Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
beglückt.
Damit kriegt man sie immer. Frauen würden alles tun,
um mädchenhaft auszusehen.
»Also gut«, sagte Mrs Waldorf, deren Wangen vor Aufregung
glühten. »Dann nehme ich das hier.«
Die Verkäuferin begann, das Kleid mit Nadeln zu
spicken, hier und dort etwas abzumessen und sich Notizen zu machen. Blair warf
einen Blick auf ihre Armbanduhr. Schon halb vier. Wie lange sollte diese öde
Einkaufstour noch dauern?
»Hast du denn schon etwas Schönes für euch Brautjungfern
gefunden?«, fragte ihre Mutter.
»Noch nicht«, antwortete Blair. Kein Wunder. Sie hatte
ja auch noch gar nicht gesucht. Ihre Mutter hatte ihr vorgeschlagen, statt
eigens etwas anfertigen zu lassen, nach einem Kleid zu suchen, das ihr gefiel,
und es dann für alle Brautjungfern zu besorgen. Nichts machte Blair mehr Spaß,
als neue Klamotten zu kaufen, aber für diesen speziellen Einkauf konnte sie
sich trotzdem nur sehr schwer erwärmen. Es machte sie rasend, wenn andere die
gleichen Sachen anhatten wie sie. Schließlich verbrachte sie den größten Teil
ihres Lebens in Schuluniform.
»Ich habe vor kurzem ein sagenhaftes Kleid bei Barneys
gesehen. Von Chloe, glaube ich. Schokoladenbraun, mit Perlenstickerei und
Spagettiträgern. Seide, schräg zum Fadenverlauf geschnitten. Hochelegant.
Serena mit ihren langen Beinen und ihrem blassen Teint sähe sicher fabelhaft
darin aus. Nur... ich weiß nicht, ob es an dir nicht eine Idee zu... stramm
sitzen würde.«
Blair starrte ihre Mutter im Spiegel an - sie war
sprachlos. Wollte sie damit etwa andeuten, dass sie dick war? Dicker als Serena?
Sie stand auf und griff nach ihrer Büchertasche. »Ich
geh nach Hause, Mom«, sagte sie wütend. »Ich hab echt keine Zeit, über Kleider
zu reden. Vielleicht hast du es ja vergessen, aber ich hab morgen mein Gespräch
in Yale, und das ist für mich irgendwie wichtiger.«
Blairs Mutter drehte sich so plötzlich um, dass die
Verkäuferin erschrocken ihr Nadelkissen fallen ließ. »Ach, apropos Yale!«
Offensichtlich hatte sie den beleidigten Ton in Blairs Stimme gar nicht
mitbekommen. »Als Cyrus gehört hat, dass du mit dem Zug nach New Häven fahren
willst, hatte er einen ganz tollen Einfall.«
Bitte nicht.
Cyrus' tolle Einfälle bedeuteten für Blair in der
Regel Furchtbares. Sie blieb ergeben stehen und bereitete sich innerlich auf
das Schlimmste vor.
»Wir haben schon alles besprochen - Aaron kann dich
hinfahren! Er wollte sowieso auch mal nach Yale und er hat ein Auto. Es steht
im Parkhaus in der Lexington Avenue«, sprudelte es begeistert aus Mrs Waldorf
heraus. »Ist das nicht absolut perfekt?«
Blair hätte schon wieder weinen können. Nein!, wollte sie brüllen. Das ist nicht perfekt, Mom, das ist total beschissen! Aber
sie weigerte sich, in der Brautmodenabteilung von Saks in Tränen auszubrechen -
sie hatte ihren Stolz.
»Bis nachher«, sagte sie
und ging.
Ihre Mutter blickte ihr nachdenklich hinterher. Arme
Blair, dachte sie. Dieses Gespräch morgen in Yale macht sie anscheinend
ziemlich nervös.
Auf dem Weg nach Hause musste sich Blair auf die Unterlippe
beißen, um nicht wütend loszuheulen. Sie zog kurz in Erwägung, sich im Pierre
Hotel ein Zimmer zu nehmen und die erste Phase ihres Verschwindens einzuleiten.
Sie konnte ihren Vater in Frankreich anrufen und ihn bitten, zu ihm und seinem
Freund in deren Chäteau ziehen zu dürfen. Sie könnte lernen, Trauben zu
stampfen oder was auch immer man auf einem Weingut machte.
Aber es half nichts. Sie musste vorher ihren Abschluss
an der Constance-Billard-Schule machen. Und sich von Nate entjungfern lassen.
Und in Yale studieren.
Sie würde die Zähne zusammenbeißen müssen.
Kaum hatte sie die Wohnung betreten, schoss Mookie ihr
entgegen, sprang freudig an ihr hoch, leckte ihr übers Gesicht und wackelte
hingerissen mit dem Hinterteil. Blair warf ihre Tasche hin, setzte sich auf den
Boden und ließ die ekstatische Wiedersehensfreude des Hundes über sich ergehen,
während ihr die Tränen übers Gesicht strömten. Mookie roch faidig aus dem Maul.
Aaron streckte den Kopf aus der Bibliothek. »Hey, was
ist denn?«, fragte er und kam dann auf sie zugelaufen. »Mookie, aus!« Er zerrte
den Hund von ihr weg. »Erlaub ihm das lieber nicht, sonst verliebt er sich
unsterblich in dich und fängt an, sich an deinem Bein zu reiben und solche
Sachen.«
Blair unterdrückte ihr Schluchzen und wischte sich mit
dem Handrücken über die Nase.
»Und wie steht's? Sollen wir morgen zusammen nach
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