Ihre Beiden Väter
da er das mit ihrem Vater zurzeit nicht haben konnte. Nach dem Essen war er joggen gegangen, um sich von dem Stress der Arbeit und der ausweglosen Situation mit Srikkanth zu befreien. Es hatte funktioniert. Doch es gab ihm sogar noch mehr, über das er nachdenken musste. Im Park war er einer anderen Familie begegnet. Ähnlich der, wie er glaubte, mit Srikkanth aufgebaut zu haben. Das Kind war älter, fünf oder vielleicht sechs Jahre alt. Das hatte seine Entschlossenheit verstärkt. Er war sogar auf das Paar zugegangen, hatte sich vorgestellt und sie nach den Reaktionen auf ihre Familie befragt. Manchmal begegneten sie immer noch Vorurteilen, hatten die beiden Männer geantwortet. Doch ihr Zusammensein, eine Familie zu sein, machte das alles mehr als wett. Sie haben ihrem Sohn beigebracht, was er angesichts dieser Beleidigungen sagen sollte und darauf stolz zu sein, wer er war und wer seine Eltern waren. Jaime hatte sich bei ihnen bedankt und war weiter gejoggt. Jetzt schmerzte es noch mehr, zu wissen, was Srikkanth und er haben könnten, wenn dieser es nur zulassen würde. Ein letztes Mal küsste er Sophie auf die Stirn, legte sie zurück in ihr Bett und ging nach unten. Er fragte sich, wie lange er es aushielt zu warten, bis Srikkanth wieder bei Sinnen war. Er weigerte sich, sich einzugestehen, dass sein Freund vielleicht nie seine Meinung ändern würde.
Am nächsten Morgen erhielt Srikkanth dasselbe kühle Nicken wie tags zuvor. Nichts in Jaimes Verhalten verriet etwas über seinen nächtlichen Ausflug. Er vermisste Srikkanth verzweifelt, aber er konnte nicht derjenige sein, der nachgab. Nicht, wenn er seine Selbstachtung noch behalten wollte. Für ein paar Wochen könnte er eventuell so leben wie Srikkanth es wollte. Vielleicht ein oder zwei Monate. Irgendwann würde er ihn dafür verachten. Die daraus resultierende Explosion würde viel schlimmer sein, als das, was er jetzt fühlte. Zumindest momentan hatte er noch Sophie. Er wollte, dass das auch so blieb. Doch das, was Srikkanth verlangte, konnte er nicht tun. Nicht auf Dauer. Allerdings konnte er Srikkanth nicht zwingen, seine Meinung zu ändern. Was bedeutete, er musste warten, bis er bereit dafür wäre, das zu tun und hoffen, dass es nicht zu lange dauerte. Nach den letzten drei Monaten wusste er nicht, ob er wieder zurück konnte und einfach nur Srikkanths Mitbewohner sein. Würde er ausziehen, würde er die Verbindung zu Sophie ganz verlieren.
Er versuchte, sich sein Verlangen nicht anmerken zu lassen und bot Srikkanth an, ein paar Stunden auf Sophie aufzupassen, falls er Dinge zu erledigen hatte. „Da du ja nicht mit ihr raus gehst, wenn ich nicht da bin.“
Bei diesem Kommentar zuckte Srikkanth zusammen. Daraufhin fühlte sich Jaime schlecht, doch er entschuldigte sich nicht. Srikkanth musste einsehen, wie lächerlich er sich verhielt. „Ich muss Lebensmittel einkaufen“, bestätigte dieser. „Bist du dir sicher? Es macht dir nichts aus, auf sie aufzupassen?“
„Wann hat mir das jemals etwas ausgemacht?“, fragte Jaime in bitterem Ton. Er versuchte, nicht gekränkt zu sein, dass Srikkanth wirklich dachte, die Veränderungen in ihrer Beziehung würde seine Beziehung zu Sophie beeinflussen. „Sie ist nicht diejenige, die mich verärgert hat.“
„Genau darüber ...“
„Du weißt, wie ich dazu stehe“, unterbrach ihn Jaime, der diese Diskussion nicht schon wieder führen wollte. „Geh deine Lebensmittel einkaufen und was du sonst noch brauchst. Sophie und ich werden es hier gut haben, solang du weg bist.“
Er gab Srikkanth keine Gelegenheit, das Gespräch fortzusetzen. Er nahm sich Sophie einfach und ging in sein Zimmer. Die Tür schloss er hinter sich. Damit war das Gespräch beendet.
Als er hörte, wie die Wohnungstür hinter Srikkanth ins Schloss fiel, trug er Sophie zurück ins Wohnzimmer. Er holte ein paar ihrer Spielsachen und setzte sich mit ihr auf den Boden. Er legte sie auf ihre Decke und sich daneben. Ihre Lieblingsrassel schwenkte er vor ihrem Gesicht. Sie lächelte und brabbelte und streckte ihre kleinen Hände danach aus. Sie ruderte mit ihren Armen, als sie versuchte, ihre Augen und Finger zu koordinieren. „Wie stur ist dein Daddy eigentlich?“, fragte er sie nach einer Weile.
Mit ihren eulenhaften, großen Augen blinzelte sie ihn an.
„Wie lange will er noch so tun, als würde er so leben wollen, ohne dass wir miteinander reden und du mittendrin?“, fuhr Jaime fort. „Du musst wissen, ich möchte das
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