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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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dürften sich spätestens nach ihrer Freilassung im November 2010 erübrigt haben. Alle führenden Oppositionspolitiker bestätigten ihre Rolle als legitime Anführerin der Demokratiebewegung. Im Vorfeld der Parlamentsnachwahlen fand sich die größte Menge der NLD -Anhänger zu ihren politischen Veranstaltungen ein. Sie erwies sich als genau dieselbe starke und volksnahe Anführerin, die sie schon im Wahlkampf 1990 gewesen und auch weiterhin geblieben war, obwohl es ihr all die Jahre im Hausarrest unmöglich gemacht hatten, eine formale politische Rolle zu spielen.
    Jetzt jedoch hat sie diese Rolle eingenommen, und ihr Norwegen-Aufenthalt im Juni 2012 wurde von vielen eher als eine Art Staatsbesuch wahrgenommen und nicht als Reise einer politischen Dissidentin.
    Während eines Interviews in Oslo sagte sie, ein Grund für ihre Reise sei, dass sie herausfinden wollte, wie sich die Welt in den letzten 25 Jahren verändert habe. Bereits nach ihrer Rede vor dem NLD -Hauptquartier im November 2010 hatte sie diese Veränderungen erwähnt. »Was mir als erstes auffiel, war die Tatsache, dass mich so viele junge Menschen willkommen hießen«, sagte sie, »und die meisten hatten Mobiltelefone, mit denen sie mich fotografierten. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt, und es ist natürlich klar, dass diese Kommunikationswerkzeuge, ebenso wie Facebook oder Twitter, die Voraussetzungen der politischen Arbeit verändern.«
    Auch in dem von mir geführten Interview im Februar 2011 betonte sie die Bedeutung der neuen Techniken. Sie gäben den Burmesen neue Möglichkeiten, mit der Welt zu kommunizieren, und erschwerten es dem Regime, die Informationsflut zu kontrollieren. Die heutige Welt habe weniger Grenzen, und Burma sei vielleicht auf dem Weg, ein Teil dieser neuen Welt zu werden.
    Auf der anderen Seite hat die Junta die Gespräche mit ihr oder die Handhabung ihrer Bewegungsfreiheit oft als Methode benutzt, um die Welt beschwichtigen. Sobald die Junta dann in internationalen Zusammenhängen ein bestimmtes Ergebnis erreichte, wurde der Demokratiebewegung erneut der Weg versperrt.
    Aber vielleicht lässt sich dadurch auch erklären, wieso Aung San Suu Kyi zu so einem starken globalen Symbol für Demokratie und Menschenrechte geworden ist. Wenn es die Hoffnungen auf eine durchlässigere und offenere Welt waren, die sie ins Rampenlicht geführt hatten, dann war es wahrscheinlich die Isolation, die sie in diesem Licht hat verbleiben lassen.
    Suu Kyi hat uns stets an das Misslingen erinnert.
    Zwar wurde die Welt nach dem Fall der Berliner Mauer freier, aber die Freiheit war relativ. China nahm eine wirtschaftliche Öffnung vor; Diplomaten und Unternehmer scharten sich um die Wachstumszentren an der chinesischen Ostküste. Politische Reformen hingegen waren nicht absehbar. Die Kommunistische Partei hat ihr Machtmonopol behalten. Dissidenten und unabhängige Journalisten werden verfolgt und inhaftiert. Chinas schneller Fortschritt hat eine völlig neue Weltordnung hervorgerufen, und Burmas Machthaber sind entschlossen, diesen Erfolgsweg zu kopieren.
    Aung San Suu Kyi hat in ihren politischen Kommentaren immer auf die Verbindung zwischen Politik und Ökonomie hingewiesen. Sie hat nicht nur aus moralischen Gründen für Wirtschaftssanktionen plädiert, sondern auch, weil diese eines der wenigen kraftvollen Instrumente darstellen, die man anwenden kann, wenn man von militärischer Gewalt absehen möchte. Doch Sanktionen funktionieren nur dann, wenn sich viele Länder daran beteiligen. Abgesehen davon können Länder und internationale Organisationen Diplomatie anwenden und politischen Druck ausüben, aber das hat in Burma nicht funktioniert.
    Als ich Aung San Suu Kyi während meines Interviews dazu befragte, wiederholte sie dieselbe Botschaft; die einzige Möglichkeit, eine Veränderung in ihrer Heimat zu bewirken, bestehe in einer geordneten internationalen Strategie. »Der beste Weg ist Koordination«, sagte sie.
    Aber trotz des offensichtlichen und seit 20 Jahren bestehenden Mangels an solch einer Koordination glaubt sie an eine bessere Politik in der Zukunft, so wie sie immer die hellen Seiten des Daseins im Auge behält, sei es nun in privater oder politischer Hinsicht. Der Gegenwart begegnet sie mit brutaler Ehrlichkeit, die Zukunft ist jedoch immer mit einem Hoffnungsschimmer versehen. Ob sie es tatsächlich so empfindet oder es sich nur antrainiert hat, um ihre Anhänger zu ermutigen, ist schwer zu beantworten.
    Das Faszinierende

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