Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
zu greifen.
»Ach, übrigens«, sagte Serena. »Ich hab dein Gedicht
gelesen.« Irgendwann musste sie es ansprechen, warum also nicht jetzt gleich.
Sie fand das Gedicht gut, aber es machte ihr auch Angst.
Dan erstarrte.
Aus dem Augenwinkel sah er vier ihm vage bekannt vorkommende
Jungs in den Bahnhof schlendern. Einer von ihnen blieb stehen und stierte
Serena an.
Nate war zwar bekifft, aber Halluzinationen hatte er
nicht. Da in der Grand Central Bar saß Serena van der Woodsen. Sie hatte weiße,
leicht ausgestellte Kordhosen an, einen blauen Pulli mit V-Ausschnitt und die
braunen Wildlederstiefel, die sie am liebsten trug. Das Blau des Pullis ließ
ihre Augen noch intensiver leuchten als sonst.
Blair hatte ihm das Versprechen abgenommen, Serena für
alle Zeiten zu vergessen, aber er hatte von Anfang an bezweifelt, dass es ihm
gelingen würde. Er hatte versucht, Serena aus dem Weg zu gehen, weil es ihm
jedes Mal das Herz zusammenzog, wenn er ihr begegnete.
Diesmal nicht. Diesmal war etwas anders. Als er Serena
ansah, sah er nur eine gute, alte und sehr schöne Freundin.
»Hey. Da drüben sind Freunde von mir!« Serena rutschte
vom Barhocker. Sie legte ihre noch nicht angezündete Zigarette auf die Theke
und lief zu Nate.
»Warte«, rief
Dan. Sie hatte ihm noch nichts zu dem Gedicht gesagt.
Er sah zu, wie Serena den Typen, der sie angestarrt
hatte, auf die Backe küsste. Plötzlich wusste er, warum die vier ihm so bekannt
vorkamen. Es waren dieselben Jungs, mit denen seine Schwester im Park Fußball
gespielt hatte.
»Hey!« Serena lächelte ihr unvergleichliches Lächeln.
»Wo fahrt ihr denn hin?«
Das war typisch Serena. Wie sie auf Nate zuging, ihn
küsste und »Hey« sagte, als wäre ihr nicht aufgefallen, dass Nate sie seit
ihrer Rückkehr nach New York praktisch ignorierte.
Aber Serena war nicht nachtragend. Im Gegensatz zu anderen,
uns bekannten Menschen.
»Wir wollten uns mal die Brown University anschauen«,
antwortete Anthony. »Aber zuerst müssen wir nach New Ca- naan, um uns das Auto
von Jeremys Mutter zu leihen.«
Serenas Augen leuchteten auf. »Ach komm, das gibt's ja
nicht. Ich bin mit einem Freund hier und wir wollen auch zur Brown! Mein Bruder
studiert dort, bei dem wohnen wir auch. Hey, wollt ihr nicht mit uns fahren?«
Nate runzelte die Stirn. Blair hatte ihm zwar erlaubt,
ohne sie wegzufahren, aber ihre Spielregeln sahen bestimmt nicht vor, dass
Serena mitkam. Andererseits: Seit wann musste er sich an ihre Regeln halten?
»Gute Idee«, sagte Jeremy. »Hört sich nach Party an.«
»Cool«, sagte Serena. »Falls ihr bei meinem Bruder
schlafen wollt - er hat bestimmt noch Platz.« Sie drehte sich um und winkte
dem bleichen, fertig aussehenden Typen zu, der an der Theke hockte. »Hey, Dan.
Komm und bring unsere Taschen mit!«
Dan trottete zu ihnen rüber. Serena fiel auf, dass er
ein bisschen traurig aussah.
»Jungs, das ist Dan. Dan - Nate, Charlie, Jeremy und
Anthony. Sie wollen auch zur Brown und fahren jetzt bei uns mit.«
Serena strahlte Dan an, der sich Mühe gab, zurückzustrahlen.
Er gab sich sogar sehr große Mühe, aber es war nicht einfach. Scheiße, wieso
hatten sie keinen früheren Zug genommen? Dann hätten sie romantisch Wein
trinken und die Sandwiches von Serenas Köchin essen können, statt sich mit vier
eingebildeten Laffeln von der St.-Jude-Schule in ein Auto zu quetschen, die
Serena total in Beschlag nehmen und alles verderben würden. Sie würden nicht
bis tief in die Nacht hinein in Diners sitzen, flüstern und sich unter dem
Tisch an den Händen halten und nicht bei ihrem Bruder auf dem Boden zusammen
schlafen. Es war kein romantisches Liebeswochenende mehr, sondern ein
Unibesichtigungs-Ausflug. Eine bedeutungslose Spaßfahrt.
Bu-huu!
Dan war noch nie in seinem Leben so enttäuscht
gewesen. »Cool«, sagte er dennoch tapfer. Er wünschte, er wäre in seinem Zimmer
und würde ein Gedicht über das Wochenende schreiben, das es hätte sein können.
»Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir den Zug«,
sagte Charlie.
Serena hakte sich bei Dan unter, rannte los und zog
ihn die Treppe hinunter. »Schnell!«, rief sie.
Dan stolperte mit. Ihm blieb keine andere Wahl.
Nate ging etwas langsamer hinter den beiden her. Er
war ein bisschen wehmütig. Er hätte gern noch jemanden dabei gehabt - und
dieser jemand war nicht Blair.
»best western« kontra »motel 6«
»Vielleicht sollten wir bei der Gelegenheit einen
Abstecher nach Middletown machen und uns
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