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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariel Tachna
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Schlimmste an einer Ohrinfektion für Babys ihres Alters ist der Schmerz. Das Antibiotikum braucht bis zu sechsunddreißig Stunden, um zu wirken. Sie möchten sie sicherlich nicht so lange schreien hören. Die Schmerzmittel helfen auch gegen das Fieber, was ihren Appetit wieder anregen sollte. Wenn es ihr in achtundvierzig Stunden nicht merklich besser geht, rufen sie uns an. Falls ihre Temperatur auf mehr als 39°C steigt, bringen sie sie wieder her oder fahren sie ins Notfallzentrum, wenn es nach Praxisschluss ist. Mit dem Antibiotikum sollte nichts von all dem passieren, aber ich ziehe es vor, alle Vorsichtsmaßnahmen zu nennen, als etwas zu riskieren.“
    Srikkanth spürte, wie bei all den Informationen seine Augen glänzten.
    „Mach dir keine Sorgen“, meinte Jaime sanft. „Ich hab alles. Lass uns die Medizin holen, die sie braucht, damit es ihr bald wieder besser gehen kann.“
    „Danke“, sagte Srikkanth zu dem Arzt. „Wir schätzen es sehr, dass sie uns so kurzfristig dran genommen haben.“
    „Wir lassen immer ein wenig Platz für kranke Patienten“, versicherte er ihm. „Nichts ist schlimmer, als ein krankes Baby zu haben, das nicht behandelt werden kann. Als meine Kinder in ihrem Alter waren, war nicht jeder so fürsorglich. Ich erinnere mich, meine Tochter in die Notaufnahme gebracht zu haben, für etwas, dass ihr Arzt hätte behandeln sollen. Nur bekamen wir keinen Termin. Ich schwöre, das werde ich meinen Patienten niemals antun, nachdem ich es selbst erlebte.“
    „Wir sind ihnen sehr dankbar.“ Jaime gab Sophie Srikkanth zurück und zog sich seine Jacke an.
    Sie gaben das Rezept in der Apotheke ab und suchten nach dem Schmerzmittel, das der Arzt empfohlen hatte. Als sie es gefunden hatten und noch ein paar andere Sachen holten, die Sophie brauchte, war auch das Rezept fertig.
     
     
    Zurück zu Hause gaben sie Sophie die Medizin. Ungeduldig warteten sie, dass das Tylenol wirkte und sie schlafen konnte. Sie erkannten den genauen Zeitpunkt, da sie fast sofort einschlief.
    „Ich leg sie ins Bett.“ Srikkanths Stimme verriet, wie müde er war.
    „Warum legst du dich nicht auch ein paar Minuten hin?“, schlug Jaime vor. „Ich brauch ungefähr eine halbe Stunde fürs Abendessen.“
    „Macht es dir was aus?“, fragte Srikkanth.
    „Natürlich nicht“, beharrte Jaime. „Na los, geh schon.“
    Srikkanth trug Sophie nach oben und legte sie in ihr Bett. Er selbst brach auf der Schlafcouch zusammen, die zwei Tage, nachdem das Kinderzimmer fertig war, angekommen war. „Irgendwann kriegst du einen chronischen Rückenschaden, wenn du immer in dem Schaukelstuhl schläfst“, hatte ihm Jaime neckend erklärt. Srikkanth war über dieses großzügige Geschenk sehr gerührt, wenn er es auch nur wenig benutzte. Er wollte Sophie nicht total verziehen, indem er immer in ihrem Zimmer schlief. Was war dann überhaupt der Grund, ein Kinderzimmer einzurichten, wenn er doch immer bei ihr schlief.
    Doch jetzt, da er sich wegen ihrer Infektion wirkliche Sorgen machte, war die Schlafcouch ein Geschenk des Himmels. Er konnte sich ausruhen und doch in der Nähe sein, wenn sie ihn brauchte. In ein paar Sekunden war auch er fest eingeschlafen.
     
     
    Da Jaime unten in der Küche keine Schritte hörte, ließ er sich Zeit mit dem Kochen. Srikkanth war sichtlich erschöpft und Jaime hielt es nicht für nötig, sich zu beeilen und ihn zu wecken. Während seine Hände wie von selbst die Champignons für die Champignon-Creme-Suppe seiner Mutter putzten, rasten seine Gedanken. Jedes Mal, wenn Srikkanth und er mit Sophie wohin gingen, nahmen die Menschen an, sie seien eine Familie. Sicher, er wollte, dass das wahr wäre. Srikkanth würde jedoch an ihrer alten Abmachung festhalten wollen, vermutete er. Jedenfalls gab er keine anderen Anzeichen. Abgesehen von all den kleinen Dingen, die sie scheinbar für alle anderen zu einem Paar machten. Srikkanth verließ sich auf Jaimes Unterstützung und Ratschläge, was Sophie betraf. Sie teilten sich eine Wohnung, den Haushalt, die finanziellen Belastungen. Alles, außer die Nähe und Behaglichkeit einer Liebesbeziehung.
    Er fand Srikkanth sehr attraktiv. Er mochte ihn. Er liebte Sophie. Das schien eine ordentliche Basis zu sein, um eine Beziehung aufzubauen. Vielleicht konnte er nach dem Abendessen einen Weg finden, das Thema anzusprechen.
    Eine halbe Stunde später war die Suppe fertig. Er ließ sie auf kleiner Stufe weiter köcheln, sodass sie nicht kalt wurde und machte sich

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