Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Mal mehr als früher an einem Dialog interessiert sind. Wir sind immer offen für Gespräche.«
Mittlerweile hat Burma mehrere Schritte in die richtige Richtung unternommen. Die kurz nach der Wahl 2010 zusammengetretene Regierung hat einen Reformprozess eingeleitet. Aber wie Aung San Suu Kyi im Juni 2012 in Oslo hervorhob, bleibt noch immer viel zu tun. Burma ist keine Demokratie, auch wenn das Land in den letzten Jahren die Züge eines demokratischen Systems angenommen hat. Selbst wenn die Opposition heute als solche agieren kann und ihren Kampf nicht mehr aus den Gefängniszellen heraus organisieren muss, sitzt das Militär noch immer an den Hebeln der Macht und kontrolliert das Parlament und die Regierung.
Jede Diktatur stürzt früher oder später. Gleichwohl haben Burmas Generäle die Fähigkeit entwickelt, alle Krisen auszusitzen und sich an der Macht festzuklammern. Schon immer wussten sie Länder und Interessen perfekt gegeneinander auszuspielen, mit dem einzigen Ziel, die Militärführung an der Macht zu halten.
Nach der Safran-Revolution im Jahr 2007 reiste der damalige UN-Gesandte Ibrahim Gambari nach Thailand, von wo aus er erneut Gespräche zwischen der Junta, Aung San Suu Kyi und Vertretern der ethnischen Minderheiten forderte. Die Haltung der Weltgemeinschaft im Hinblick auf Burma war inzwischen so kritisch wie nie zuvor. Die USA und die EU hatten neue Sanktionen eingeführt, unter anderem gegen den Handel mit Edelsteinen und Hölzern, außerdem gegen eine Gruppe von Junta-Mitgliedern und deren Familien. Sogar Russland und China waren bereit, die Burma-Frage im UN-Sicherheitsrat zu behandeln. In einer Resolution forderte die UN, dass der Konflikt in Burma auf friedliche Weise und ohne Übergriffe vonseiten des Militärs gelöst werden müsse. In Übereinstimmung mit den ASEAN -Mitgliedsländern behaupteten China und Russland im Prinzip jedoch weiterhin, dass es sich bei den Übergriffen in Burma um eine interne Angelegenheit handele, die andere Regierungen nichts anzugehen habe. Nichts geschah.
Lange Zeit wirkte die Lage bereits hoffnungslos. Innerhalb von 20 Jahren schickte die UN neun verschiedene Sondergesandte nach Burma, die dort insgesamt 14 Besuche absolvierten. Jedes Mal waren ihre Reisen von Spekulationen über einen baldigen Durchbruch begleitet, jedes Mal forderte der betreffende Gesandte einen Dialog. Und jedes Mal war das Ergebnis gleich Null.
Nicht einmal die Veröffentlichung von Berichten über Mord, Folter und Vergewaltigungen änderten etwas.
Im September 2005 präsentierten die Nobelpreisträger Václav Havel und Desmond Tutu den Burma-Bericht »Threat to the peace«. In diesem zeigten sie auf, dass die Lage in Burma schlimmer als in anderen Ländern war, mit denen sich die UN beschäftigten. Entscheidende Faktoren waren der Bürgerkrieg und die Übergriffe auf die ethnischen Minderheiten, aber auch die humanitäre Krise: Millionen Flüchtlinge in den burmesischen Nachbarländern, der Drogenhandel im Goldenen Dreieck, die sich verbreitende HIV-Epidemie. Dazu eine demokratisch gewählte Regierung, die nicht antreten durfte. Jeder dieser Faktoren wäre an sich schon ausreichend, um eine deutlichere Stellungnahme vonseiten der UN zu rechtfertigen, erklärten Havel und Tutu.
Aber nichts geschah. Die UN entzogen sich ihrer Verantwortung, die Zivilbevölkerung zu schützen.
Im Laufe von 15 Jahren traf ich in Burma mit vielen Menschen zusammen, darunter Aktivisten und »gewöhnliche« Burmesen, die den Glauben an die UN oder irgendeine andere internationale Organisation als maßgeblichen Faktor im Hinblick auf eine Veränderung verloren hatten.
»Wir rechnen nicht länger mit Hilfe von außen«, sagte ein junger NLD -Aktivist, mit dem ich am Tag nach meiner Begegnung mit Zaw Zaw im Jahr 2010 zusammentraf. »Nach 1988 gab es solche Hoffnungen. Viele, die nach den Massakern zur Grenze geflüchtet waren, rechneten mit militärischer Unterstützung, womöglich durch die USA , aber so war es nicht. Und seitdem hat ja nichts mehr funktioniert. Wir brauchen einen neuen Volksaufstand, um die Junta zu stürzen. Wir müssen im Untergrund arbeiten und den Widerstand organisieren.«
Besonders desperat ist die Situation bei den ethnischen Minderheiten, was nach der Wahl 2010 deutlich wurde. Ethnische Gruppen wie die Karen und die Kachin warnten die Weltgemeinschaft vor dem Risiko eines sich ausbreitenden Bürgerkriegs. Sie hatten gesehen, wie die Junta enorme Truppenstärken in den
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