Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
Yale
fahren?«, fragte Aaron und hielt ihr die Hand hin, um ihr vorn Boden
aufzuhelfen.
Blair beachtete ihn nicht. Sie brauchte jetzt einen
Drink. »Je früher ich von hier wegkomme, desto besser«, murmelte sie
unglücklich.
»Also von mir aus können wir auch jetzt losfahren.
Dann müssten wir morgen nicht so früh aufstehen, um rechtzeitig da zu sein, und
lustiger wäre es auch«, sagte Aaron. Er strich sich die Dreadlocks hinter die
Ohren, was Blair noch nie jemanden hatte tun sehen.
»Was? Sofort?« Sie ließ sich jetzt doch von Aaron
helfen und stand mit wackeligen Knien auf. Das warf ihre ganze Planung über
den Haufen. Aber warum sollte sie nicht ausnahmsweise mal auf ihre Planung
scheißen? Wenn sie jetzt gleich fuhren, konnten sie in irgendeinem Hotel
übernachten. Sie hatten ein Auto und waren mobil. Konnten hinfahren, wo sie
wollten. Weit, weit weg von hier.
Na gut, dann würde sie eben mal spontan sein.
»Okay«, schniefte sie. »Ich muss nur schnell packen.«
»Cool«, sagte Aaron. »Ich auch. Hey, Tyler!«, rief er.
Tyler kam auf Strümpfen aus der Bibliothek. Er trug eines von Aarons T-Shirts,
auf dem »Legalize it« stand, und hatte einen schokoladenverschmierten Mund.
»Tut mir Leid, Bro, ich kann >Matrix Reloaded< nicht mehr mit dir zu Ende
schauen«, sagte Aaron. »Blair und ich machen einen kleinen Ausflug.«
»Macht nichts«, sagte Tyler. »Fortsetzungen sind
sowieso immer scheiße.«
Blair schob sich an ihrem Bruder vorbei in ihr Zimmer,
um alles Nötige zusammenzupacken. Ihr Herz hämmerte wie wild. Okay, sie hasste
Aaron, aber wenn er ihr half, von hier wegzukommen, war sie sogar bereit, ihn
eine Zeit lang zu ertragen. Hauptsache, er machte nicht einen auf Hippie und
Gutmensch und versuchte, irgendwelche Probleme mit ihr auszudiskutieren.
treffpunkt
grand central Station
Als Serena die Bar in der Grand Central Station
betrat, saß Dan schon an der Theke, rauchte eine Zigarette und hatte einen Gin
Tonic vor sich stehen. Er sah nervös aus.
»Hey«, begrüßte ihn Serena etwas abgehetzt.
Sie war immer abgehetzt, weil sie grundsätzlich zu
spät kam. Na ja, sie musste ja auch den ganzen weiten Weg vom Himmel
herunterkommen, wie sich Dan gerne vorstellte.
»Unsere Köchin hat uns ein paar Sandwiches eingepackt,
falls wir Hunger bekommen«, sagte sie.
Unsere Köchini Aber ja, sie war eine Märchenprinzessin. Natürlich wurde sie von einer Köchin
bekocht.
Dan schwenkte die Eiswürfel im Glas. Serena trug einen
blauen Pulli, der ihre Augen noch größer und noch blauer wirken ließ als sonst.
»Und ich hab eine Flasche Wein mit«, sagte er. »Dann
können wir ja unterwegs picknicken.«
Serena rutschte auf den Barhocker neben ihn. Der Barkeeper
stellte unaufgefordert einen burgunderrot perlenden Kir Royal vor sie hin. »Das
hier ist eine meiner Lieblingsbars«, sagte sie und griff nach dem Glas.
Der Barmann wusste, was sie trank. Also, wenn das
nicht cool ist.
Dan bot ihr eine Zigarette an, steckte sich selbst
eine in den Mund und gab ihnen beiden Feuer. Er kam sich unglaublich
weltläufig vor.
Serena legte den Kopf in den Nacken und blies den
Rauch an die prachtvoll verzierte Bahnhofsdecke. »Ich glaub, was ich am Verreisen
am meisten liebe, sind die Bahnhöfe, Flughäfen und Taxis. Es ist die
Atmosphäre, die ist irgendwie... sexy.«
Dan zog an seiner Zigarette. »Stimmt«, sagte er,
obwohl er ganz anderer Meinung war. Für ihn war das Ankommen das Schönste. Sobald er und Serena
allein waren, würde...
Ja?
Er wusste nicht genau, was passieren würde, aber er
konnte es kaum erwarten.
»Du verstehst dich bestimmt gut mit meinem Bruder.« Serena
nippte an ihrem Kir Royal. »Erik kann nächtelang durchdiskutieren, aber er
feiert auch gern.«
Dan nickte und fuhr sich durch die braunen Haare. Ach
ja, Erik. Den hatte er ganz vergessen. Aber er würde hoffentlich mit seinen
WG-Mitbewohnern nonstop Party machen, während sie da waren, sodass Dan Serena
ganz für sich hatte.
Die Anzeigetafel klackerte im Takt der ankommenden und
abfahrenden Züge. Es herrschte die übliche Wochenendhektik, Reisende hasteten
zu ihren Gleisen, überall standen Wartende herum, um Freunde oder
Familienangehörige in Empfang zu nehmen.
Serena blinzelte zur Anzeigetafel. »Unser Zug fährt in
einer Viertelstunde«, stellte sie fest. »Ich würde sagen, wir rauchen noch eine
und gehen dann.«
Dan fischte zwei Kippen aus seiner Packung und drehte
sich auf dem Hocker herum, um nach dem Feuerzeug
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