Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Falsch verfügte und sich während ihrer erfolgreichen beruflichen Karriere davon leiten ließ. Gleichwohl trifft zu, dass sie sich nach Aung Sans Tod niemals mit einem neuen Mann einließ. Seine Bedeutung für das kollektive Bewusstsein Burmas war viel zu wichtig, als dass sie dies mit einem neuen Liebesverhältnis hätte »beflecken« wollen.
Während der gesamten 1950er Jahre kämpfte sie hart für einen gut funktionierenden Alltag. Ihre Arbeitstage waren lang, und es blieb nicht viel Zeit übrig, um sich um die Kinder zu kümmern. In dieser Hinsicht unterschied sie sich kaum von ihrem verstorbenen Mann. Genau wie er konnte sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und völlig in der Arbeit aufgehen. Gleichzeitig achtete sie darauf, dass den Kindern eine strikte und auch recht konservative Erziehung zuteil wurde. Auch das äußere Erscheinungsbild ihrer Kinder war ihr sehr wichtig. Wenn Besuch ins Haus kam, mussten sie immer ihre besten Sachen tragen, frisch gebügelt und frei von Schmutzflecken. Gegenüber Alan Clements berichtete Suu Kyi:
»Meine Mutter war eine äußerst starke Persönlichkeit, und ich vermute, dass ich das ebenso bin, wenn auch auf eine andere Art. Ich habe ein viel lockeres Verhältnis zu meinen Kindern. Die Beziehung zu meiner Mutter war immer recht formell. Sie spielte nie mit mir, als ich ein Kind war. Ich hingegen habe immer mit meinen Kindern gespielt, und oft haben wir lange Unterhaltungen und leidenschaftliche Diskussionen geführt, das können meine Söhne und ich nämlich sehr gut. Meine Mutter hat so etwas nie getan.«
Im Grunde genommen spiegelte Khin Kyis Verhältnis zu ihren Kindern die traditionelle burmesische Sicht auf Erziehung wider. Man erwartete von Kindern, dass sie größtenteils allein zurechtkamen. Der ehemalige UN-Generalsekretär U Thant, der sich in den 1940er Jahren der burmesischen Befreiungsbewegung anschloss, beschrieb einmal seine Kindheit als einen nie enden wollenden Ablauf von Tagen, an denen die Erwachsenen schlichtweg keinen Anteil hatten. Die Kinder im Viertel taten, was sie wollten, und gingen nur nach Hause, um etwas zu essen. Fertig gekochter Reis war in jeder Küche vorhanden.
Gleichzeitig wurde von den Kindern jedoch erwartet, dass sie den Älteren Respekt zollten. Früh lernten sie, sich vor den Erwachsenen zu verbeugen, genauso, wie sie es lernten, sich vor dem buddhistischen Altar zu verneigen, bevor sie abends zu Bett gingen.
Die Tatsache, dass Khin Kyi oft von ihrer Arbeit vereinnahmt war, bedeutete jedoch nicht, dass die Kinder tagsüber allein waren. Die Definition von Familie im Burma der 1950er Jahre war vielleicht nicht so ausgeprägt wie z. B. in Indien, aber auch nicht so eingeschränkt wie bei den modernen Kernfamilien des Westens. Ein Haushalt bestand für gewöhnlich aus Kindern, Eltern und Großeltern, manchmal ergänzt um eine Tante oder einen Onkel.
In der University Avenue gab es einen oder mehrere Hausangestellte, über einen längeren Zeitraum wohnte aber auch eine Tante im Haus, und ebenso Khin Kyis Vater, Pho Hnyin, der seinerzeit während seiner Jagdausflüge mit Jägern aus dem Karen-Volk zum Christentum konvertiert war.
Liest man die Berichte über Aung San Suu Kyis Mutter, ist auffällig, wie sehr sie trotz der großen geographischen und kulturellen Distanz an Alva Myrdal erinnert. Beide wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren und waren in einer Zeit aktiv, als Frauen langsam anfingen, das öffentliche Leben zu erobern. Sie hatten dieselben politischen Interessen und waren aktiv an der Gestaltung der Sozialpolitik ihres Heimatlandes beteiligt, insbesondere im Hinblick auf Frauen und Kinder. Beide waren darüber hinaus in der Lage, sich ganz und gar auf ihre Arbeit zu konzentrieren, und gleichzeitig fügten sich beide seltsamerweise in eine traditionelle Frauenrolle. Sie ließen ihren Männern den Vortritt und richteten den Großteil ihres Lebens auf den Mann in der Familie aus, ob er nun lebte oder bereits gestorben war.
Es ist auch durchaus denkbar, dass sich die beiden erfolgreichen Frauen in Indien begegneten, als sie für ihr jeweiliges Heimatland als Botschafterinnen tätig waren. Als Khin Kyi 1960 zur ersten Botschafterin Burmas ernannt wurde, hatte Alva Myrdal bereits vier Jahre in Neu-Delhi verbracht. Beide hatten Kontakt zu Premierminister Nehru und bewegten sich in den diplomatischen Kreisen der indischen Hauptstadt.
Aung San Suu Kyi war 15 Jahre alt, als sie in das westliche Nachbarland zog. Khin Kyi
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