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Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt

Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt

Titel: Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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»Hey, machst
du uns zwei Cola?«
    Clark kam zur Tür heraus. »Für dich immer!«, brüllte
er zurück.
    »Der Kerl soll ruhig was tun für sein Geld.« Ruby
kicherte.
    Vanessa setzte sich neben Jenny und trommelte ungeduldig
mit den Hacken gegen den Barhocker. »Also was ist jetzt? Können wir?«
    Sie hatte sich den Kopf frisch rasiert, was die
merkwürdige Eiform ihres Schädels noch betonte. Jenny überlegte, ob sie »Hey,
coole Frisur« sagen sollte, entschied aber, dass das komisch klingen würde.
    Clark goss zwei Gläser Cola ein und schob sie über die
Theke. Er drückte auf die Fernbedienung für den Videorekorder, ging dann um
die Bar herum, stellte sich neben Vanessa und legte ihr einen Arm um die
Taille. Er holte tief Luft und verkündete mit dramatischer Stimme: »Das
>Five and Dime< präsentiert...«
    »Maul halten und zuschauen«, unterbrach ihn Vanessa.
    Jenny schaute zum Fernseher. Die Kamera tänzelte die
23. Straße hinunter hinter Marjorie Jaffe her, die auf den Madi- son Square
Park zueilte. Marjorie ging in die zehnte Klasse der Constance-Billard-Schule,
hatte krause knallrote Haare und trug einen giftgrünen Schal.
    Mit genügend Selbstironie getragen, kann Giftgrün toll
aussehen. Marjorie sah leider aus, als meinte sie es ernst.
    Sie ging über die Straße in den Park, blieb stehen,
und die Kamera zoomte auf ihr Gesicht: Sie hatte einen Kaugummi im Mund, den
sie bedächtig durchwalkte, während sie das Gelände mit den Augen absuchte. Im
linken Mundwinkel leuchtete ein fieses Herpesbläschen, das sie vergeblich mit
Abdeckstift zu kaschieren versucht hatte. Es sah ziemlich gemein aus.
    Schließlich schien Marjorie entdeckt zu haben, wonach
sie gesucht hatte. Die Kamera folgte ihr, während sie schnell auf eine Parkbank
zuging. Auf der Bank lag Dan.
    Er lag auf dem Rücken, ein Arm hing zu Boden, die Finger
strichen über den Boden. Seine Kleidung war zerknittert und seine Schuhe waren
nicht zugebunden. Auf der Brust hatte er eine gläserne Crackpfeife liegen und
in seinen Haaren hingen undefinierbare Fetzen. Die Kamera schwebte über seiner
reglosen Gestalt. Seine Wangen glühten rosaorange im Licht der tief stehenden
Abendsonne.
    Jenny trank einen Schluck Cola. Sie musste zugeben,
dass ihr Bruder einen ziemlich überzeugenden Cracksüchtigen abgab.
    Marjorie ging neben Dan in die Hocke und griff nach
seiner Hand.
    Dan rührte sich nicht. Erst nach einer Weile schlug er
mit flatternden Lidern die Augen auf.
    »Sie schlafen nicht?«, fragte Marjorie und blickte auf
Dan hinunter. Sie ließ ihren Kaugummi knallen und wischte sich mit dem
Handrücken über die Nase.
    »Nein, ich habe Sie lange angesehen«, sagte Dan leise.
»Ich fühlte, wie Sie hereinkamen. Nur Sie schenken mir diese weiche Stille...
dieses Licht! Fast möchte ich weinen vor Freude.«
    Jenny wusste, dass das Ganze ein Dialog aus »Krieg und
Frieden« von Tolstoi war. Irgendwie seltsam, ihren Bruder wie jemanden aus dem
19. Jahrhundert reden zu hören, aber irgendwie auch beeindruckend.
    Marjorie machte sich daran, Dan die Schuhe zuzubinden,
während sie weiter ihren Kaugummi knallen ließ. Sie sah nicht aus, als würde
sie versuchen, eine Rolle zu spielen. Sie war einfach nur da. Schwer zu beurteilen, ob das so gewollt war
oder nicht.
    Bevor Marjorie mit Dans Schuhen fertig war, setzte er
sich auf und packte sie an den Handgelenken. Die Crackpfeife rollte auf den
Boden und zersplitterte. »Natascha, ich liebe Sie zu sehr! Mehr als alles in
der Welt«, stöhnte er und sank dann mit schmerzverzerrter Miene auf die Bank
zurück.
    »Hey, hey, ganz ruhig, Soldat«, sagte Marjorie. »Kriegen
Sie mal keinen Herzkasper.«
    Buby brach in Lachen aus. »O Mann, die Frau ist echt
der Knaller!«, rief sie.
    Vanessa starrte sie wütend an. »Schsch!«
    Jenny hatte den Blick nicht vom Fernseher abgewendet.
Dan wollte seine Crackpfeife aufheben, aber sie war in tausend Stücke
zersprungen.
    »Schneiden Sie sich nicht«, warnte Marjorie. Sie
kramte in ihren Taschen und zog einen Streifen Kaugummi heraus. »Da!« Sie hielt
ihn ihm hin. »Winterfresh.«
    Dan nahm den Kaugummi und legte ihn sich auf die
Brust, als wäre er zu schwach, um ihn auszuwickeln und in den Mund zu stecken.
Dann schloss er die Augen und Marjorie griff wieder nach seiner Hand. Die
Kamera entfernte sich langsam und schwebte in Bodennähe durch den Park. Sie
hielt kurz inne, um eine Taube zu filmen, die an einem benutzten Kondom
herumpickte, und glitt dann die 23. Straße

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