandelnde
Parfümwolke nach Hause gekommen, daran erinnerte sich Blair noch gut. »Ich hab
ihm sogar meine Telefonnummer gegeben«, hatte ihre Mutter ihr kichernd
anvertraut und Blair war kotzübel geworden. Cyrus hatte zu Blairs Entsetzen
dann auch ständig angerufen und war zunehmend penetranter geworden. Und jetzt
sollte also auch noch geheiratet werden.
In diesem Moment kam Cyrus um die Ecke des Flurs gebogen.
»Na, was sagst du, Blair?« Er zwinkerte ihr zu. Er trug einen blauen Zweireiher
und blank gewienerte schwarze Schuhe. Er war rot im Gesicht. Sein Bauch wölbte
sich über den Hosenbund. Die Augen quollen ihm aus dem Schädel wie die eines
Kugelfischs. Er rieb sich zufrieden die fleischigen, kurzfingrigen Hände mit
den behaarten Handgelenken. Am linken glänzte der geschmacklose goldene
Armreif.
Ihr neuer Stiefvater. Blair drehte sich der Magen um.
So viel zur für heute geplanten Opferung ihrer Jungfräulichkeit auf dem Altar
der Liebe. Der Film, der ihr wahres Leben war, entpuppte sich als weitaus
grotesker und tragischer als alles, was sie sich ausdenken konnte.
Sie drückte ihrer Mutter schmallippig einen Kuss auf
die Wange. »Ganz toll. Gratuliere, Mom.«
»Mein Mädchen!«, dröhnte Cyrus.
»Herzlichen Glückwunsch, Mrs Waldorf.« Nate trat mit
ausgestreckter Hand hinter Blair hervor.
Es war ihm ein bisschen unangenehm, Zeuge dieses sehr
familiären Momentes zu sein. Hätte Blair ihre Mutter nicht bitten können, bis
morgen früh zu warten?
Mrs Waldorf zog ihn an sich und umarmte ihn. »Ist das
Leben nicht herrlich?«
Hm, Nate war sich da nicht so sicher.
Blair seufzte resigniert und tappte barfuß den Flur
hinunter auf Cyrus zu, um ihm zu gratulieren. Er stank nach
Schimmelkäse und Schweiß. In seinen Nasenlöchern wucherten
Haare. Ihr neuer Stiefvater. Sie weigerte sich, es zu glauben.
»Freut mich für dich, Cyrus«, sagte Blair förmlich.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt ihre glatte, kühle Wange in die
Nähe seines heißen, stoppeligen Mundes.
»Wir sind die glücklichsten Menschen der Welt«, sagte
Cyrus und drückte ihr einen widerlich feuchten Kuss auf die Backe.
Blair war alles andere als glücklich.
Endlich ließ Eleanor Waldorf Nate wieder frei. »Und
wisst ihr, was das Schönste ist?«, rief sie. Blair drehte sich zu ihr um und
blinzelte fragend. »Wir wollen keine Zeit verlieren und heiraten deshalb am
Samstag nach Thanksgiving.« Sie strahlte. »Das ist schon in drei Wochen!«
Blair blinzelte nicht mehr. Ihr Blick wurde glasig.
Samstag nach Thanksgiving. Aber da hatte sie doch Geburtstag. Da wurde sie
siebzehn.
»Wir feiern im St. Ciaire Hotel. Mit ganz vielen
Brautjungfern. Ich dachte an meine Schwestern und alle deine Freundinnen. Und
du wirst natürlich die Ehrenbrautjungfer. Du kannst mir bei der Organisation
helfen. Herrlich wird das.« Blairs Mutter war atemlos vor Vorfreude. »Ich liebe
Hochzeiten!«
»Okay«, sagte Blair mit absolut emotionsloser Stimme.
»Soll ich es Dad sagen?«
Ihre Mutter zögerte kurz. »Ach ja...« Doch dann
lächelte sie wieder. »Wie geht es ihm denn?« Sie ließ sich ihr Glück nicht
vermiesen.
»Anscheinend sehr gut.« Blair zuckte mit den Achseln.
»Er hat mir Schuhe geschenkt. Und eine total coole Torte.«
»Torte?« Cyrus horchte auf.
Fresssack, dachte Blair. Ihr Vater hatte ihren
Geburtstag wenigstens irgendwie vorgefeiert. So wie es aussah, würde sie
an ihrem echten Geburtstag nicht sonderlich viel zu
Feiern haben.
»Tut mir Leid«, sagte sie kalt. »Ich hab vergessen,
mir den Rest einpacken zu lassen.«
Eleanor strich sich über die Hüften. »Ich darf sowieso
keine Torte essen. Die Braut muss ja schließlich auf ihre Figur achten!« Sie
sah Cyrus an und kicherte.
»Moni?«, fragte Blair.
»Ja, Spatz?«
»Fändet ihr es sehr schlimm, wenn Nate und ich euch
allein lassen? Wir wollten fernsehen.«
»Natürlich nicht. Geht nur.« Ihre Mutter lächelte Nate
vielsagend an.
Cyrus zwinkerte ihnen zu. »Na dann, ab ins Körbchen,
Blair«, sagte er. »Nacht, Nate.«
»Gute Nacht, Mr Rose«, sagte Nate und folgte Blair in
ihr Zimmer.
Sobald Nate die Tür zugemacht hatte, warf sich Blair
bäuchlings aufs Bett und vergrub das Gesicht in den Armen.
»Ach
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