Ihre Beiden Väter
begann Srikkanth. „Sie hat nicht gerade toll reagiert, als ich sie Nathaniel gegeben habe.“
Jaime ignorierte ihn, hob Sophie geschickt aus ihrem Sitz und wiegte sie mit einer vertrauten Leichtigkeit in seinen Armen. Ja, es ist ein paar Jahre her, aber er hat nicht vergessen, wie man ein Baby hält. Das war wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht. Sie öffnete ihre Augen und starrte ihn an. Er schaukelte sie und redete leise mit ihr, während Srikkanth sich mit der Dose Milchpulver abmühte. Jaime bemerkte, wie irritiert sie war, von jemand anderem gehalten zu werden. Doch er schaukelte sie weiter, während sie auf Srikkanth warteten, der das Fläschchen wärmte und sie beruhigte sich. „Hallo Schätzchen“, murmelte er. „Warst du ein braves Mädchen heute? Wir sind wirklich froh, dass du hier bist, dein Vater und ich. Nathaniel ist einfach ein alter Miesepeter, der etwas Gutes einfach nicht zu schätzen weiß.“
Wie versprochen erwärmte der Fläschchenwärmer die Milch gleichmäßig und schnell. Jaime war versucht zu fragen, ob er sie füttern könnte. Dachte sich aber, dass es dafür zu früh war. Also gab er sie ihrem Vater zurück. Mit einem Lächeln sah er zu, wie sie eifrig trank.
„Ist das Essen schon da?“ Nathaniels Stimme durchbrach die friedliche Stille.
„Auf dem Tisch“, sagte Jaime sanft, ohne die Augen von Srikkanth und Sophie abzuwenden. „Du kannst es mit in dein Zimmer nehmen, dann halten wir dich nicht vom Lernen ab.“
Nathaniel machte ein finsteres Gesicht, zog sein Essen aus der Tüte, sagte aber nichts mehr. Damit verschwand er dann wieder in seinem Zimmer, während Sophie ihr Bäuerchen machte, bevor Srikkanth ihr den Rest des Fläschchens gab.
„Er mag sie nicht“, kommentierte Srikkanth leise, nachdem Nathaniel seine Tür wieder schloss.
„Ich denke, alles, was ihn von seinem Studium abhält, mag er nicht“, scherzte Jaime. „Wenn ich jemanden hier habe, starrt er mich jedes Mal zornig an.“
„Es ist schon zu lange her, dass ich jemanden hier haben wollte“, entgegnete Srikkanth. „Ich denke, aus diesem Grund hatte ich noch nie das Vergnügen, so von ihm angestarrt zu werden. Aber er zahlt seine Miete pünktlich, hilft im Haushalt und ist kein Schlamper. Wir kommen so doch ganz gut mit ihm aus.“
„Oh, definitiv“, stimmte Jaime zu. Dabei dachte er an Nathaniels Vorgänger, der sein schmutziges Geschirr, seine schmutzige Wäsche und ein paar weitere weniger angenehme Dinge überall in der Wohnung verteilt hatte. „Komm, gib sie mir für eine Weile und iss dein Essen, bevor es kalt wird.“
„Was ist mit deinem Essen?“
„Schon vor langer Zeit habe ich die Kunst des einhändigen Essens perfektioniert“, antwortete Jaime und streckte seine Arme nach Sophie aus. „Teilst du jetzt?“
Einen Moment zögerte Srikkanth, bevor er einwilligte. „Ich denke, das ist in Ordnung. Es schien ihr vorhin nichts auszumachen, als du sie gehalten hast. Bei Nathaniel schrie sie sich die Seele aus dem Leib.“
Jaime legte Sophie in seine Armbeuge. „Und warum hast du das dann getan?“
„Weil sie über mein Hemd gespuckt hat“, erklärte Srikkanth. Er zog das Essen aus der Tüte und stellte es auf den Tisch. „Er hat angeboten, sie zu nehmen, solange ich mich umgezogen habe.“
„Das war echt nett von ihm“, bestätigte Jaime. „Das war ihr also nicht egal?“
„Ganz und gar nicht.“
„Dann bin ich ja froh, dass sie mich mag“, sagte Jaime, beugte sich hinab und küsste sanft ihre Stirn. Sein Herz schwoll in seiner Brust an.
Kapitel 6
Srikkanth war mit seinem Latein am Ende. Nach dem Abendessen hatte er Sophie wieder nach oben zum Schlafen gebracht. Sie hatte sich in ihre Wiege gekuschelt und war sofort eingeschlafen. Jetzt, eine Stunde später, schrie sie nur noch und Srikkanth konnte einfach nicht herausfinden, warum. Eine Flasche lehnte sie ab; ihre Windel war sauber; er überprüfte, ob ihre Kleidung irgendwo kniff. Er ging mit ihr durch die Wohnung, sang, schaukelte sie so viel, wie er konnte – er tat alles, was er sich denken konnte. Doch sie schrie immer noch. Also begann er noch mal vor vorne, ohne Erfolg. Als er sich schon geschlagen geben wollte, erschien Jaime in seiner Tür.
„Gib sie mir“, sagte er. „Geh joggen, du brauchst eine Pause.“
„Aber ...“
„Meine Schwester hatte eine Kolik und wenn sie die hatte, konnten wir nichts anderes tun, als uns abzuwechseln, damit sie keiner an die Wand warf“, beharrte
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