Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
dem Bett, hielt sich einen Bitz-Kräcker
vors linke Auge und schielte mit dem rechten an die Decke. Über ihr marschierte
eine winzige Spinne auf die Lampe zu.
»Igitt. Da oben
ist eine Spinne«, sagte sie. Sie hatte drei Bier getrunken und vier Donuts
gegessen und gönnte sich zum Nachtisch Bitz-Kräcker mit Käse aus der Spraydose.
»Weißt du, was
wir vergessen haben?« Aaron kickte mit dem Fuß die leeren Bierdosen vom Bett
und stopfte sich Flips in den Mund.
»Wasser?« Blair
hatte nach der Überdosis Zucker, Salz und Fett totalen Durst. Die drei
Kräuterzigaretten, die sie geraucht hatte, trugen ihr Übriges dazu bei.
»Nein«, sagte Aaron.
»Schokolade.«
Blair lächelte. Ein
KitKat wäre jetzt nicht schlecht.
»Okay«
Sie schlichen
sich auf Zehenspitzen nach unten zum Süßigkeitenautomaten. Blair prustete laut
los, als sie den Teppich im Gang sah. Braun mit roten Spiralen. Wer richtete
solche Motels eigentlich ein?
Aaron blieb
unentschlossen vor dem Automaten stehen. »Und was nehmen wir?«
Blair
begutachtete das Angebot. Außer KitKats gab es noch Snickers, Twix und Almond
Joy. Eine schwierige Entscheidung.
»Wie viel Geld
haben wir denn?«, fragte sie ernst.
Aaron streckte
die Hand aus. Es reichte genau für zweieinhalb Schokoriegel. Oder zwei
Schokoriegel und Kaugummi.
Blair musste
schon wieder loskichern. »Ich bin eine glatte Einserschülerin und jetzt stehe
ich wie eine Vollidiotin vor diesem Ding und bin total überfordert!«
Aaron steckte
drei Vierteldollarstücke in den Schlitz. Dann griff er nach Blairs Hand. »Okay
- mach die Augen zu.«
Er führte ihre
Hand über die Knöpfe. Blair drückte blind und hörte, wie etwas ins Ausgabefach
fiel. Sie wollte sich danach bücken.
»Warte.« Aaron
hielt sie zurück. »Noch mal.« Er ließ wieder drei Quarter in den Schlitz
fallen.
Blair versuchte,
sich daran zu erinnern, wo die KitKats gewesen waren, aber sie hatte es
vergessen. Sie drückte noch einmal auf irgendeinen Knopf und wieder polterte
etwas in das Fach. Blair machte die Augen auf und bückte sich, um die Beute zu
sichern. Ein Almond Joy und eine Bolle Lifesavers- Fruchtdrops.
»Livesavers. Das
gibt's nicht!«, rief sie.
»Gibt's wohl!«,
sagte Aaron, schnappte ihr das Almond Joy aus der Hand und lief den Gang
hinunter.
»Hey, warte. Das
ist meins!« Blair versuchte, ihn einzuholen, und wäre in ihren Socken auf dem
dünnen Teppich fast ausgerutscht. Es war kurz nach zwei Uhr morgens. In weniger
als neun Stunden musste sie in Yale sein und - so ungern sie es zugab - sie
amüsierte sich ziemlich gut.
Yale? Wen
interessierte Yale?
Dan lag auf dem
Sofa und lauschte auf Charlies leises Schnarchen neben ihm. Am anderen Ende
des Baums lag Serena in einem der Doppelbetten, zusammen mit Anthony... oder
war es Nate? Dan wusste es nicht. Serenas Mund stand offen, ihre Schneidezähne
glitzerten im Mondschein. Das Riesenrad schaute von draußen wie ein riesiges
Auge zu ihnen herein. Dan drehte das Gesicht zur Wand. Er wäre gern aufgestanden,
um ein Gedicht zu schreiben, aber er hatte sein Notizbuch zu Hause gelassen. Er
hatte geglaubt, am Wochenende so sehr mit Serena beschäftigt zu sein, dass er
keine Zeit haben würde, ernsthaft zu schreiben. Aber allmählich dämmerte ihm,
dass es nie so kam, wie man dachte.
Das Leben ist scheiße und am Ende stirbt man.
Vielleicht war es das, was Sartre in »Geschlossene Gesellschaft« ausdrücken
wollte.
Er warf die Decke von sich und stand auf. Auf dem Weg
ins Bad, wo er sich ein Glas Wasser holen wollte, kam er an dem Bett vorbei, in
dem Serena und Nate schliefen. Doch, es war Nate - eindeutig. Und auf dem
Kissen zwischen ihnen lagen ihre Hände... die Finger ineinander verschlungen.
Sie hielten sich im Schlaf an
den Händen.
Dan wandte sich ab, nahm den Kuli, der auf dem Nachttisch
lag, und schloss sich im Bad ein.
Wenn man das unkontrollierbare Verlangen hat, ein herzzerreißendes
Gedicht über die Absurdität des menschlichen Daseins zu verfassen, tut es im
Notfall auch Klopapier.
Blair war im Dämmerschlaf undeutlich bewusst, dass sie
halb auf der Kekspackung lag und ihren BH noch anhatte, aber darum konnte sie
sich morgen kümmern. Ihr Magen fühlte sich warm und voll an, und wenn sie auch
in Zukunft noch in ihre Lieblingshose passen wollte, hätte sie sich vielleicht
den Finger in den Hals stecken sollen, aber auch darüber konnte sie morgen
noch nachdenken. Neben ihr lachte Aaron im Schlaf und klatschte in die Hände,
als wollte er
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