Ihre Beiden Väter
verlieren. Ich will, dass wir zusammen sind, wie ein richtiges Paar.“
„Das ist aber nicht das, was du seit dem Besuch der Sozialarbeiterin gesagt hast“, erinnerte ihn Jaime. „Das ist nicht das, was du Freitagabend gesagt hast.“
„Ich weiß“, gab Srikkanth zu, „und diese Ängste gehen auch über Nacht nicht weg. Aber ich werde einen Weg finden, sie zu bekämpfen. Wenn du mir nur noch eine Chance gibst.“
„Ich möchte kein Gefangener in meiner eigenen Wohnung sein“, warnte Jaime. „Ich kann so nicht leben. Wenn wir es tun sollten, will ich, dass wir ein normales Paar sind, zum Essen gehen oder in den Park. Oder einfach nur zusammen einkaufen, anstatt uns zu verstecken, als würden wir etwas Falsches tun, weil wir zusammen sind.“
Srikkanth schluckte heftig. Er rief sich in Erinnerung, dass andere schwule Paare es fortwährend schafften, ein normales Leben zu führen. Dass er vor diesem verhängnisvollen Klopfen an der Tür auch ein normales Leben geführt hatte. Dass Sophie genauso stolz auf ihn sein sollte, wie er auf sie. „Können wir mit kleinen Dingen anfangen?“, fragte er. „Ich möchte ein normales Leben für uns. Doch deswegen verschwindet die Angst nicht einfach so.“
„Solange du es versuchst“, räumte Jaime ein. „Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer es für dich war. Doch du lässt diese Fanatiker gewinnen, wenn du sie nicht bekämpfst und dein Leben in vollen Zügen lebst. Sie können so oft anrufen, wie sie wollen. Sophie wird nicht misshandelt. Sie wird nicht vernachlässigt. Sie wird geliebt und es wird für sie gesorgt, wie es für zwei Menschen überhaupt möglich ist. Sie hat ihr eigenes Zimmer, genügend zu essen und zwei Menschen, die in sie vernarrt sind. Wer immer da auch angerufen hat, kann so oft anrufen, wie er will. Niemand wird uns Sophie wegnehmen, nur weil wir schwul sind. Wir müssten schon irgendwas tun, um sie zu verletzen, damit sie das tun könnten.“
„Ich weiß“, sagte Srikkanth. „Die Sozialarbeiterin hat auch gesagt, dass es ihr egal ist, dass wir schwul sind, solange wir uns gut um Sophie kümmern. Ich bin nur nicht wirklich dazu bereit, regelmäßig Besuch von der Polizei zu bekommen, nur weil so ein intoleranter Scheißkerl weiter dort anruft. Aber es ist nicht fair, uns und Sophie gegenüber, wenn wir durch meine Angst nicht rausgehen können.“
„Wir?“, wiederholte Jaime, dessen Herz mit plötzlicher Hoffnung pochte.
„Wenn du mich noch willst“, sagte Srikkanth schüchtern. „Mit Ängsten und allem.“
„Wir haben alle Ängste“, betonte Jaime. „Wichtig ist, wie wir damit umgehen.“
„Die Tatsache, dass Sophie diejenige war, die bedroht wurde, hat mich davon abgehalten, so zu reagieren, wie ich es sonst mit solchen Menschen und ihren Vorurteilen tue“, erklärte Srikkanth. „Wenn ich sie nicht beschütze, wer dann?“
„Wir werden es tun“, erinnerte ihn Jaime. „Du hast es in der ersten Nacht gesagt. Zusammen sind wir stärker als alles, was sie uns antun könnten. Ich wünschte nur, ich wüsste, wer überhaupt diesen Anruf getätigt hat. Diese kleine, alte Lady gegenüber vom Parkplatz sieht mich immer so finster an, wenn sie mich sieht.“
Srikkanth schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass sie es war. Als ich gestern einkaufen war, war sie mit ihrem Hund draußen und hat mich gefragt, wie es meinem süßen Mädchen geht und warum sie sie seit einer Weile nicht mehr gesehen hat. Ich hab ihr gesagt, dass wir sie vielleicht verpasst haben. Sie meinte, ich sollte sie mal mit Sophie nachmittags besuchen kommen. Ich wusste gar nicht, dass sie lächeln kann, bis ich sie das erste Mal mit Sophie gesehen habe.“
„Vielleicht war es ...“
„Nicht“, unterbrach Srikkanth. „Diese Richtung unseres Gesprächs ist genauso unproduktiv wie mein Verstecken. Wir wissen nicht, wer es war und wir werden es auch nicht herausfinden. Es sei denn, derjenige spricht uns direkt an. Meine Zeit damit zu vergeuden, herauszufinden, wer uns so sehr hasst, um solch einen Anruf zu machen, ist so sinnlos wie mich hier zu vergraben. Das ist immer noch so, als würden sie gewinnen.“
„Du hast wohl seit Freitag viel nachgedacht“, bemerkte Jaime.
„Ja“, bestätigte Srikkanth, „das Meiste davon in der letzten Stunde. Ich bin früher nach Hause gekommen und in Panik geraten. Im Park hab ich dich mit diesen anderen Männern gesehen.“
„Paul und Jay“, meinte Jaime. „Sie leben ein paar Blocks weiter mit ihrem
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