Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
zu
hören«, sagte Serena ironisch. »Ich ruf nur an, um dir zu sagen, dass ich jetzt
ganz sicher nächstes Wochenende komme. Samstag um zwölf hab ich einen Termin
für ein Auswahlgespräch.«
»Okay«, sagte Erik. »Bei uns in der WG ist
Samstagabend aber meistens Party. Ich hoffe, das stört dich nicht.«
»Was soll mich daran stören?« Serena lachte. »Im Gegenteil
- ist doch perfekt. Ach ja, ich bring wahrscheinlich noch jemanden mit.«
»Wen denn?«
»Ach, so einen Typen, den ich kennen gelernt hab. Dan.
Du findest ihn bestimmt auch nett.«
»Geht klar«, sagte Erik. »Du, äh... ich bin sozusagen
beschäftigt. Ich muss Schluss machen.«
Serena dämmerte, dass Erik wahrscheinlich nicht allein
war. Er hatte immer mindestens drei Freundinnen gleichzeitig, mit denen er
abwechselnd schlief.
»Verstehe, du alter Deckhengst. Also bis bald dann.
Tschüss.« Serena legte auf. Sie ging zu ihrem
Kleiderschrank und machte ihn auf, um sich anzuziehen.
Sie blickte unzufrieden auf die immer gleichen
langweiligen Klamotten. Dabei war sie ab nächstem Jahr Studentin,
möglicherweise ja sogar an der Brown University. Brauchte sie da nicht ein
neues Outfit?
Sie zog sich ihre ausgewaschene Diesel-Jeans und einen
schwarzen Kaschmirpulli an, um sich an den Ort zu begeben, an dem sie sich am
wohlsten auf dieser Welt fühlte: Barneys.
Als Serena das Kaufhaus betrat, wimmelte es dort
bereits von anderen Upper-Eastsidem, die es ins Einkaufsparadies gezogen
hatte. Hier war jeden Tag Weihnachten. In den gläsernen Verkaufsvitrinen im
lichtdurchfluteten Erdgeschoss lockten funkelnde Juwelen, Handschuhe aus
feinstem Leder und von Hand gefertigte Luxustaschen - selbstverständlich
allesamt Einzelstücke auf den Theken der Parfümabteilung stapelten sich die
neuesten Entwicklungen der Kosmetikindustrie. Serena blieb bei Creed stehen und
bewunderte mit den großen Augen eines Kindes im Spielzeugladen die eleganten
Parfümflakons, bevor sie zu Kiehls weiterbummelte, wo eine tiefenreinigende
Gesichtsmaske aus Naturschlamm ihr Interesse weckte. Natürlich war sie so gut
mit Kosmetikartikeln versorgt, dass es locker für die nächsten zehn Jahre
gereicht hätte, aber sie kannte nichts Schöneres, als neue Produkte
auszuprobieren. Es war so eine Art Sucht.
Kein Problem. Es gibt schlimmere Süchte.
Serena wollte den Mann hinter der Verkaufstheke gerade
fragen, ob sich die Maske auch für ihre eher trockene Haut eignete, als sie ein
ihr wohl bekanntes Mädchen bemerkte, das entschlossen auf die Abteilung für
Herrenmode zustrebte.
Es war Blair Waldorf. Serena stellte den Tiegel mit
der Maske zurück und folgte ihr.
Blair hatte zwar keine Ahnung, ob es das, was sie
wollte, bei Barneys gab, doch das lag vor allem daran, dass sie nicht wusste,
wonach sie suchte. Mit einem neuen Pulli oder einem Paar Lederhandschuhe ließ
sich Nate wohl kaum bezirzen. Sie suchte nach etwas Einzigartigem. Sexy musste
es sein. Sexy, aber auf keinen Fall geschmacklos. Es musste cool sein. Und es
musste etwas sein, das Nate daran erinnerte, dass er sie noch immer liebte und
heiß begehrte. Blair steuerte die Unterwäsche-Abteilung an.
Sie blieb kurz vor einem Tisch stehen, auf dem baumwollene
Boxershorts in allen möglichen Farben auslagen. Daneben hingen verführerisch
kuschelige Frotteebademäntel und Männernachthemden aus Flanell. In den Regalen
stapelten sich kartonweise biedere weiße Feinrippunterhosen mit Eingriff und
ekelhaft knappe Tangaslips. Nein, das war nichts. Sie entdeckte einen
Kleiderständer, an dem Pyjamahosen aus grauem Kaschmir mit Kordelzug hingen.
Sie nahm eine vom Bügel und hielt sie in die Höhe.
»Made in England«, stand auf dem Schild. »Preis: $ 360«. Mhmm, die Hose sali
lässig und trotzdem edel aus. Extrem cool und zugleich so zart und
kuschelweich, dass Blair beim Gedanken daran, wie sie sich auf Nates nackter
Haut anfühlen würde, fast mütterlich zumute wurde. Sie drückte den Stoff zusammen
und strich sich damit über die Wange. Der verführerische Duft feinsten
Kaschmirs stieg ihr in die Nase. Sie schloss die Augen und stellte sich vor,
wie Nate mit entblößter muskulöser Brust und nur mit dieser Hose bekleidet in
ihrer Suite im St. Ciaire Hotel Champagner eingießen würde.
Eine extrem erotische Vorstellung. Keine Frage: Sie
hatte gefunden, wonach sie suchte.
Serena täuschte intensives
Interesse für einen roten Ralph- Lauren-Frotteebademantel in Größe XXL vor. Er
war so riesig, dass sie sich dahinter leicht
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