Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Grateful Dead. »Mir gefällt die Botschaft in einigen der Bob-Marley-Songs«, sagte sie, als ich im Februar 2011 mit ihr zusammentraf. »Get up, stand up, stand up for your rights.«
Obwohl Michael Aris mehrmals darum ersucht hatte, war ihm nach 1995 kein Einreisevisum mehr erteilt worden. Das Leben war weitergegangen. Er hatte seine Arbeit als Wissenschaftler und Lehrer weitergeführt und sich an der Gründung eines Zentrums für tibetanische Studien an der Universität von Oxford beteiligt. Kurz vor Weihnachten 1998 hatte er erfahren, dass er an Prostatakrebs erkrankt war. Er rief seinen Freund Peter Carey an. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte er. »Die schlechte ist, dass ich Krebs habe. Die gute ist, dass ich die Absicht habe, ihn zu besiegen.«
Im Januar zeigten Untersuchungen, dass die Krankheit auf Lunge und Wirbelsäule übergegangen war. Michael wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb und beantragte sofort ein Visum für Burma. Er wollte seine Frau ein letztes Mal sehen. Aber selbst in dieser Situation wurde ihm die Einreise verweigert. Das Gesundheitswesen in Burma habe keine Möglichkeit, sich entsprechend um ihn zu kümmern, erklärte die Junta, schlug dann aber vor, dass Aung San Suu Kyi, »die sich bester Gesundheit erfreut, nach England reisen kann, um ihren sterbenden Mann zu treffen, der sie so gern sehen möchte«.
Es muss eine überaus schwierige Entscheidung gewesen sein, aber nachdem sie die Angelegenheit mehrmals am Telefon erörtert hatten, kamen die beiden überein, dass Suu Kyi in Burma bleiben sollte. Der Junta wäre es natürlich sehr lieb gewesen, wenn sie Burma verlassen hätte. Aber dann hätten sie die Generäle zweifellos an einer Rückkehr gehindert, und alle im Kampf gegen die Junta geleistete Arbeit wäre umsonst gewesen. Nachdem Michael ins Krankenhaus gekommen war, telefonierten die beiden jeden Abend miteinander. Die Junta hatte Suu Kyi noch immer nicht erlaubt, ein Telefon anzuschließen, also musste sie jedes Mal einen ausländischen Diplomaten aufsuchen, der Michaels Anruf annehmen konnte. Das funktionierte so lange, bis die Junta dahinter kam, was sie dort trieb, und eines Abends wurde die Leitung gekappt, nachdem sie sich gerade begrüßt hatten. Der Diplomat berichtete später, dass er in diesem Augenblick Suu Kyi das erste Mal habe weinen sehen.
Alexander studierte in den USA , kehrte aber vorübergehend nach Oxford zurück, um seinem Vater nahe zu sein. Er und Kim waren anderer Ansicht als ihre Eltern. Sie vermissten ihre Mutter und wollten gern, dass ihre Eltern Michaels letzte Tage gemeinsam verbrachten. »Sie können sich ja vorstellen, wie schwer es war, ihnen diesen Wunsch zu verweigern«, erzählte Suu Kyi später.
Um die Generäle zu einer Änderung ihrer Haltung zu bewegen, formte sich eine internationale Kampagne. Bill Clinton, Kofi Annan und Papst Johannes Paul II. appellierten an die Junta, Michael Aris einreisen zu lassen. Aber nichts half. Er starb an seinem Geburtstag, dem 27. März 1999.
»Sie ähnelten einander sehr«, sagt Debbie Stothard, die Michael während ihrer Zusammenarbeit mit Suu Kyi kennengelernt hatte. Debbie war 1998 zu Besuch in Europa und wurde dann auch von Michael nach Oxford eingeladen.
»Es war sehr beeindruckend, das Haus in 15 Park Town zu sehen«, erinnerte sie sich. »Er hatte es mehr oder weniger ihr zu Ehren eingerichtet. Überall hingen Bilder von ihr und all die Preise und Auszeichnungen, die sie im Laufe der Jahre bekommen hatte.« Nachdem sie einige Stunden miteinander gesprochen hatten, bestand Michael darauf, sie zum Bahnhof zu fahren, damit sie auch sicher nach Hause kommen würde.
»Das war ziemlich typisch«, sagt sie mit einem Lachen. »Ich habe die ganze Welt bereist und hätte problemlos auch allein zum Bahnhof kommen können. Aber er hatte dieselbe menschliche Fürsorglichkeit wie Suu Kyi. Sie achtet immer auf ihre Mitarbeiter. Sie kümmert sich um deren Familien, passt auf, dass sie genügend essen, und kocht Tee, wenn sie eine Pause brauchen. Er machte es genauso. Sie waren wie Zwillinge.«
Auf dem Weg zum Bahnhof fuhren sie durch das Zentrum von Oxford, und Michael zeigte ihr einige Orte, die Suu Kyi immer aufgesucht hatte. »Hier ist meine Suu spazieren gegangen, als die Kinder noch klein waren«, sagte er, als sie an einem Park vorbeikamen. Oder »hier arbeitete meine Suu«, als sie die Bodleian-Bibliothek passierten. Es war so, als hätte er – vor dem Hintergrund der
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