Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
aufgehoben werden soll.
Angesichts der Veränderungen erwog die DVB bereits eine Rückkehr nach Burma.
»Alle Journalisten sind frei, und wir können offen im Land arbeiten«, sagte Aye Chan Naing. »Erst werden wir ein Büro im thailändischen Chiang Mai eröffnen, und wenn die Zensur aufgehoben wird, werden wir bestimmt wieder nach Rangun gehen.«
Aye Chan Naing kehrte im Februar 2012 nach 22 Jahren zum ersten Mal in seine Heimat zurück.
»Das war ein komisches Gefühl, und ich merkte, dass ich Angst hatte. Ich wusste ja nicht genau, was passieren könnte. Würden sie mich verhaften? Würde mich der Sicherheitsdienst verfolgen? Aber nichts davon geschah.«
»Wir erwägen, die staatlichen Medien unseres Landes in eine Art Public Service umzuwandeln«, sagte der stellvertretende Informationsminister Soe Win in Stockholm. »Der erste Schritt ist ein neues Mediengesetz, das im Sommer von unserem Parlament verabschiedet werden soll. Danach werden wir einen Medienrat mit Vertretern aller Mediengesellschaften einrichten, damit die Allgemeinheit eine Instanz hat, an die sie sich wenden kann, wenn sie sich von den Medien gekränkt fühlt.«
Aber meinen es die Machthaber in Burma tatsächlich ernst mit den Reformen oder ist das Ganze nur ein Taschenspielertrick, wie viele Kritiker behaupten?
»Vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Erfahrung mit diesem Regime, kann ich die Skepsis verstehen«, sagte Soe Win. »Aber wir werden den Reformprozess so lange fortsetzen, bis auch die größten Skeptiker überzeugt sind.«
Aye Chan Naing ist einer dieser Skeptiker, glaubt aber, dass es sachliche Gründe für den Reformprozess gibt.
»Die Regierung sagt, dass sie das Land verändert, weil sie vom Volk gewählt sei und dessen Wünschen entspreche, aber das stimmt natürlich nicht. Die Regierung ist gar nicht in einem angemessenen demokratischen Prozess gewählt worden. Aber viele aus der Elite des Landes sind es leid, in der internationalen Gemeinschaft so isoliert dazustehen, und bemängeln das Ausbleiben des Wachstums. Das Land ist ins Hintertreffen geraten, und die Reformen drehen sich primär darum, eine normale Beziehung mit der Weltgemeinschaft führen zu können.«
Meiner Ansicht nach steckt viel Wahres in dieser Analyse. Ich glaube, dass der positive Prozess, in dem sich Burma in den Jahren 2011 und 2012 befand, (mindestens) drei Ursachen hatte.
1. Die massive Rückständigkeit des Landes. Die seit 1962 bestehende Isolation, die Korruption, der Krieg sowie das militärische Machtmonopol haben die Wirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. Es gab nur begrenzte Möglichkeiten, ein funktionierender Bestandteil der Weltgemeinschaft zu werden und ein funktionierendes wirtschaftliches Wachstum zu erlangen. Auch wenn es äußerlich nicht sichtbar ist, gab es in all diesen Jahren dennoch bestimmte Kräfte innerhalb des Militärs, die sich eine andere Entwicklung wünschten und nicht glaubten, der Opposition stets mit geballter Faust begegnen zu müssen.
2. Die Abhängigkeit von China. Seit den Massakern 1988 hat China konsequent daran gearbeitet, seinen Einfluss – zumindest in ökonomischer Hinsicht – zu verstärken. Große Teile des nördlichen Burma werden mehr oder weniger von Peking kontrolliert. Das gilt insbesondere für die Bergwerke, die Holzwirtschaft und den Import von Konsumwaren. Der Einfluss dieser Großmacht im Norden ist seit fast tausend Jahren Burmas größte Sorge. Es ist daher erstaunlich, dass diese Situation so lange unverändert bleiben konnte, ohne dass irgendjemand ernsthaft reagierte. Die anderen Nachbarländer der ASEAN -Gruppe haben sich Burma ebenfalls schrittweise genähert, z. B. Indien, aber der Rest der Welt tat dies nicht. Letztlich waren die Machthaber gezwungen, eine Strategie zu erarbeiten, die das Land auch für die USA oder die EU öffnen könnte, um so die Macht Chinas auszubalancieren.
3. Der interne und externe politische Druck. Im Laufe der Zeit haben die Generäle begriffen, dass sie Aung San Suu Kyi nicht loswerden konnten, indem sie sie isolierten. Ihre Bedeutung wuchs, und die Safran-Revolution im Jahr 2007 zeigte, dass die interne Unzufriedenheit jederzeit in einen neuen Volksaufstand münden konnte. Auf lange Sicht wäre die Situation daher unhaltbar gewesen. Dazu kamen noch die Sanktionen der USA und der EU und der politische Druck aus großen Teilen der Welt. Westliche Diplomaten und Geschäftsleute, die jahrelang für eine Aufhebung der Sanktionen kämpften,
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